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Ex-Kovoso-Premier wieder verhaftetEin merkwürdiges Spielchen

Der frühere UÇK-Chef und Kovoso-Premier Agim Çeku ist erneut verhaftet worden. Der Grund für seine Verhaftung: ein Interpol von Serbien übermittelter Haftbefehl.

Serbien verlangt Agim Çekus Auslieferung. Bild: ap

SPLIT taz | Erst am 7. Mai war der ehemalige Kommandeur der kosovo-albanischen Befreiungsorganisation UÇK, Agim Çeku, in Kolumbien festgenommen worden. Am Dienstagabend ereilte ihn das gleiche Schicksal an der mazedonisch-bulgarischen Grenze. Nach Auskunft der bulgarischen Behörden muss der umtriebige Chef der Sozialdemokraten Kosovos ein Gerichtsverfahren abwarten und kann frühestens am Samstag auf freien Fuß gesetzt werden. Serbien verlangt seine Auslieferung. In Kolumbien, Frankreich, Slowenien (2003) und später in Ungarn folgten die dortigen Behörden dem Ansinnen Serbiens nicht.

Der Grund für seine Verhaftung ist immer der gleiche: ein Interpol übermittelter Haftbefehl Serbiens gegen den ehemaligen Eliteoffizier der Jugoslawischen Volksarmee, der zu Beginn der jüngsten Balkankriege 1991 die Seiten gewechselt hatte, zuerst aufseiten Kroatiens kämpfte, um dann ab 1999 die Verantwortung als Oberkommandierender der UÇK zu übernehmen.

Serbien wirft dem früheren Regierungschef von Kosovo (2006 bis 2008) "Kriegsverbrechen" vor. Zwar hat das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag auf Betreiben Serbiens den Fall Çeku eingehend untersucht, doch danach keine Anklage erhoben. Belgrad aber lässt nicht locker. Nach Auffassung der serbischen Justiz gehört das Kosovo immer noch zu Serbien und Agim Çeku zu ihrem Einflussbereich. "Serbien will wie in alten Zeiten immer noch Dominanz gegenüber den Nachbarländern ausüben", beklagte kürzlich auch Ivo Komsic, Mitglied des dreiköpfigen Staatspräsidiums in Bosnien und Herzegowina. Denn auch Bürger Bosniens sind von an Interpol weitergeleitete Haftbefehle Serbiens betroffen.

Auch Selim Beslagic, Bürgermeister der bosnischen Stadt Tuzla, wurde vor zwei Jahren am Flughafen Belgrad festgenommen und ebenfalls der Kriegsverbrechen beschuldigt. Erst nach harschen Protesten kam er wieder frei. Um ein Zeichen gegen den serbischen "Missbrauch" von Interpol zu setzen, hat Ivo Komsic selbst Interpol einen Haftbefehl übermitteln lassen. Gegen den Expräsidenten Jugoslawiens und Schriftsteller Dobrica Cosic, der als der Kopf des serbischen Nationalismus gilt und mit dem von ihm inspirierten Memorandum der Akademie der Wissenschaften 1986 den Zerfallsprozess Jugoslawiens einleitete.

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4 Kommentare

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  • AL
    Agilis Lux

    Die UCK hat Hundert-Tausende aus dem Kosovo vertrieben und ist schlicht eine Bande von Menschen- Drogen- und Waffenhändlern. Das hatte der amerikanische Balkan-Beauftrage und Holbrooke Nachfolger Robert Gelbard sagte. der sollte es als ehemaliger DEA Dirktor wissen.

    http://en.wikipedia.org/wiki/Kosovo_Liberation_Army

     

    "Der Grund für seine Verhaftung: ein Interpol von Serbien übermittelter Haftbefehl", was für eine irre Satzstellung. Passt zu dem Bericht.

  • S
    Sascha

    Wenn ein Serbe Ceku's Graultaeten gemacht haette, dies wuerde fuer Weltaufscrhei sorgen...aber so ist nur ein "Spielchen" mit dem "Freiheitskempfer".

  • HN
    Herr Neno

    Ein merkwürdiger Rathfelder.

    Chauvinistische Politiker in Ex-Jugoslawien leben in "saus und braus". Und wenn es mal nicht so ist? - C'est la vie!

    Bei Google: "unschuldig im Gefängnis" eingeben; diese Menschen haben unser Mitleid wirklich verdient.

  • S
    Serbe

    Bin ich diese Anti Serbien Kampagne satt, schreiben Sie doch gleich.

     

     

    Serbien ist mal wieder am durchdrehen und lügen. Agim Ceku ist ein engel mit weisser Weste. Nur die bösen Serben wollen ihn haben um "Macht" über die Nachbarländer auszuüben.

     

    Er war nie in Kriegsverbrechen verwickelt.

     

     

    Möge Gott ihnen für ihre Propaganda vergeben.