: Falsche Karte
3. LIGA Die Fußballer von Holstein Kiel fallen nach einem 0:1 gegen Duisburg ins Tabellenmittelfeld zurück
Trainer Karsten Neitzel über den Umgang der Schiedsrichter mit Holstein Kiel
Cholerische Ausbrüche an der Seitenlinie sind nicht die Sache von Karsten Neitzel, dem 45 Jahre alten Trainer von Holstein Kiel. Neitzel gelang es am Samstag lange Zeit, seinen Groll auf den Unparteiischen zu unterdrücken. Dabei war es eine Fehlentscheidung des etwas überheblich wirkenden Referees Patrick Ittrich, die eine gewichtige Rolle spielte bei der 0:1-Heimniederlage der Kieler gegen den MSV Duisburg .
Nach dem Spiel sprach Neitzel zunächst unaufgeregt davon, dass seine Mannschaft ganz gut in die Partie gekommen sei, dass die Rote Karte für seinen Innenverteidiger Marcel Gebers (11.) die Gegebenheiten verändert habe und dass dies zu einigen Problemen im Spiel seines Teams geführt habe. Erst auf Nachfrage, wie er denn die Situation bewerte, die zur Roten Karte seines Abwehrchefs geführt hatte, brach der Unmut aus Neitzel heraus. „Ich sehe es ganz anders als mein Duisburger Trainerkollege Karsten Baumann. Natürlich war die Entscheidung des Schiedsrichters falsch – ich habe das auch noch einmal im Fernsehen verfolgen können.“
Als Neitzel dann erst einmal jegliche Zurückhaltung abgelegt hatte, setzte er noch einen drauf. „Es waren schon in den vergangenen Wochen ein paar falsche Entscheidungen gegen uns dabei gewesen. Und jetzt noch diese Rote Karte – so langsam wird es unappetitlich“, zürnte der gebürtige Dresdner. Es klang beinahe so, als würde Holstein Kiel per se von den Schiedsrichtern benachteiligt werden, als besäße der Aufsteiger bei den Schiedsrichtern keine Lobby. „Ja, man könnte so etwas denken“, sagte Neitzel.
Was genau war in dieser elften Minute auf dem Rasen des Holstein-Stadions geschehen? Der Kieler Mittelfeldspieler Tim Danneberg hatte durch ein schlampiges Zuspiel die Gäste aus Duisburg in Ballbesitz gebracht. Nach dem Steilpass auf Angreifer Kingsley Onuegbu wurde dieser zwar von Kiels Marcel Gebers ohne Frage zu Fall gebracht, die Rote Karte war aber zu hart. Schließlich befand sich auch noch der zweite Kieler Innenverteidiger Hauke Wahl in der Nähe des Balls, wodurch auch er noch ins Spielgeschehen hätte eingreifen können.
Es war also keine „Notbremse“ von Gebers. Gelb hätte gereicht.
Den anschließenden Freistoß schnippelte der Duisburger Pierre de Wit vor der neuen Kieler Drittliga-Rekordkulisse von 6.030 Zuschauern mal eben über die Holstein-Mauer hinweg zum 0:1 ins Tor – und damit war die Partie genau genommen auch schon entschieden. Der weitere Spielverlauf bot viel Langeweile.
Nach einem starken Start in die Saison sind die Kieler wieder geerdet worden. Gegen Duisburg kassierten die Schleswig-Holsteiner die zweite Heimniederlage hintereinander. Mit ihren 15 Punkten fielen sie am zehnten Spieltag aus der Spitzengruppe der Dritten Liga ins Tabellenmittelfeld zurück. „Ja, wir haben aus den letzten vier Spielen nur einen Punkt geholt“, sagt Trainer Neitzel. „Und so manch einer fragt sich wohl, ob jetzt der Absturz kommt. Ich aber sage, dass wir uns bald wieder mit Punkten belohnen werden – und das ist kein Pfeifen im Walde. Wir müssen weiter an uns glauben.“
Zur gleichen Erwartungshaltung gelangte auch Abwehrspieler Gebers: „Wir waren auch in den vergangenen vier Partien gut. Irgendwann muss das Glück wieder auf unserer Seite sein.“ CHRISTIAN GÖRTZEN