■ Da ärgert sich der Astronom: Falsches Glitzern im All
London (dpa/taz) – Roßtäuscherisch glitzernde Satelliten sorgen bei Astronomen weltweit für Ärger und Verwirrung. Schuld an diesem unschönen Umstand ist das internationale Telefonkonsortium „Iridium LLC“ in Washington, das seit vergangenen Mai insgesamt 72 funkelnde Satelliten für ein globales Mobilfunknetz in den Himmel geschossen hat.
Seither häufen sich Meldungen über angebliche Sternenexplosionen, deren Urheber nach einem Bericht des britischen Wissenschaftsmagazins New Scientist (Nr. 2117, S.17) verwirrte Hobby- Astronomen sind, die mit bloßem Auge Sternenexplosionen am Nachthimmel beobachtet haben wollen.
Rob Watson, Ingenieur der „Science Applications International Corporation“ in Los Angeles, hat in den reflektierenden Antennen der Iridium-Satelliten jedoch eine andere Erklärung für die sekundenlangen Lichtblitze gefunden: Die Bauteile strahlten im Sonnenlicht zwar nicht so hell wie der Mond, aber immerhin 23mal stärker als die Venus.
„Ein Amateur könnte das Licht wirklich für eine Supernova halten. Viele von ihnen rufen dann bei uns an und werden böse, wenn wir ihnen die wahre Ursache nennen“, ergänzt Dan Green vom Harvard- Smithonian-Zentrum für Astrophysik in Cambridge.
Die aufgeregten Anrufe nehmen inzwischen einen erheblichen Teil von Greens Arbeitszeit ein. Darüber hinaus stören die von den Telefonsatelliten ausgehenden elektromagnetischen Wellen die empfindlichen Meßgeräte der Sternenforscher, denen auf diese Weise der Blick auf das Firmament verstellt wird.
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