Exil-Uiguren auf der Buchmesse: Kein Dialog mit China
Rebiya Kadeer, Präsidentin des Weltkongresses der Uiguren suchte auf der Frankfurter Buchmesse den Dialog mit China. Doch die Aktivistin stieß auf wenig Gehör.
Rebiya Kadeer spricht energisch, gestikuliert wild. Doch sie wirkt resigniert. „Bei meinem Besuch bei den chinesischen Verlagen in Halle 6.0. wendeten sich fast alle von mir ab“, sagt die Präsidentin des Weltkongresses der Uiguren auf einer Pressekonferenz, die die Gesellschaft für bedrohte Völker zu ihren Ehren organisiert hatte. Offensichtlich hätten die chinesischen Verleger Angst vor ihr gehabt, vermutet die 61-Jährige.
Kadeer durfte nach Angaben von Ulrich Delius, Asienreferent der GfbV, offiziell nur einen Rundgang bei den chinesischen Verlagen machen. Ein Rundgang durch Halle 1, dem Hauptpavillon des Ehrengastes China, sei vermieden worden, um die offizielle chinesische Delegation nicht zu provozieren, so Delius. Dies sei der Kompromiss mit der Frankfurter Buchmesse gewesen.
Aus Sicht der Volksrepublik ist Kadeer eine „Terroristin“. Peking beschuldigt sie, die gewaltsamen Proteste der Uiguren Anfang Juli in der autonomen Region Xinjiang angezettelt zu haben. Bei diesen Zusammenstößen mit chinesischen Sicherheitskräften waren mindestens 156 Menschen ums Leben gekommen, die meisten von ihnen Han-Chinesen. Vergangene Woche verurteilte ein Gericht elf Uiguren und einen Han-Chinesen wegen angeblicher Beteiligung zu Tode. Kadeer wies die Darstellung der chinesischen Regierung als „Inszenierung“ zurück und bezeichnete die Urteile als unfair. „Wenn friedliche Demonstranten zum Tode verurteilt werden, sollte die Weltöffentlichkeit ihre Stimme erheben", sagte Kadeer, die im Exil in den USA lebt. Sonst seien weitere Todesurteile zu erwarten. Sie und ihr ebenfalls anwesender Ehemann, der ins US-Exil geflüchtete Schriftsteller Sidik Haji Rouzi, berichteten, dass die Uiguren seit den Unruhen stärkerer Verfolgung ausgesetzt sind als je zuvor. In China leben rund neun Millionen Angehörige der muslimischen Minderheit der Uiguren.
Gefragt nach einer Lösung der von Unruhen erschütterten Region klingt Kadeer ebenso ratlos wie bei ihrem Messerundgang. „Das Problem der Uiguren in China kann nur durch einen friedlichen Dialog gelöst werden“, sagte die Aktivistin. Sie appellierte an die Vereinten Nationen und die Europäische Union, eine unabhängige Kommission in die Unruhe-Region Xinjiang zu schicken, um die Urteile zu überprüfen.
Eher unsicher als aufgebracht reagierten die anwesenden chinesischen Verleger auf Kadeers Rundgang in der Halle der Verlage. Sie interessierten sich für solche Fragen nicht und möchten dazu auch nichts sagen, erklärten zwei Vertreter des Pekinger Verlags höflich. Aus Angst um seine Sicherheit vor möglichen Attacken von Uiguren habe er sich hinter seinem Stand versteckt, sagte ein anderer. Ein Freund von ihm sei jüngst bei einer Geschäftsreise nach Xinjiang von Uiguren angegriffen worden.
Qi Zhi, Cheflektor der Beijing Fonghong Media Aktiengesellschaft, erzählte, dass er vorher von offizieller Seite über Kadeers Besuch informiert worden sei. Sie sei jedoch wortlos an seinem Stand vorbeigegangen. Dass ihr die meisten nicht viel Beachtung geschenkt haben, habe ihn nicht verwundert. „Wir Verleger sind ja keine Politiker“, sagte Qi. Auch er betrachtet Kadeer als Unruhestifterin. „Aus Höflichkeit hätte ich aber mit ihr gesprochen.“
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