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Exorbitante KriegskostenKriege kosten USA Billionen

Nobelpreisträger Joseph Stiglitz veranschlagt in einer Studie die Kosten der Kriege in Irak und Afghanistan. Demnach kostet allein der Irak-Krieg die USA zurückhaltend gerechnet zwölf Milliarden Dollar im Monat.

US-Soldat auf einem Markt in Bagdad. Bild: dpa

NEW YORK ap Die Konflikte im Irak und Afghanistan werden nach den Berechnungen von US-Wirtschaftswissenschaftlern für die USA kostenmäßig zu einem Fass ohne Boden: Bis 2017 summierten sich alle wirtschaftlichen und sozialen Kosten auf bis zu fünf Billionen Dollar (3,24 Billionen Euro), errechneten der Nobelpreisträger Joseph Stiglitz und seine Koautorin Linda Bilmes in einer Studie. Allein in diesem Jahr koste der Irak-Krieg den US-Steuerzahler jeden Monat zwölf Milliarden Dollar (7,8 Milliarden Euro) - das sei das Dreifache der ersten Kriegsjahre. Über 2008 hinaus kalkulierten Stiglitz und Bilmes für den Irak und Afghanistan Kriegskosten von 1,7 bis 2,7 Billionen Dollar bis 2017. Rechne man alle wirtschaftlichen und sozialen Kosten wie die medizinische Versorgung von Veteranen hinzu, verdoppele sich dieser Betrag noch einmal.

Der Haushaltsausschuss des Kongresses kam in eigenen Schätzungen auf Kosten für die beiden Kriege bis 2017 von 1,2 Billionen bis 1,7 Billionen Dollar. Der Irak schlägt dabei mit rund drei Vierteln zu Buche.

In ihrem Buch "The Three Trillion Dollar War" ("Der drei Billionen Dollar Krieg") haben Stiglitz und Bilmes nicht nur die reinen Militärkosten für die beiden Kriege, sondern auch Ausgaben für die Botschaft, den Wiederaufbau und andere kriegsbedingte Angelegenheiten berücksichtigt. Die beiden Ökonomen nennen ihre Berechnungen dabei noch zurückhaltend, da viele "versteckte Kosten" gar nicht berücksichtigt seien. Auch der Schuldendienst wurde nicht einberechnet.

Die Unterschiede in den Berechnungen ergeben sich durch unterschiedliche Grundannahmen und Szenarien. Aber auch die regierungsamtlichen Prüfer vom Government Accountability Office (GAO) gehen von gewaltigen Kosten aus.

Darin ist noch nicht einmal enthalten, wie teuer die beiden Konflikte andere Staaten zu stehen kommen. Ein Sprecher des Internationalen Währungsfonds (IWF), Niels Buenemann, sagte, niemand habe bisher versucht, die Kosten für den Irak selbst zu berechnen. Die Schäden durch die amerikanischen Luftangriffe zu Beginn des Krieges 2003, durch Brandstiftungen und Plünderungen danach, die erheblich beschädigten Versorgungsnetze für Strom und Wasser, die Zerstörungen an Ölindustrie, zahllosen Fabriken, Krankenhäusern, Schulen und Infrastruktur seien noch nicht genau erfasst worden.

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2 Kommentare

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  • ML
    Manfred Leickel

    Na ja, das Geld geht ja nicht verloren. Hinterher hat es nur ein Anderer. Einer davon heißt bestimmt Bush, und für die Rice's wird wohl auch noch ein wenig abfallen. Aber nicht nur die Billionen, die der Krieg kostet, werden privatisiert. Hinterher, irgendwann, muß der Laden ja auch wieder aufgebaut werden. Dann wird man den Kriegsopfern mit humanitärem Brimborium großzügig Kredite gewähren, und die dürfen sie dann abarbeiten, wie wir auf dem Balkan sehen können. So wird der Westen wohl noch eine ganze Weile auf Kosten anderer Völker leben.

  • A
    Anne

    Billions of Dollars? Naja, Familie Bush & Co. gefällt es doch sicher, wenn viele Dollar von Staatskassen in private Kassen fließen, v.a. von Unternehmen, die Rüstungsgüter herstellen, oder Bauunternehmen (inkl. Schuttwegräumunternehmen). Nebenbei verdienen auch Öl(förder)unternehmen von den neuen Lizenzen und drittens wird der Iran besser in Schach gehalten ... . Also wo sind denn die echten Nachteile? [Vorsicht: Ein Hauch Ironie] - Obwohl ich z.B. den Iran nicht im Umkehrfehlschluss für ein Paradies halte, sowenig wie den Irak z.Z. Saddam Husseins, würde ich kritisch resümmieren: "Wir haben unsere vitalen Interessen verteidigt und zugleich z.B. der Wirtschaft der Vereinigten Staaten genützt" können Bush & Co. also behaupten ohne zu lügen, wenn man es richtig versteht.