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Falahian plante Deal

■ Deutsch-iranische Geheimgespräche

Berlin (dpa) – Irans Geheimdienstminister Ali Falahian wollte der Bundesregierung während seines international kritisierten Besuchs in Bonn nach Angaben aus London ein umfangreiches „Geschäft“ vorschlagen. Iranische und britische Kreise in London, die nicht näher identifiziert werden wollten, berichteten, Falahian habe die Freilassung von vier Bundesbürgern angeboten, die unter den verschiedensten Beschuldigungen – von Steuerbetrug bis Spionage – in Teheran festgehalten werden. Im Gegenzug dazu wollte er von Bonn die Zusicherung, den heute beginnenden „Mykonos-Prozeß“ gegen fünf iranische Agenten zu verschieben. In dem Prozeß geht es um den Mord an vier Kurdenführern in Berlin im vergangenen Jahr. Nach Angaben aus iranischen Kreisen könnten hohe Teheraner Offizielle in diesem Prozeß als Hintermänner in mehr als 40 Mordfällen in elf europäischen Ländern seit 1989 an den Pranger gestellt werden. – Dieses „Geschäft“ sollte nach den Wünschen Teherans nach jenem Muster ablaufen, das Iran in den 80er Jahren bereits erfolgreich mit Paris und London gestrickt hatte. Großbritannien hatte zwei verurteilten iranischen Terroristen 1987 stillschweigend die Ausreise erlaubt. Frankreich wiederum gestattete 1988 einem mutmaßlichen Führer des iranischen „Terroristen-Netzwerks“ die Ausreise. Auch ein Verfahren gegen vier Männer, die des Mordes an dem ehemaligen iranischen Regierungschef Bakhtiar verdächtigt wurden, wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Falahian soll auch „etwas Positives“ im Zusammenhang mit dem israelischen Piloten Ron Arad versprochen haben, der vermutlich von der Hisbollah in Libanon gefangengehalten wird.

Staatsminister Bernd Schmidbauer, der die Gespräche mit Falahian und seiner Delegation führte, hatte in der vergangenen Woche mit einem klaren Nein auf die Frage geantwortet, ob die „Mykonos“-Morde bei dem Treffen erörtert wurden.

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