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Fairneß für Mao

■ betr.: „Der Himmel ist hoch und die Hauptstadt ist weit“, taz vom 24.12.93

[...] Ich bin kein Historiker. Ich weiß nicht, ob es in der Weltgeschichte je einen Herrscher gegeben hat, der vom ersten bis zum letzten Tag seiner Herrschaft nur Richtiges und nie Falsches getan hat. Oder ob es je einen Herrscher gegeben hat, der am Anfang seiner Herrschaft nur Böses und später nur Gutes getan hat. Aber ich weiß, es hat Politiker gegeben, die am Anfang beim Volk beliebt waren, weil sie sehr viel für ihr Land getan hatten, die aber später leider von der Macht verdorben und despotisch wurden. Mao Zedong war einer von solchen Politiker.

Nach Stalins Tod meinte Mao, daß Stalin in seinem Leben 70 Prozent Erfolg errungen und 30 Prozent Fehler gemacht hätte. Ich bin kein Mathematiker, weiß nicht, ob Mao Stalin richtig einschätzte. Aber, daß Mao Stalin nicht total verneinte, finde ich fair. Und diese Fairneß gilt auch für Mao selber. Trotz alledem, Tatsache bleibt, Mao hat China endgültig von allen ausländischen Aggressoren und Besatzern befreit, Mao hat ein souveränes, neues China gegründet, Mao hat es ermöglicht, daß wir Chinesen unter normalen Bedingungen nicht mehr massenhaft an Hunger oder Kälte sterben. Während wir Lehren aus Maos Fehlern ziehen, vergessen wir auch nicht Maos Verdienste. Als Gründer der Volksrepublik soll sein Bild im Herzen seines Landes hängen als Denkmal für die heroische und glorreiche Revolution, als Aufruf zum weiteren Kampf um den Aufbau eines reichen und starken sozialistischen Staates. Personenkult soll ein für allemal abgeschafft werden. Geschichte soll ihr wahres Gesicht bewahren. Das Kind soll man nicht mit dem Bade ausschütten. [...] Prof. Zhou Chun, Berlin

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