■ Falsche Sparsamkeit: Der Tunnel muß weg
Bislang haben sich nur die betroffenen Innenstadtbezirke gegen die gigantischen Verkehrsplanungen im zentralen Bereich gewehrt. Allerdings ohne Erfolg. Dies könnte sich nun schnell ändern. Stadtrandbezirke, die sich für die Themen Zentralbahnhof, Tunnelbohrerei und Innenstadt-Straßenring in der Vergangenheit nicht erwärmen konnten, werden vielleicht bei der Aufstellung des Doppelhaushalts hellhörig. Bei den staatlichen Bauprojekten in der City, von denen sich so mancher Stadtplaner an den Größenwahn der Nazi-Architekten erinnert fühlt, geht es um ihr Geld. Eine Viertelmilliarde Mark, die die kommenden sieben Jahre gleichmäßig über alle dreizehn Bezirke verteilt werden sollte, soll nun in Form einer Autoröhre nur noch an einer Stelle der Stadt verbuddelt werden: zwischen Potsdamer Platz und dem neuen Regierungsviertel im Spreebogen. Will der Senat mit seiner Finanzpolitik jetzt alle Kommunalpolitiker in dieser Stadt gegen den Autotunnel aufbringen?
Daß der Baubeginn der Nord- und Osttangente aus Geldmangel auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben worden ist, mögen Umweltpolitiker begrüßen. Aber daß für einen Autotunnel bis zum Jahr 2001 an sicheren Schulwegen, neuen Radwegen und Umbauten für behinderte Verkehrsteilnehmer gespart werden soll, ist ein Sparen an falscher Stelle. Zumal der Sinn des Tunnels ohnehin nur schwer zu begründen ist, werden nach seiner Eröffnung dort die Autofahrer die meiste Zeit im Stau stehen. Vielleicht ist es ja der akute Geldmangel, mit dem die Große Koalition im letzten Jahr ihrer Legislaturperiode beim Thema Verkehr zumindest zu finanzpolitischer Vernunft gezwungen werden kann. Es sollte nicht in den Bezirkshaushalten gestrichen werden, sondern auf dem Reißbrett: Der Tunnel muß weg. Dirk Wildt
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