trend: Falten für den Feed
Ältere Menschen werden online immer sichtbarer. Das zeigen drei Accounts auf Tiktok und Instagram

Social Media macht dumm, ist nur was für junge Menschen, die dort Tanzvideos posten oder auf den nächsten Fake reinfallen – denken viele Ältere. Aber die Zeit der Altersgrenze bei Tiktok ist vorbei, auch alte Menschen können viral gehen und auf Falschmeldungen reinfallen.
Dass das wunderbar zusammengeht, zeigen Accounts wie „Oma geht steil“ – auf Tiktok mit beachtlichen 330.000 Followern. Dort testet eine Gruppe älterer Menschen neue Dinge: Takis (angeblich die schärfsten Chips der Welt), Bubble Tea, Center Shocks oder schicke Restaurants. Das viral gegangene Kartoffel-Rating? „Pommes auf die 1“ – logisch! Nehmen sie auch mit. Eine Oma rankt dort deutsches Essen mit ulkigen Kommentaren wie: „Hmm, Schlabberschlabber Schnülzchen.“
Auch „Grandma Droniak“ mit 75 Millionen Followern zeigt, wie viel Witz in einer 95-Jährigen stecken kann. Sie trägt Shirts mit Aufdrucken wie „I love to make boys cry“ oder „Not flirting just hot and talking“, präsentiert ihre Kirschohrringe oder plant ihr Outfit für die nächste Beerdigung. Geführt wird der Account von ihrem Enkel – denn manchmal braucht es junge Menschen, die helfen, die Technik zu verstehen oder einen Trend zu erklären.
Dass solche Kooperationen mehr sind als nur Clickbait, zeigt etwa Rashid Hamid. Der Krankenpfleger drehte mit „Oma Lotti“ bis zu ihrem Tod mit 93 Jahren liebevolle Clips, besuchte sie täglich – und schrieb ein Buch über diese besondere Freundschaft.
Solche Accounts können zudem ein kleines Gegengift gegen Einsamkeit sein. Alte Menschen sind häufiger sozial isoliert, verwitwet oder gesundheitlich eingeschränkt. Auf Social Media sichtbar zu sein – mit Falten, Rollatoren und Altersflecken – bedeutet Teilhabe. Es zeigt: Es gibt kein „zu alt“ für Tiktok, Insta und Co. Und es ist, ehrlich gesagt, auch einfach süß. Ann-Kathrin Leclère
„Omagehtsteil“, „grandma_droniak“ oder„Pflegesmile“auf Tiktok und Instagram
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen