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FFF kooperiert mit der SchulverwaltungFridays for Schule

Anna Klöpper
Kommentar von Anna Klöpper

Die Aktivist:innen von Fridays for Future arbeiten jetzt mit der Bildungsverwaltung zusammen. Wie gut das der Bewegung tut, bleibt abzuwarten.

Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) mit Quang Paasch und Hannah Blitz von FFF Berlin Foto: dpa

E in bisschen böse formuliert, könnte man sagen: Die Berliner FFF-Bewegung geht wieder artig zur Schule. Zwar sollen die wöchentlichen Schulstreiks weitergehen, aber ihnen gelte fortan nicht mehr das Hauptaugenmerk, hieß es am Mittwoch auf einer Pressekonferenz. Und dass da eine fröhliche Schulsenatorin Sandra Scheeres (SPD) neben zwei Berliner Fridays-AktivistInnen saß, war überhaupt kein Zufall.

Ja, man wolle in Zukunft zusammenarbeiten, hieß es. „Klimaverträge“ sollen die SchülerInnen künftig gemeinsam mit den LehrerInnen in ihren Schulen erarbeiten: Verzicht auf Einweggeschirr in der Caféteria, Klassenfahrten ins Umland statt mit dem Flieger nach Paris, richtiges Lüften. Auch eine jährliche Klimakonferenz, eine Art Netzwerktreffen zwischen Wissenschaft und Schule, soll es künftig geben, und ein Klimabüro in der Bildungsverwaltung, die all das koordiniert.

Aus Sicht der KlimaaktivistInnen ist dieser Schritt in die Realpolitik ein Schritt vorwärts: Man habe, sagte Fridays-Aktivist Quang Paasch am Mittwoch, wahlweise viel Lob oder Kritik für die Demos erfahren im vergangenen Jahr: „Aber man hat uns nie wirklich ernst genommen.“ Scheeres’ Behörde sei jetzt „die erste, die auf Augenhöhe mit uns spricht“.

Eine einerseits nachvollziehbare Selbsteinschätzung, wenn man die laschen Antworten der EntscheidungsträgerInnen (Pariser Klimaabkommen, das Klimapaket der Bundesregierung) auf die globale Klimabewegung betrachtet. Andererseits verwundert die Enttäuschung, denn dass eine Bewegung so groß wird und wirklich die Gesellschaft erfasst, passiert nur alle paar Jahrzehnte.

Das Spannende an Bewegungen ist ja: Sie bewegen sich

Die Mühen der politischen Ebene, das „konkrete Mitgestalten“ wird Kraft kosten. Kleinteiligkeit kostet Energie, wahrscheinlich auf Dauer so viel wie die große Mobilmachung jede Woche.

Die Fridays-AktivistInnen müssen etwas aufbringen, was sie bisher nicht unbedingt an den Tag gelegt haben: Geduld, und auch ein wenig Langmut mit sich selbst. Auch wenn sie meinen, keine Zeit mehr zu haben, bis die Polkappen geschmolzen sind: Genau die werden sie sich jetzt nehmen müssen, denn es kostet nun mal Zeit, zwei Fahrradbügel zusätzlich auf einem Schulhof aufzustellen oder gar bienenfreundliche Rabatten anzulegen – Polkappen hin oder her.

Vor allem aber sollten die AktivistInnen damit aufhören, sich prophylaktisch selbst zu verteidigen. „Wir sind eine erfolgreiche, schnell wachsende Bewegung“, wurde Paasch nicht müde zu betonen. Wiederholt man das zu oft ungefragt, klingt es nach Defensive. Aber natürlich möchte man nicht den Eindruck hinterlassen, man lasse sich von den „Entscheidungsträgern“, die man kritisiert, nun vereinnahmen.

Tatsächlich ist das wohl die Frage, vor der die ganze Fridays-Bewegung nicht nur in Berlin steht: Wie erreicht man mehr – mit Kooperation oder mit dagegen sein? Und kann man ein bisschen kooperieren und trotzdem noch Bewegung sein? Man wird sehen. Das Spannende an Bewegungen ist ja: Sie bewegen sich.

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Anna Klöpper
Leiterin taz.eins
Seit 2011 bei der taz. Leitet gemeinsam mit Sunny Riedel das Ressort taz.eins. Hier entstehen die ersten fünf Seiten der Tageszeitung, inklusive der Nahaufnahme - der täglichen Reportage-Doppelseite in der taz. Davor Ressortleiterin, CvD und Redakteurin in der Berliner Lokalredaktion. Themenschwerpunkte: Bildungs- und Familienpolitik.

3 Kommentare

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  • Scheeres’ Behörde sei jetzt „die erste, die auf Augenhöhe mit uns spricht“.

    Und um auf diese Höhe zu kommen, musste FFF erstmal ganz, ganz tief sinken.

    Toll gemacht.

  • Ich fasse es nicht. FFF schafft sich ab.

    Ich schäme mich für die FFF-Ortsgruppe, mit der ich 1 Jahr lang auf die Straßen gegangen bin.

    Ob ich nächsten Freitag noch mal hingehe? Im Moment sehe ich keinen Grund dafür.

  • Beim desolaten Zustand vieler Schulen kann man den eifrigen jungen Leuten nur raten, die Streiks fortzusetzen. Lebenserfahrung durch Straßenkampf zählt letztlich mehr als das, was man in der Schule lernt.