: FAZ-Mag: Telefon!
(73) „Frag nach bei Unseld, da ist Verschiedenes drin“, summte Peter Sloterdijk. Er rief Siegfried Unseld an, das Suhrkamp-Urgestein, und erzählte ihm seine Lieblingsanekdote über Jürgen Habermas: „Habermas ist zu Gast beim Bielefelder Historiker Wehler, der Habermas ein Stück Papier übergibt, das er ,beim Aufräumen‘ gefunden hat. Habermas nimmt das Papier, liest es, erbleicht, knüllt das Papier zusammen, steckt es in den Mund, kaut es und schluckt es herunter. Warum? Was stand auf dem Papier? Naa?“, fragte Sloterdijk. Unseld sagte nichts. „Die Erklärung des Hitlerjungen Habermas, für Führer und Endsieg zu kämpfen und zu sterben!“, rief Sloterdijk triumphierend. Unseld schwieg lange und sagte dann: „Waren wir nicht alle Hitlerjungen, damals? Wollten wir uns nicht alle dem Führer weihen?“ Dann hängte er ein. Sloterdijk hätte sich in den Arsch beißen können. Half denn gar nichts, um Hasenscharte wegzumobben?
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
