Ex-Bundeswehr-Standort Port Olpenitz wird Luxus-Ressort: Hoffen auf den Investor
Viele Orte im Norden beklagen den Abzug der Bundeswehr. Dabei eröffnet der viele neue Möglichkeiten. Mit Port Olpenitz entsteht an der Ostsee ein Luxus-Ressort - derzeit steckt das 500 Millionen Euro-Projekt allerdings in finanziellen Schwierigkeiten.
PORT OLPENITZ taz | Ja, auf dem neuen Land über der Ostsee leben schon Leute: Ein Haus immerhin ist bewohnt auf der künstlichen Landzunge, die sich seit gut einem Jahr zwischen dem Binnenmeer und der Schlei hinstreckt. 700.000 Tonnen Sand und 25.000 Tonnen Stein wurden aufgeschüttet für das Luxusprojekt "Port Olpenitz" bei Kappeln in Schleswig-Holstein.
Auf einem ehemaligen Marinestützpunkt, auf dem bis 2006 Minensuchgeschwader stationiert waren, sollte das Ferienressort mit 2.500 Bootsliegeplätzen in einem schicken Jachthafen entstehen. Rund 1.000 Immobilien, darunter Einzel- und Doppelhäuser sowie zwei Hotelanlagen, wollte der Investor und frühere Geschäftsführer Jaska Harm bauen.
Heute steht das Projekt auf wackeligen Füßen: Mitte Oktober meldete die Port Olpenitz GmbH Insolvenz an. Harm musste unter dem Druck seines amerikanischen Partners die Geschäftsführung niederlegen. Ein Insolvenzverwalter ist dabei, die Geschäfte zu ordnen - von 27 Millionen Euro Schulden war zuletzt die Rede.
Ein Vorzeigeprojekt für gelungene Konversion ist das Ferienressort darum nicht mehr, auf einer entsprechenden Liste des Ministeriums taucht Olpenitz nicht auf. Dabei hatte Jaska Harm noch im Sommer optimistisch verkündet, der Anfang und damit das Schwerste sei geschafft.
Im Juni, bei einer Pressetour auf dem Gelände, zeigte er sogar, welchen Platz er für sein eigenes Haus ausgesucht hat: ganz vorn an der Spitze, die in die Ostsee hineinragt. Auch Port-Olpenitz-Sprecher Andreas Ehrenberg schwärmte vom guten Gang der Dinge: Drei Kilometer Mole seien im vergangenen Jahr entstanden, "eine Rieseninvestition".
Zu dem Zeitpunkt hatte die Port Olpenitz GmbH 40 Grundstücke verkauft, und auf der künstlichen Landzunge standen neben dem einen bewohnten schon einige weitere Häuser im Rohbau - nicht überzeugend viel bei geplanten rund 1.000 Immobilien.
Doch Harm und seine Leute versicherten, nun, da endlich etwas zu sehen sei, werde es schnell gehen mit den weiteren Verkäufen. Das Leben am Rand der Ostsee sollte nicht ganz billig sein: 140.000 Euro aufwärts sollten Käufer für eine Doppelhaushälfte hinblättern. Wer es etwas üppiger und großzügiger will, landete schnell im sechsstelligen Bereich.
Doch schon kurz nach der Pressetour wurde bekannt, dass die Port Olpenitz GmbH bei der Stadt Kappeln Schulden hatte, Anwaltskosten und Steuern wurden nicht beglichen. "Die sind zurzeit nicht auf Rosen gebettet", sagte der stellvertretende Bürgermeister der Kleinstadt der Zeitung Flensborg Avis.
Der örtliche Schlei Bote berichtete, dass sich die Stadt als Eigentümerin mehrerer Grundstücke ins Grundbuch hat eintragen lassen, um ihr Risiko zu verringern. Die HSH Nordbank hält einen Kredit von über 90 Millionen Euro zurück, bis weitere Grundstücke verkauft sind.
Harm beschwichtigte damals, die Schulden würden das Projekt nicht gefährden, er sei weiterhin "zufrieden, wie es läuft". Die Steuern würden "selbstverständlich" gezahlt. Und ob es am Ende "7.000 Betten werden oder weniger", spiele ja eigentlich keine Rolle. Am Ende wurden jedoch sogar vergleichsweise kleine Rechnungen der Handwerker aus dem Ort nicht mehr beglichen. Harm musste den Chefsessel räumen.
Das 500-Millionen-Euro-Projekt hätte nach ursprünglicher Planung 2012 fertig gestellt sein sollen. Dieser Termin ist nicht zu halten, doch der Berliner Insolvenzverwalter Rainer Eckert sieht weiter Chancen - vor allem, weil der amerikanische Investor, die EQK Port Olpenitz erklärt hat, weiter am Ball bleiben zu wollen.
Heiko Traulsen, Bürgermeister von Kappeln, ist hoffnungsvoll, ebenso Wirtschaftsminister Jost de Jager. "Olpenitz ist kein Flop", sagt er. "Wir beobachten dort eine Umstrukturierung der Geschäftsführung, aber das Projekt ist nicht am Ende."
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