Experten ermitteln Konfliktkosten: 9,24 Billionen Euro in Nahost vernichtet

Seit 1991 haben die zahlreichen Konflikte im Nahen Osten 9,24 Billionen Euro gekostet. Ausgerechnet hat das eine asiatische Expertenkommission.

Krieg kostet: Nicht nur ihr Sold und die materiellen Schäden müssen bezahlt werden. Bild: dpa

Kriege kosten nicht nur Menschenleben, sondern auch eine Menge Geld - auch die im Nahen Osten, also im Gaza-Streifen, Israel, dem Westjordanland und dem Irak. Nach einem Bericht der "Strategic Foresight Group", einem in Indien ansässigen Think Tank, betragen die Opportunitätskosten aller Konflikte im Nahen Osten seit 1991 insgesamt 9,24 Billionen Euro - eine Zahl mit dreizehn Stellen vor dem Komma: 9.240.000.000.000 Euro. Als Opportunitätskosten bezeichnen Wirtschaftswissenschaftler die entgangenen Erlöse, die entstehen, wenn Möglichkeiten der Nutzung von Ressourcen nicht wahrgenommen werden.

Vor dem Hintergrund des Konflikts im Gaza-Streifen bergen die Studienergebnisse eine besondere Brisanz. Aus dem Forschungsbericht geht hervor, dass das palästinensische Volk seit dem Jahr 2000 über 100 Millionen Arbeitsstunden durch das Warten an Kontrollpunkten zwischen Ramallah und Jerusalem verloren hat. Gegenwärtig befänden sich über 11.000 Palästinenser in israelischen Gefangenenlagern. Die Arbeitslosigkeit in Gaza habe durch die Aussetzung von 95 Prozent der industriellen Tätigkeit über 50 Prozent erreicht, und das schon vor dem israelischen Angriff im Dezember 2008.

Auch die humanitären und psychologischen Kosten Israels seien beträchtlich: Seit dem Jahr 2000 sei das Land mit über 34.000 Raketenangriffen überzogen worden. Durch Angriffe auf Cafés, Schulen und Busse hätten im gleichen Zeitraum fast 1.000 israelische Bürger und 123 Minderjährige ihr Leben verloren. Über 90 Prozent der Israelis lebten in Angst.

Dem Bericht zu Folge würde ein umfassendes Friedensabkommen etliche Projekte ermöglichen. Dazu zähle der Abschluss von Gasverträgen, der Bau von Eisenbahnlinien und der des viel diskutierten Kanals zwischen dem Roten und dem Toten Meer. Alle Länder in der Region würden außerdem durch einen Frieden von wirtschaftlichen Vorteilen profitieren. Diese betrügen jährlich pro israelischem Haushalt 3409 Euro, pro ägyptischem Haushalt 384 Euro und pro jordanischer Familie 962 Euro.

Wenn der Konflikt im Nahen Osten im Jahre 1991 zu Zeiten des Friedensprozesses von Madrid gelöst worden wäre, würden fast alle Familien in der arabischen Welt sowie in Israel das doppelte Pro-Kopf-Einkommen genießen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Iraks wäre fünfmal so hoch wie die für 2010 prognostizierten 45 Milliarden Euro.

Ihre Ergebnisse wollen die Wissenschaftler explizit nicht als Konfliktlösungsstrategie verstanden wissen. Es gehe lediglich darum, die möglichen Folgen verschiedener politischer Optionen aufzuzeigen.

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