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Archiv-Artikel

bethanien-verkauf Falsches Signal

Vor drei Wochen ist der gesamte Filmpark Babelsberg für einen Euro verkauft worden. Jetzt hält sich hartnäckig das Gerücht, das Kreuzberger Bethanien sei ebenfalls für den symbolischen Preis zu haben. Zwar dementiert die Bürgermeisterin noch die Summe und den Verkauf, will sie doch den Investor oder gar den Finanzsenator nicht verschrecken. Doch die Spatzen pfeifen den „One-Dollar-Coup“ längst von den Dächern.

KOMMENTARVON ROLF LAUTENSCHLÄGER

Wechselt das Bethanien den Besitzer zu dem besagten Preis, dann geht mehr als nur der eine Euro über den Tisch. Über den Tisch geht ein gefährlicher Paradigmenwechsel in der Einschätzung baulicher, sozialer und kultureller Werte. Denn das Bethanien ist nicht nur ein historisch wertvolles und intaktes Gebäude, an dem es üblicherweise hier und da durch die Fenster und Ritzen zieht, das aber bei weitem keine Ruine ist. Das Haus verkörpert zudem durch seine soziale Funktion sowie kulturelle Arbeit und Ausstrahlung eine ganz spezifische Chiffre für Berlin, deren Mehrwert sich zwar nicht bemessen lässt, der aber existiert. Das Bethanien ist Hausbesetzung und Georg von Rauch, ist Ton Steine Scherben und das Sozialamt, ist das Künstlerhaus und die Kita, ist: Kreuzberg.

Dass das nur einen Euro wert sein soll, kann man sich kaum vorstellen. Oder doch? Angesichts leerer Kassen und einer Endlos-Geschichte um die wirtschaftliche Zukunft des Bethanien scheint manchen der Letzte-Hemd-Verkauf opportun. Hauptsache das Ding ist weg, hoffentlich macht der Investor noch was draus, ist die Ansicht.

Doch von dieser Haltung geht zugleich ein Signal aus, das fatal ist sowohl für das Bethanien als auch für andere kulturelle Standorte der Stadt. Es ist ein Signal, das sonst nur noch von Schrotthändlern ausgeht.