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FLUGHAFENAUSBAU IN LÜBECKLemming-Logik

Friederike Gräff
Kommentar von Friederike Gräff

Alles spricht dagegen, dass der Lübecker Flughafen sich rentieren wird. Investiert wird trotzdem.

M an wolle ein Signal setzen und zeigen, dass auch öffentliches Geld in den Flughafen investiert werde, hat der schleswig-holsteinische Verkehrsminister beim Spatenstich am Lübecker Flughafen gesagt. Leider hat er versäumt zu erklären, warum das Land den Flughafenausbau unterstützt. Denn seit dem - knappen - Bürgerentscheid für das Projekt, werden die Aussichten, dass der Flughafen je die roten Zahlen verlässt, immer geringer.

Noch kurz vor Beginn der Bauarbeiten hat Hauptkunde Ryanair einen weiteren Flug gestrichen und von den immer wieder beschworenen neuen Linien und weiteren Investoren ist bislang nichts zu sehen. Umso abwegiger wirkt es da, wenn Verkehrsminister de Jager eine weiter Förderung genau davon abhängig macht. Wieso zuvor fast zwei Millionen Euro in eine Totgeburt investieren? Im vergangenen Jahr hatte er bekräftigt, auf der Basis eines "tragfähigen Zukunftskonzeptes" Zuschüsse zu gewähren, doch es bleibt sein Geheimnis, wo er diese Tragfähigkeit findet.

Es war eine fatale und kurzsichtige Entscheidung, als die BürgerInnen des überschuldeten Lübecks den Erhalt des Flughafens in einem Entscheid durchsetzten. Erklären lässt sich das höchstens mit der leichtgläubigen Erwartung, ein Flughafen kurble per se die Wirtschaft an. Schlimm genug. Aber kein Grund, dass sich die Politik diesem Irrglauben anschließt. Es sei denn, man hielte die Logik der Lemminge für beispielhaft.

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Friederike Gräff
Redakteurin taz nord
Ausgebildet an der Deutschen Journalistenschule. Interessiert sich dafür, was Menschen antreibt, sei es in Gerichtsprozessen oder in langen Interviews. Hat ein Sachbuch übers Warten geschrieben, "Warten. Erkundungen eines ungeliebten Zustands", Chr.Links Verlag und eines übers Schlafen "Schlaf. 100 Seiten", Reclam. Im Februar 2025 erscheint ihr Erzählband "Frau Zilius legte ihr erstes Ei an einem Donnerstag" bei Schöffling.
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2 Kommentare

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  • N
    nordlicht

    Sehr schön gesagt - fatale und kurzsichtige Entscheidung. Nur eben diesmal nicht von Berufs- oder anderen Politikern, sondern vom ach so klugen und demokratisch legitimierten Volk. Und wehe, die Politik würde die Konsequenzen aus den tatsächlichen Entwicklungen ziehen und sich über den "Volkswillen" hinwegsetzen - gerade in der taz wäre das Geschrei dann doch besonders groß.

    Oder deutet sich da auf Grund besserer Erkenntnis ein Umdenken an?????

  • N
    nordlicht

    Sehr schön gesagt - fatale und kurzsichtige Entscheidung. Nur eben diesmal nicht von Berufs- oder anderen Politikern, sondern vom ach so klugen und demokratisch legitimierten Volk. Und wehe, die Politik würde die Konsequenzen aus den tatsächlichen Entwicklungen ziehen und sich über den "Volkswillen" hinwegsetzen - gerade in der taz wäre das Geschrei dann doch besonders groß.

    Oder deutet sich da auf Grund besserer Erkenntnis ein Umdenken an?????