piwik no script img

Facebook-Gruppe gelöschtJagd auf Down-Syndrom-Kinder

Eine Facebook-Gruppe hat versucht, Stimmung gegen Kinder mit Down-Syndrom zu machen. Die italienische Gleichstellungsministerin kündigte rechtliche Schritte an, mittlerweile ist die Seite gelöscht.

...nur Kinder mit Down-Syndrom waren offensichtlich in der besagten Gruppe nicht erwünscht. Bild: dpa

ROM dpa/afp | Eine im Online-Netzwerk Facebook verbreitete Aktion gegen behinderte Kinder hat in Italien für helle Empörung gesorgt. Mit dem unsozialen Slogan "Lasst uns Kinder mit dem Down-Syndrom für Schießübungen benutzen" hatte eine Gruppe in dem Online-Netzwerk bis Montagmorgen bereits über 1.700 Mitglieder für sich gewonnen.

Illustriert durch das Foto eines Babys mit Down-Syndrom, auf dessen Stirn das Wort "Idiot" prangt, warb der Gruppengründer auf seiner Facebook-Seite unter anderem damit, "die Gesellschaft auf leichte Weise von einer Last zu befreien".

Die italienische Gleichstellungsministerin, Mara Carfagna, bezeichnete die Initiative als "absolut inakzeptabel" und kündigte rechtliche Schritte gegen den Gründer der Gruppe an. Auch die Facebook-Verantwortlichen reagierten: Die Seite wurde noch am Montag gelöscht. Zudem bildeten sich binnen kürzester Zeit Gegengruppen, von denen eine bereits mehr als 17.000 Mitglieder zählt.

Es ist nicht das erste Mal, dass eine über Facebook verbreitete Aktion in Italien unter Beschuss gerät. Im Oktober 2009 ging die Regierung gegen eine Gruppe mit dem Namen "Tötet Berlusconi" vor. Ein Jahr zuvor hatte eine Gruppe von Mafia-Fans unter dem Titel "Omertà" für Aufregung gesorgt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

8 Kommentare

 / 
  • FH
    Fam Heinze

    So einiges will ich hier nun auch mal loslassen,

     

    meine Tochter ist 4 Jahre alt und hat das Downsyndrom, wenn ich lese, was manche schreiben, habe ich das Gefühl, das wenige hier Menschen mit DS kennen und das es liebevolle Menschen sind.

    Allerdings sehe ich auch das es Menschen gibt die wirklich geistig Krank sind, weil anders kann man das nicht nennen was der Mensch in It das vollbracht hat und viel schlimmer ists das es innerhalb kurzer Zeit soviele gibt die das gut finden.

     

    200 Std soziale Arbeit ist viel zu wenig alle 1700 die diese Gruppe gut fanden sollten ein Leben lang mit und für behinderte Menschen leben

     

     

    mfg R Heinze

  • P
    pEt

    @gosig

    auch das internet ist echte welt.....

  • T
    Taz-O-Mat

    Möönsch, irgendwer muss Koprolalie-Käthe mal sagen, dass sie das vorgegebene "Ihren Kommentar hier eingeben" aus dem Textfeld weglöschen kann. ;-)

     

    Zum Artikel: An Geschmacklosigkeit kaum noch zu überbieten. Weit über die Grenzen auch richtig schlechter Witze hinaus. Ein gutes Zeichen aus Italien wäre es, würde der Urheber der Aktion eine saftige Geldstrafe und 200 Sozialstunden in einem Behindertenheim aufgebrummt bekommen.

  • K
    käthe

    Ihren Kommentar hier eingeben

    man könnte sagen, "ach, gott, 'facebook'" - oder "ach du scheiße, 'facebook'".

    de facto tummeln sich bei "facebook" eben genauso viele arschgeigen wie im richtigen leben und der vorteil bei "facebook" besteht darin, dass man so eine üble kackgruppe löschen kann. im richtigen leben hat es sich was mit "ratzfatz weg damit", das ist manchmal wirklich schade.

  • P
    petterson

    "Mit dem unsozialen Slogan 'Lasst uns Kinder mit dem Down-Syndrom für Schießübungen benutzen' hatte eine Gruppe in dem Online-Netzwerk bis Montagmorgen bereits über 1.700 Mitglieder für sich gewonnen." - Das Adektiv "unsozial" ist in diesem Zusammenhang aus meiner Sicht ziemlich unpassend. Wenn ich mich unsozial verhalte, schade ich anderen z.B. durch Steuerhinterziehung. Hier aber geht es um Leben und Tod.

  • R
    rofl

    "die Gesellschaft auf leichte Weise von einer Last zu befreien".

     

    Aha.

    Drückt dem Spacken n Samuraischwert in die Hand, damit er mittels Seppuku die Gelegenheit bekommt "die Gesellschaft auf leichte Weise von einer Last zu befreien".

    Nämlich von der Last seiner eigenen Borniertheit.

  • O
    Oberhart

    So langsam schwant mir, dass Italien wirklich die regierung hat, die es verdient...

  • GM
    Gosig Mus

    Naja. Hier prallen mal wieder die echte Welt und das Internet aufeinander. Ist sicher für viele nicht nachvollziehbar, aber sowas gilt im Internet einfach nur als geschmackloser Witz. Man entwickelt eine sehr dicke Haut wenn man sich viel im Netz aufhält, grade gegenüber solch großzügiger Ausnutzung der halb-anonymen Redefreiheit. Wenns einem nicht passt, verdreht man die Augen und geht weiter. (Wenns einem WIRKLICH nicht passt startet man einen Blog mit Mordaufrufen gegen die Urheber.)

     

    So eine radikale Meinungs- und Redefreiheit hat auch etwas aufklärerisches. Dafür haben wir in Europa aber nicht so die Kultur. Muss für Normalos so wirken wie die Titanic auf manche zartbesaiteten CDU-Wähler, nur noch viel schlimmer.

     

    Ich war aber auch noch nie Opfer/Ziel einer solchen Sache, für die tritt die Redefreiheit wahrscheinlich dann doch eher in den Hintergrund.