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FC Bayern gegen Eintracht FrankfurtGlänzende Zukunft

Der FC Bayern tat sich im Pokal-Viertelfinale am Mittwoch gegen starke Frankfurterinnen schwer. Und wie performten Toptalente à la Momoko Tanikawa?

Momoko Tanikawa (hier mit Arianna Caruso) spielte groß auf Foto: imago

Laura Freigang und Tanja Pawollek standen in der Mixed Zone des Sta­dions auf dem Campus des FC Bayern München und versuchten zu begreifen, was gerade geschehen war. Bis zur 90. Minute hatten die Frankfurterinnen im Viertelfinale des DFB-Pokals durch ein Eigentor von Bayern-Verteidigerin Carolin Simon geführt. Dann erzielte Jovana Damnjanović in der letzten Minute der regulären Spielzeit den 1:1-Ausgleich und erzwang die Verlängerung, in der die Eintracht-Frauen eine bittere 1:4-Niederlage kassierten.

„Wir waren so nah dran, wir hatten es fast geschafft. Kurz vor Schluss so ein Ding zu kassieren, ist bitter. Dann gehst du mit einem Negativerlebnis in die Verlängerung, das war schwer für uns“, sagte Eintracht-Kapitänin Pawollek. „Wir sind traurig. Aber wir haben in den letzten Jahren schon viele Rückschläge weggesteckt“, ergänzte Freigang.

Dabei schien die Gelegenheit, die Bayern-Frauen zu schlagen, so günstig wie lange nicht. Die Frankfurterinnen führen die Tabelle der Bundesliga an, punktgleich mit dem FC Bayern. Die Hessinnen haben 13 Tore mehr erzielt und 4 weniger kassiert.

Während sich die Bayern-Frauen in dieser Saison häufiger zu knappen Siegen mühten, spielte die Eintracht teilweise wie entfesselt. Doch die zentrale Erkenntnis des ebenso intensiven wie unterhaltsamen Pokalfights war, dass die Bayern-Frauen da sind, wenn es darauf ankommt.

Es sei zwar knapp gewesen, sagte Trainer Alexander Straus, „aber es war kein Zufall. Die Spielerinnen, die reingekommen sind, haben den Unterschied gemacht.“ Zum einen meinte der Norweger damit Damnjanović, die in der 70. Minute eingewechselt wurde und neben dem Ausgleich auch den Treffer zum 4:1 erzielte. Zum anderen Momoko Tanikawa, die fünf Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit in die Partie kam und eine bemerkenswerte Verlängerung spielte.

„Alle so nett zu mir“

Vor dem 2:1 durch Glodis Viggósdóttir tanzte die 19-jährige Japanerin drei Gegenspielerinnen aus und legte der Kapitänin den Treffer vor. Das 3:1 erzielte sie selbst, mit einem präzisen Schuss unter die Latte von der Strafraumgrenze. „Als ich reingekommen bin, wollte ich dem Team unbedingt helfen. Weil alle so nett zu mir sind. Ich bin sehr glücklich über das Spiel und möchte so weitermachen“, sagte Tanikawa nach Abpfiff und wirkte fast ein wenig verlegen.

Im Januar des vergangenen Jahres verpflichtete der FC Bayern Tanikawa von der JFA Academy Fukushima und setzte sich dabei gegen Topklubs aus ganz Europa durch. Um die Eingewöhnung an das Leben und den Fußball in Europa zu erleichtern, wurde Tanikawa für das Kalenderjahr 2024 nach Schweden an den FC Rosengard verliehen. Die Leihe war ein voller Erfolg, die flexibel einsetzbare Offensivspielerin gewann mit Rosengard die Meister­schaft, sie wurde Torschützenkönigin und Schwedens Spielerin des Jahres.

Enorme Tiefe im Kader

Nun ist sie in München angekommen und gibt Straus noch mehr Möglichkeiten, zu rotieren. Keine andere Mannschaft in der Bundesliga verfügt über eine solche Tiefe im Kader, die Nachwuchsstrategie scheint aufzugehen. Mit der 20-jährigen Franziska Kett kam ein weiteres Toptalent kurz vor Schluss in die Partie, die 19-jährige Alara Şehitler stand in der Start­elf. „Unsere Zukunft sieht glänzend aus“, sagte Straus.

Tatsächlich haben die Bayern-Frauen nun die besten Chancen, erstmals seit 2012 wieder den DFB-Pokal zu gewinnen. Denn die Seriensiegerinnen vom VfL Wolfsburg verloren am Mittwoch überraschend in Hoffenheim, die beiden weiteren Halbfinalistinnen sind der Hamburger SV aus der zweiten Bundesliga und Werder Bremen.

„Es wird noch wehtun“

Bremen ist am Sonntag auch der nächste Gegner der Bayern-Frauen in der Bundesliga, während Wolfsburg und Frankfurt im Duell der Pokalverliererinnen aufeinandertreffen. „Das Gute ist, dass bald wieder ein Topspiel ansteht. Das hilft uns. Aber die nächsten zwei Tage wird es schon noch wehtun“, sagte Tanja Pawollek.

Dass sich die beiden Hauptkonkurrentinnen im Meisterrennen gegenseitig die Punkte abnehmen, dürfte die Double-Träume der Bayern-Frauen noch zusätzlich befeuern. „Ich will mit dem Team das Finale spielen. Und ich möchte mit dem Team den Pokal gewinnen“, sagte Momoko Tanikawa und wirkte plötzlich gar nicht mehr schüchtern.

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3 Kommentare

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  • Gute Werbung für den Sport!

  • War toll anzusehen. Brauche meine ganze Standhaftigkeit, um nicht Bayernfan zu werden. Woran ja die Männermannschaft schuld ist.

    • @miri:

      Habe gegen die Bayernfrauen auch nichts, auch die Bayernbasketballer sind okay.



      Auch wenn sie auch im Frauenfußball und im (Männer-)Basketball ja fast genauso dominieren wie im Männerfußball. Es ist das Auftreten, dieser verkniffene Kimmich, dieser roboterhafte, glattgebügelte Kane, das Müllersche Dauergrinsen, dazu die super nervige Scheinheiligkeit eines Max Eberl. Im besten Falle nervig, aber immer unsympathisch und ätzend.



      Okay, Kompany wirkt nett, Goretzka ist durchaus reflektiert und Upamecano will man in den Arm nehmen, wenn er mal wieder vom Platz fliegt oder den Ball zum Gegner stolpert. Aber diese Jungs sind dann eben im falschen Verein.