Familientreffen Nord- und Südkorea: Emotionales Wiedersehen
Nach langer Pause gab es erstmals wieder Begnungen von Familienangehörigen aus Nord- und Südkorea. Auf solch ein Treffen warten mehr als 70.000 Südkoreaner.
SOKCHO afp | Nach mehr als dreijähriger Unterbrechung sind die Familientreffen zwischen Nord- und Südkorea wieder aufgenommen worden. 82 ältere Südkoreaner trafen am Donnerstagnachmittag (Ortszeit) in dem nordkoreanischen Feriengebiet Kumgang 180 Angehörige aus Nordkorea, die sie seit dem Koreakrieg von 1950 bis 1953 nicht mehr gesehen hatten.
Die meisten Teilnehmer an dem emotionalen Wiedersehen waren über 80 Jahre alt, wie das südkoreanische Wiedervereinigungsministerium mitteilte. Nach einem gemeinsamen Abendessen am Donnerstagabend sollten am Freitag privatere Treffen folgen.
Das Programm zu den Familientreffen, bei denen bislang Tausende Menschen kurzzeitig ihre Angehörigen sehen konnten, hatte im Jahr 2000 begonnen. 2010 wurden die Treffen nach einem nordkoreanischen Artillerieangriff auf eine im Grenzgebiet gelegene südkoreanische Insel unterbrochen und erst jetzt nach schwierigen Verhandlungen zwischen Pjöngjang und Seoul wieder aufgenommen.
Der Korea-Krieg endete mit einem Waffenstillstand, zwischen beiden Ländern gibt es aber keinen Friedensvertrag. Bis heute sind direkte Briefwechsel oder Telefongespräche nicht möglich.
Viele der älteren Teilnehmer des Treffens ließen sich von jüngeren Angehörigen begleiten. Zwei Frauen mussten im Krankenwagen nach Nordkorea gebracht werden. Der 81-jährige Kim Dong Bin sorgte sich, ob er seine ältere Schwester überhaupt erkennen werde. „Ich glaube, wenn ich ihr Gesicht sehe, werde ich glauben, dass ich träume“, sagte er vor der Abfahrt. Er sei sich darüber im Klaren, dass ihr erstes Wiedersehen aller Voraussicht nach auch das letzte sein werde.
Unter den Teilnehmern waren der südkoreanischen Regierung zufolge auch zwei Fischer, die in den 1970er Jahren nach Nordkorea verschleppt worden waren.
Die Zeit für weitere Treffen drängt: Derzeit stehen mehr als 70.000 Südkoreaner auf einer offiziellen Warteliste. Doch allein im vergangenen Jahr starben 3.800 der Wartenden, ohne ihre Angehörigen wiedergesehen zu haben.
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