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Archiv-Artikel

Fangprämie unbeliebt

SPD und Grüne kritisieren scharf, dass Ticketkontrolleure bei der BVG Zuschlag für erwischte Schwarzfahrer erhalten

Die Entlohnungspraxis der Sicherheitsfirma GSE Protect, deren Mitarbeiter für die BVG Tickets kontrollieren, wird von den Verkehrsexperten der Parteien scharf kritisiert. „Wenn eine Prämie von der Zahl der erwischten Schwarzfahrer abhängig gemacht wird, ist das nicht das rechte Mittel“, sagte Christian Gaebler, der Verkehrsfachmann der SPD-Fraktion, gestern. Es sei merkwürdig, dass sich die Firma nicht zu ihrem Anreizsystem äußere. „Die BVG muss die GSE dazu zwingen, ihre Praktiken offen zu legen – und sich notfalls von ihr trennen.“

Die GSE-Kontrolleure erhalten zusätzlich zu ihrem Grundlohn eine Zulage (die taz berichtete). Sie wird am Monatsende ausgezahlt und orientiert sich nach Aussagen von GSE-Mitarbeitern daran, wie viele Schwarzfahrer der Kontrolleur im Schnitt pro Arbeitstag erwischt hat. Durch die Kombination eines niedrigen Lohns mit der Fangprämie wächst der Druck auf die Kontrolleure. „Deshalb werden Leute aufgeschrieben, bei denen man auch Kulanz zeigen könnte“, sagt ein GSE-Mitarbeiter.

Das Kontrollgeschäft sei auch eine Art Kundenservice, sagt der SPD-Abgeordnete Gaebler. „Gerade Kunden, die durch das Lösen eines falschen Tickets in eine Grauzone geraten sind, dürfen nicht wie Verbrecher behandelt werden.“ Kritik kommt auch von der grünen Verkehrsfachfrau Claudia Hämmerling. „Menschliche Tugenden wie Augenmaß, Kulanz oder Nachsicht werden durch eine Fangprämie auch noch bestraft.“ Zudem beschädigten unterbezahlte und gestresste Kontrolleure das Image der BVG. Die Grüne schlägt vor, dass mehr BVG-Angestellte aus dem Personalüberhang Kontrollschichten übernehmen sollten.

ULRICH SCHULTE

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