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FC St. Pauli gegen Eintracht FrankfurtOhne zählbare Ausbeute

St. Pauli präsentiert sich in dieser Saison mit Potenzial und Perspektive. Doch gegen Eintracht Frankfurt musste der Kiezklub feststellen, dass es noch einiges zu lernen gibt.

Im Zweikampf: der Hamburger Carlos Zambrano (rechts) gegen den Frankfurter Theofanis Gekas. Bild: dpa

Er ist einer von denen, die Holger Stanislawski seine "jungen Dachse" nennt: Carlos Zambrano, 21, Innenverteidiger, peruanischer Nationalspieler und seit Juli in den Diensten des FC St. Pauli. Ein Mann mit Auge, ein Mann mit Technik, ein Mann mit Potenzial und Perspektive, ein Mann, noch unerfahren auf der Bundesligabühne, ein Mann, der Lehrgeld bezahlt. Kurzum: ein Mann, der den FC St. Pauli im Jahr 2010 verkörpert. Den Bundesligaaufsteiger, der nach zehn Spieltagen viel besser dasteht, als die Experten dachten - und der viel weniger Punkte eingefahren hat, als er hätte einfahren müssen.

Samstagnachmittag, 15.37 Uhr, Millerntor-Stadion. Das Spiel der St. Paulianer gegen Eintracht Frankfurt ist gerade mal fünf Minuten in Gange, da zeigt Zambrano unbändigen Einsatz. Schnappt sich eine von Oka Nikolov, dem Frankfurter Torhüter, abgewehrte Flanke, marschiert mit dem Ball durch den Frankfurter Strafraum, lässt sich die Kugel nicht mehr abjagen und schiebt sie schließlich mit der Hacke dem auf der Torlinie postierten Abwehrspieler Franz durch die Beine. Ein Tor des unbedingten Willens und das allererste Bundesligator des Carlos Zambrano.

37 Minuten später: Die Hamburger dominieren die Frankfurter nach Belieben, haben sich - immer wieder angetrieben von Zambrano - mittlerweile vier hochkarätige Chancen erspielt, während die Frankfurter noch nicht einmal auch nur in Richtung Hamburger Tor gezielt haben. Da kommt der Ball in den Strafraum zu Gekas, der mit dem Rücken zum Tor und eng beschattet von Zambrano die Kugel annimmt und nicht so richtig zu wissen scheint, wohin mit dem Leder. Zambrano müsste den Stürmer jetzt nur vernünftig abschirmen, doch er will mehr, will das Leder erobern, kann die Füße nicht stillhalten, tritt in Richtung Ball, trifft leicht Gekas Wade, der die Arme hochreißt und mit einem Aufschrei zu Boden sinkt, als hätte ihn eine Kanonenkugel gefällt.

Ein Tritt ohne Not, ein Strafstoß, den man wirklich nicht geben muss, aber eben geben kann, was Schiedsrichter Marco Fritz auch tut. Und als Gekas - den sein Vereinskamerad Patrick Ochs später als "Spitzbuben" betiteln wird, weil er sich so effektvoll fallen ließ - die Gunst der Stunde nutzt und den Strafstoß in den rechten Winkel haut, steht es zur Halbzeit 1:1, ohne dass die Frankfurter auch nur zu einer halben Chance aus dem Spiel herausgekommen wären. 24.300 Zuschauer pfeifen den Schiedsrichter aus, der unter Regenschirmen Schutz vor einer Bierdusche sucht.

Zwei Minuten nach Wiederanpfiff ist es dann eine Dummheit des anderen von Schalke 04 ausgeliehenen Spielers, der zur Zeit in den Diensten der Hamburger steht. Obwohl er bereits die gelbe Karte gesehen hatte, weil er nach dem Strafstoßpfiff nicht aufhören wollte, zu meckern, zu klagen und zu fluchen, geht Gerald Asamoah im Mittelkreis mit gestrecktem Bein in den Gegenspieler rein und kassiert dafür eine so unnötige wie angemessene gelb-rote Karte.

In Unterzahl lässt sich St. Paulis extrem laufintensive Spielweise nicht durchhalten. Frankfurt gestaltet die Partie offen, kommt zu Chancen und hat Gekas, den Mann, der an diesem Tag den Unterschied macht. Einen Schwegler-Pass über fünfzig Meter nimmt der Zambrano enteilte Grieche elegant auf und lässt Torhüter Kessler nach siebzig Minuten keine Chance. Und in der Schlussminute ist es erneut Zambrano, der das Schicksal des Aufsteigers endgültig besiegelt. Mit einem rüden Frust-Foul bringt er Altintop zu Boden, der anschließende Freistoß landet auf Caios Kopf, der aus spitzem Winkel zum 1:3 vollstreckt.

Als kurz darauf der Schlusspfiff ertönt, geht auch Zambrano gesenkten Hauptes vom Platz. Wie schon in Stuttgart hatte Pauli den Gegner über weite Strecken dominiert, war aber wie schon in Stuttgart nach kleinen, aber entscheidenden Fehlern ohne zählbare Ausbeute vom Platz gegangen. Deshalb steht Frankfurt auf einem Europa-League-Platz, St. Pauli nur auf Rang 13 der Tabelle. Absteigen, da sind sich die meisten Experten einig, muss das spielstarke Team des FC St. Pauli sicher nicht. Lernen aber noch viel.

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4 Kommentare

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  • DP
    Daniel Petersen

    Vielen Dank an Name, ich dachte schon ich sei der einzige der zumindest die Liveübertragung gesehen hat (in der Sportschau wurde es nicht erwähnt). Abgesehen von dem Elfmeter, von dem der Sprecher schon gleich sagte, na das war ja wohl nix, war das Handspiel von Tzavellas im Strafraum in der 70. Minute, unmittelbar vor dem Gegentreffer, wirklich der Hammer. Lechner wirft weit von rechts ein, Boll und dahinter Tzavellas springen hoch. Tzavellas streckt die Arme auseinander wie ein Handballtorwart, der Ball fällt gegen seinen rechten Arm und tropft auf den Boden. Und der Schiri tut als sei nichts gewesen, obwohl die Bildregie es netterweise noch aus unterschiedlichen Perspektiven eindeutig macht.

    Nochmal: Tzavellas führt den Arm nicht reflexhaft zum Ball, er hält beide Arme (!) schon vorher in deutlich abwehrwilliger Haltung hoch. Als der Ball angesegelt kommt, macht er keine Anstalten, den Arm zurückzuziehen. Stattdessen verändert er den Weg des Balls, in direkter Richtung zum Tor, in signifikanter Weise ab. Ich weiß nicht was im Schiedsrichter-Regelwerk als Definition des Handspiels steht, aber das sollte doch ein Elfer sein. Zumal der Schiri, wie deutlich zu sehen ist, vielleicht zehn Meter entfernt steht und zusieht, mit freier Sicht auf Arm und Ball (auf www.fcstpauli.tv gibts das ganze Spiel nochmal zum ankucken). Das konnte er gar nicht nicht sehen (zumal sein Blickfeld auf das Foul zum Elfer deutlich eingeschränkter war, den er ohne mit der Wimper zu zucken gepfiffen hat, als hätte er auf so etwas gewartet).

    Man macht sich als Fan der Unterlegenen ja leicht zur beleidigten Leberwurst mit solchen Andeutungen, andererseits muss man doch objektiv bleiben, selbst wenn es die eigene Mannschaft ist, die verpfiffen wird. Mich würde also wirklich ernsthaft interessieren, ob bei irgendeinem Sportwettenveranstalter ungewöhnlich viel Geld auf einen Frankfurter Auswärtssieg gesetzt wurde.

  • MM
    Mirek M.

    @M.Carini.Sind Sie überhaupt im Stadion gewesen?Oder waren Sie schon in VIP Lounge in Komma?Schieri war untererdisch.Das waren zwei Plasma Aparate.Mindestens.Und das unter Auge des DFB.Peinlich.

  • R
    ref

    seltsamer artikel!

     

    sollte damit ein literarischer preis gewonnen werden? wie mein vor-kommentator richtig bemerkte, ging zambrano vor dem 1-0 mitnichten durch den gesamten strafraum. zudem habe ich vor dem frankfurter elfmeter mitnichten einen aufschrei von gekas wahrgenommen, noch einen fall, wie von einer kanonenkugel getroffen. zambrano trifft gekas am rechten bein - allein die körperberührung ohne den ball getroffen zu haben muss ein schiri lt. regel anden. und ein cleverer spieler, egal in welchem team, wird eine solche einladung zum elfmeter kaum ablehnen. weiterhin muss man sagen, dass st.pauli bis kurz vor halbzeit sicherlich deutlich besser war - in hälfte zwei aber die eintracht das spiel klar kontrolliert hat, auch wenn nicht viele chancen resultierten. also: vereinsbrille absetzen - objektiver schreiben!

  • N
    Name

    Der Text schätzt das Spiel zwar nicht unbedingt falsch ein, insgesamt, enthält aber ungefähr so viele überflüssige Fehler wie sie sich Fabian Boll oder Florian Bruns diese Saison so geleistet haben.

     

    Erstens und am Auffälligsten: Die Schilderung des 1:0 ist relativ "frei", Zambrano läuft mitnichten durch den gesamten Strafraum, sondern bekommt den Ball in der Nähe des Fünfmeterraums von Asamoah und verwertet ihn anschließend recht schnell. Mag man "unbedingten Willen" nennen, kann man aber auch pures Glück nennen, war jedenfalls ein schönes, aber weit weniger spektakuläres Tor.

    Zweitens ist Asamoah nicht ausgeliehen. Es ist lediglich vereinbart, dass er nach zwei Jahren in welcher Funktion auch immer zurück nach Schalke geht, aber als Fußballspieler reden wir hier nicht von einer Leihe.

    Drittens ist das "rüde Frust-Foul" von Zambrano vor dem 1:3 massiv übertrieben. Man kann durchaus drüber streiten, ob es überhaupt ein Freistoß war. Einschätzungssache, nun gut.

    Viertens hat Asamoah nicht gerade ohne Ende gemeckert und "geflucht", es waren eher ein bis zwei Sätze - gibt ebenfalls nicht zwingend Gelb in dem Umfang. Fünftens gabs vor dem 1:2 nen nicht gegebenen Handelfmeter für St. Pauli, den man durchaus auch dann erwähnen kann, wenn er nicht zur gewünschten Aussage passt, aber zur Wahrheit gehört.