Falsche Merkel auf Twitter: Mürrische Kanzlerin
Auf Twitter treibt die „Grumpy Merkel“ ihr Unwesen. Sie beschimpft Politiker, widerspricht ihrem Regierungssprecher und hasst den Papst.
Angela Merkel. Unsere Angie. Immer in 50 Grau-Braun-Schattierungen gekleidet. Immer absolut korrekt. Immer bedacht auf ihre Wortwahl. Doch ihre heruntergezogenen Mundwinkel deuten durchaus auf eine mürrische Angela Merkel hin. Eine schlechtgelaunte.
Und siehe da, auf Twitter tweetet @GrumpyMerkel fröhlich vor sich hin. Wobei fröhlich das falsche Wort ist. Sie schreibt Dinge, die sie niemals öffentlich aussprechen würde, wie zum Beispiel „Zyniker und Menschenfeinde haben nie gelernt, sich zunächst einmal selbst zu hassen“. Oder: „Verstehe das Getöse um dieses Konklave nicht. Wenn sich die Jungs der CSU-Landesgruppe treffen und Sex haben, geht das doch auch im Stillen.“
In Höchstform kommt die mürrische Merkel erst, wenn sie andere Politiker in ihre Schranken weist. Als SPD-Spitzenkandidat Peer Steinbrück verkündet, „wir werden für eine gleiche Bezahlung von Frauen und Männern sorgen müssen!“, antwortet sie: „Mein Geld kriegst du nicht.“ Die Grumpy Merkel ist unterhaltsam, garstig und hat bereits eine Fanbase – mehr als 500 Follower und dabei ist sie erst seit dem 10. März bei Twitter.
Die falsche Merkel steht für eine Misanthropie, die unserer Gesellschaft mittlerweile inhärent ist. Wir haben keine Lust mehr auf sinnloses Politgeschwätz. Wir wollen keine Politiker, die das sagen, was wir hören wollen. Wir wollen Authentizität. Wir brauchen die „Publikumsbeschimpferin“ Angela „Sauer“-Merkel. Sie spricht uns aus der Seele, ihr wollen wir folgen.
Die Idee der „Grumpy Merkel“ ist nicht neu. Sie ist eine Referenz zu @VeryGrumpyCat. Eine griesgrämige Katze, die Menschen hasst – und die ebenfalls herunterhängende Mundwinkel hat. Die Katze kann natürlich nicht tweeten, aber Angela Merkel schon. Also könnte „GrumpyMerkel“ auch die echte Angie sein. Was für ein schöner Gedanke. Eine menschenhassende Angela Merkel, die als der neue Papst auf dem Balkon tritt, bei Twitter schreibt: „Ich hasse den jetzt schon.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Demokratieförderung nach Ende der Ampel
Die Lage ist dramatisch