FRAUENTAG MIT MICHAEL JÜRGS, MIRIAM MECKEL UND EMMA : Ja! Jaa!! Jaaa!!! Kerner kopiert „Talk im Turm“
Hallo, taz-Medienredaktion!
Leider ließ sich der Internationale Frauentag nicht auf den heutigen Mittwoch verlegen, deshalb tun wir so, als wenn heute der 8. März wäre, und berichten Brisantes vom medialen Kampf der Geschlechter. Nein, Witze über Patricia Riekel wird es nicht geben. Lieber möchte ich an dieser Stelle einen Menschen zu Wort kommen lassen, der auch was mit Medien macht, sogar ein buntes Blatt geführt hat und trotzdem nicht verblödet ist: Michael Jürgs, dessen kluge Sicht mich über mein Feldtelefon erreichte: „Männer haben Netzwerke, Frauen haben Höhenangst.“ Diese Erkenntnis macht zwar auch noch keinen Sommer, sicherlich aber ist es nicht verkehrt, noch einmal gesagt zu bekommen, dass die Herren einen Teufel tun werden, die obersten Etagen für uns zu öffnen. Zumal wenn wir nicht eintreten wollen. Damit ist Michael Jürgs für mich der Mann des Tages. Neben George Clooney, der auch so kluge Dinge sagt.
Von den Gewinnern zu Sat.1: Dort wünscht man sich mal wieder einen veritablen Bock vor die Flinte, sprich eine politische Sendung, die irgendeiner guckt. Das könnte das Remake von „Talk im Turm“ werden, der Sendung, in der Sandra Maischberger einst qualvoll von Erich Böhme zerquetscht wurde. Der dicke Böhme blieb, drehte seine Brille und drückte noch so manchen Gast an die Wand. Da Sat.1 auch ein veritables Problem mit dem Kerner-Johannes hat und nicht recht weiß, wohin mit dem blassen Buben, könnte man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Totsabbeln kann er die Leute ja. Was er noch lernen müsste, ist, sich tief in den Sessel zu hängen, den Geflügelwurstbauch zur Plauze hervorzudrücken und eine Brille rotieren zu lassen. Dann wüsste man auch, was das unnütze B in seinem Namen zu suchen hat. Brille: Kerner.
In Sachen Marketing kann Brille Kerner aktuell was von Miriam Meckel lernen. Das ist die Professorin, mit der Anne Will zusammen ist. Sie ist ein trauriges Beispiel dafür, dass Frauen auch 40 Jahre nach den BH-Verbrennungen immer noch meinen, ihre Sexualität einsetzen zu müssen, um Aufmerksamkeit zu erregen. Professorin Meckel war nämlich in letzter Zeit ganz schön erschöpft. Völlig ausgebrannt. Darüber hat sie ein Buch geschrieben. Das erscheint diese Woche. Und damit sich irgendjemand dafür interessiert, spricht Miri ganz überraschenderweise diese Woche über ihre Liebesbeziehung mit Anne Will. Das tut sie bei Spiegel Online, das sich nicht zu schade ist, den Marketingdreck mitzumachen, ohne gescheite Einbindung auf das Buch hinzuweisen und das Ganze mit „Miriam Meckel und das Lesbenklischee“ zu betiteln. Meckels Aussage zum „Lesbenklischee“: „Ich weiß nicht, wie ein typisches Frauenpaar aussieht, deswegen weiß ich auch nicht, wie wir das Bild hätten korrigieren können.“ Bravo, Spiegel Online, das nenne ich gute journalistische Arbeit!
Apropos gute Arbeit: Die Meldung zum Internationalen Frauentag ist die, dass alle 294 Ausgaben der Emma demnächst im Netz stehen. Ist das Blatt publizistisch heute so bedeutsam wie Brille Kerner politisch, so sind doch die alten Texte so interessant wie Kerner blond. Falls wir Schwestern zwischendurch wieder wissen wollen, wie sich Engagement liest: www.emma.de.
Wir haben diese heute etwas lieblose Kolumne mit einem Zitat zum Geschlechterkampf begonnen, sie soll auch mit einem Zitat enden. Dieses Mal kommt eine Aktivistin der Frauenbewegung zu Wort. In einer BBC-Doku vom 8. März sagte die Schriftstellerin Susan Brownmiller: „You can always fake an orgasm. But you can’t fake the movement!“ In diesem Sinne „Ja! Jaa!! Jaaa!!!“ zurück nach Berlin.
Hinweis:
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