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Evangelikale in DeutschlandUm Gottes willen!

Sie kämpfen gegen Emanzipation und Evolutionslehre, Pornografie, Homosexualität und den Islam: Evangelikale Christen sind auf einem Kreuzzug gegen den Zeitgeist in Deutschland.

Es gilt ausschließlich: Das geschriebene Wort! Bild: dpa

Pastor Wenz geht auf der Bühne hin und her. Ein hagerer Mann, der das Haar streng zur Seite gescheitelt trägt. Später wird er seiner Stuttgarter Gemeinde jovial zurufen: "Komm, wir geben Jesus mal einen richtigen Applaus!" Und seine Gemeinde wird johlen, tosen, klatschen. Nun aber ballt Wenz die Hand zur Faust. "Es gibt Feinde", ruft er. "Es gibt Menschen, aber auch böse Mächte, die das nicht wollen, was Gott will!" Schweißflecken zeichnen sich unter seinen Achseln ab. "Wir sind das Volk Gottes, wir sind eine heilige Nation", brüllt er schließlich. "Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein?"

Peter Wenz ist Leiter der Biblischen Glaubensgemeinde im Stuttgarter Stadtteil Feuerbach. Bis zu 4.000 Menschen kommen jedes Wochenende in die Gottesdienste. Im Jahr macht das knapp 200.000 Besucher - und das Gotteshaus zur wohl ersten evangelikalen Megachurch in Deutschland.

Evangelikale

Mehr als 420 Millionen Evangelikale weltweit vereint die "World Evangelical Alliance" nach eigenen Angaben unter ihrem Dach, insbesondere in den USA, Lateinamerika und Afrika boomt die bibeltreue Bewegung. Die missionarische Sammelbewegung speist sich aus Protestanten unterschiedlicher Herkunft, die eine wörtliche Bibelauslegung und die Sehnsucht nach persönlicher Glaubenserfahrung eint. Die Bibel gilt als oberste Autorität für das gesamte Leben, die Schöpfungslehre wird gegen Darwins Evolutionstheorie gestellt, vorehelicher Sex, Homosexualität und Abtreibung werden abgelehnt.

In Deutschland leben nach Schätzungen bis zu 2,5 Millionen Evangelikale, genaue Zahlen kennt keiner. Das Spektrum der Evangelikalen ist breit: Von Pietisten innerhalb der evangelischen Landeskirchen bis zu charismatischen und anderen Freikirchen oder Gruppierungen. Nach Schätzungen leben allein 300.000 bis 400.000 evangelikale Freikirchler aus der ehemaligen Sowjetunion in Deutschland, die oft als "Evangeliumschristen" oder etwas irreführend als "Aussiedler-Baptisten" bezeichnet werden. Die Evangelikalen in Deutschland haben in den vergangen Jahrzehnten ein Netzwerk an Medien aufgebaut: Den Nachrichtendienst "idea", dessen Meldungen auch die rechtsgerichtete Zeitung Junge Freiheit übernimmt; Fernsehsender wie "Bibel TV" oder das "Deutsche Christliche Fernsehen"; Radiosender wie den "Evangeliumsrundfunk"; Zeitschriften wie das christliche Medienmagazin pro. Dazu kommen pseudowissenschaftliche Einrichtungen wie das "Deutsche Institut für Jugend und Gesellschaft" der "Offensive Junger Christen", das gegen Gender-Mainstreaming und Feminismus anschreibt und die Umpolung von Homosexuellen propagiert. Oder die "Studiengemeinschaft Wort und Wissen", die den Kreationismus in Deutschland befördert. Für Aufregung sorgte im Frühjahr 2008 das von Evangelikalen organisierte und vom Familienministerium unterstützte "Christival" in Bremen. Proteste löste ein dort geplantes Seminar der "Offensive Junger Christen" mit dem Titel "Wege heraus aus homosexuellen Empfindungen" aus, das schließlich abgesagt wurde. Statt fand aber ein Seminar der radikalen Lebensschützer "Die Birke", die Abtreibung auch im Fall einer Vergewaltigung ablehnen. Als ein zentrales Dokument der weltweiten evangelikalen Bewegung gilt die "Lausanner Verpflichtung" von 1974. Dort heißt es: "Wir halten fest an der göttlichen Inspiration, der gewissmachenden Wahrheit und Autorität der alt- und neutestamentlichen Schriften in ihrer Gesamtheit als dem einzigen geschriebenen Wort Gottes. Es ist ohne Irrtum in allem, was es bekräftigt und ist der einzige unfehlbare Maßstab des Glaubens und Lebens." Noch weiter geht die Chicago-Erklärung zur Irrtumslosigkeit der Bibel von 1978, auf die sich aber nicht alle Evangelikalen beziehen: "Wir verwerfen die Ansicht, dass die Unfehlbarkeit und Irrtumslosigkeit der Bibel auf geistliche, religiöse oder die Erlösung betreffende Themen beschränkt seien, sich aber nicht auf historische und naturwissenschaftliche Aussagen bezögen." Viele Evangelikale geben sich proisraelisch. Dahinter steckt allerdings oft eine problematische Haltung. Denn gleichzeitig halten die Evangelikalen an der "Judenmission" fest. Die "Deutsche Evangelische Allianz" hat ihre Position erst im September 2008 bekräftigt: "Gott ruft Gläubige auf, das Evangelium in die Welt zu tragen. Jeder muss diese Botschaft hören - auch das jüdische Volk." WOS

In den USA wird am Ende der Ära Bush ein Viertel der Bevölkerung den Evangelikalen zugerechnet, das wären mehr als 70 Millionen ultrakonservative Protestanten, die auf einer wörtlichen Auslegung der Bibel bestehen. Selbst der neue Präsident Barack Obama kommt offenbar nicht an ihnen vorbei: Bei seiner Amtseinsetzung am 20. Januar wird der evangelikale Pastor Rick Warren - ein erbitterter Gegner von Homoehe und Abtreibung - um Gottes Beistand bitten. In Deutschland dagegen haben sich die evangelikalen Christen lange abgeschottet und öffentlich wenig eingemischt - ganz im Sinne von Luthers Zwei-Reiche-Lehre, die politische Zurückhaltung nahe legt. Sie kuschelten sich in ihren frommen Ghettos ein, kritisierten selbst die Vertreter der Evangelikalen die eigenen Schäfchen immer wieder. Inzwischen ist aber von politischer Zurückhaltung nichts mehr zu spüren. Wenn von diesem Sonntag an rund 350.000 deutsche Evangelikale an ihrer jährlichen Gebetswoche teilnehmen, beten sie auch "für Christen in Schlüsselpositionen von Politik, Kultur, Medien und Wirtschaft"; "für unsere Regierung im Land bei der Beurteilung des Islam"; und dafür, "dass unser Land und die Gesellschaft wieder mehr von christlichen Werten und der christlichen Botschaft geprägt werden".

Immer lauter mischen sich die Evangelikalen in Debatten und Wahlkämpfe ein, bombardieren Politiker mit Briefen und Fragen. "Sind Sie bereit, die Propagierung familienzerstörender Elemente in den Medien gegebenenfalls auch durch gesetzliche Schutzmaßnahmen zu vermindern?", heißt es in einem Wahlfragebogen, den der Evangelikalen-Dachverband "Deutsche Evangelische Allianz" an die Politik richtet. Die Evangelikalen betreiben ein ganzes Netzwerk aus Zeitschriften, Nachrichtenagenturen, Fernsehsendern und Radiostationen, sie beschäftigen eigene Lobbyisten und PR-Kräfte. "Wir haben derzeit so viele Chancen, uns selbst in den Medien darzustellen, wie nie zuvor", jubelte im Dezember der Evangelikalen-Funktionär Thomas Schirrmacher.

Es sind nunmehr fast eineinhalb Millionen Evangelikale, die sich unter dem Dach der "Deutschen Evangelischen Allianz" versammeln. Manche Schätzungen kommen sogar auf bis zu 2,5 Millionen Evangelikale in Deutschland. Hunderte neue freikirchliche Gemeinden, die dem evangelikalen Spektrum zugerechnet werden, haben sich in den vergangenen Jahren gegründet. Viele von ihnen sind deutlich radikaler als die klassischen Freikirchen, die oft bereits im 19. Jahrhundert entstanden sind. Dazu kommt eine unübersichtliche Zahl von Bibelhauskreisen, missionarischen Zentren, evangelikalen Vereinen und Sozialeinrichtungen - von Drogentherapiegruppen auf Bauernhöfen bis zu Armenspeisungen in den Städten.

Seit wenigen Wochen haben die Evangelikalen auch eine staatlich genehmigte Hochschule, die Freie Theologische Hochschule in Gießen, die vorher lediglich den Status einer Akademie hatte. Als "Durchbruch für die Evangelikalen in Deutschland" hat deren Rektor das gefeiert. Die Grundlage: die 1978 aufgestellte Chicago-Erklärung zur Irrtumslosigkeit der Bibel.

Auch wenn die Bewegung alles andere als einheitlich ist: Wer das evangelikale Deutschland bereist, von Berlin bis Stuttgart-Feuerbach, von Leipzig bis ins hessische Werratal, erfährt rasch, was sie verbindet: Es ist der Widerstand gegen einen Zeitgeist, den sie als dekadent und gottlos empfinden. Die Evangelikalen stemmen sich gegen Emanzipation und Evolutionslehre, Pornografie, Homosexualität und den Islam. Sie geben sich proisraelisch - und missionieren dennoch auch unter Juden. Denn in ihren Augen wird nur errettet, wer Jesus als den Messias anerkennt.

Doch so sehr sich die Evangelikalen um Einfluss bemühen, einem religiösen Rollback sind enge Grenzen gesetzt. Deutschland, eine heilige christliche Nation? Mit der Wirklichkeit hat das wenig zu tun. Und das ist ihre heimliche Tragödie: Eine pluralistische Gesellschaft hält die Evangelikalen aus - sie sind es, die an ihr verzweifeln.

An den Wänden des Konferenzraums eines Büros in Leipzig hängen Zeichnungen von Einfamilienhäusern, Pläne von Wohngebieten, Prospekte. "Letzter Bauabschnitt in Engelsdorf", steht auf einem, "Nutzen Sie Ihre Chance!" Ein Mittfünfziger mit Bart und Brille betritt den Raum, zur Krawatte trägt er eine silberne Nadel. "Dr.-Ing. Reinhard Steinbruch", steht auf seiner Visitenkarte. Er ist der Chef des Planungsbüros im Leipziger Süden. Und Diakon in der Freien evangelischen Gemeinde Leipzig.

Das Projekt, das Steinbruch heute präsentiert, hat nichts mit Häusern zu tun. Es geht um den biblischen Erlebnispark: das Genesis-Land. Die Idee stammt von schöpfungsgläubigen Schweizern. Kreationisten. Eigentlich wollten sie den Park im Raum Heidelberg bauen, bekamen aber im Sommer eine Abfuhr von Stadt und Region. Doch ihre millionenteuren Pläne wollen sie nach wie vor umsetzen. Nur wo? Ginge es nach Steinbruch, würde der Bibelpark in Ostdeutschland gebaut. "Das ist praktisch Diaspora", sagt er in leichtem Sächsisch. Christliche Diaspora.

Zeitreise durch die Geschichte der Menschheit, von der Schöpfung bis zur Vollendung", steht auf einem Katalog, der auf dem Konferenztisch liegt. Darin sind die Grundsätze des Parks festgehalten: Es solle ein Ort entstehen, "an dem der biblische Bericht als historische Tatsache interpretiert und dargestellt wird". Was das heißt, steht dort auch: Das Erdzeitalter wird auf 6.000 bis 10.000 Jahre veranschlagt. An anderer Stelle heißt es: Dinos und Menschen lebten einst gemeinsam auf der Erde - schließlich erinnerten die Beschreibungen des Behemot und des Leviathan im Buch Hiob an Dinosaurier. Ein Faltplan zeigt eine Übersicht über den Park. In der Mitte: die Arche Noah. Auch sie soll so gebaut werden, wie es in der Bibel steht, 300 Ellen lang, 50 Ellen breit, 30 Ellen hoch.

Steinbruchs Team hat mehrere Elemente des Parks entworfen. So auch den Pavillon "Feuer", der die Johannesoffenbarung darstellen soll. Die Apokalypse. Steinbruch schiebt eine DVD in den Laptop. Ein langgezogenes Gebäude ist zu sehen. "Komm herauf und ich werde dir zeigen, was nach diesem geschehen muss", sagt eine Stimme. Feuer. Schreie. "Den Abschluss der großen Trübsal erlebt der Besucher durch das Zerfallen des Universums", sagt die Stimme. Man sieht die Weltkugel. Ein Knall. Dunkelheit. Schließlich gelangt man in den Raum des Jüngsten Gerichts. An dieser Stelle, so die Stimme, werden "Lasermenschen" erscheinen. Ein Teil stürzt in einen Feuersee. Der Rest gelangt in die neue Welt. Das Neue Jerusalem. Nach sechs Minuten endet der Film.

Glaubt Dr.-Ing. Reinhard Steinbruch all das? Glaubt er an das baldige Ende? Steinbruch zögert, druckst herum, schließlich antwortet er: Die Zeichen seien nicht zu übersehen. Die Pole schmelzen, das Wetter verändere sich, Naturkatastrophen nehmen zu. Keiner sei mehr für die Ehe, es werde in losen Partnerschaften gelebt, von Homosexualität ganz zu schweigen. "Der Zeitgeist an sich, die ganzen Lebensinhalte", sagt Steinbruch. "Das ist ein endzeitliches Verhalten."

Ein Wohnhaus im Norden des Berliner Bezirks Neukölln, es ist November. "Kommunismus" hat jemand auf die Fassade gesprüht. Im ersten Stock haben sich gut zwanzig amerikanische und deutsche Twens versammelt. Zwei Tage ist es her, dass in den USA Obama die Wahl gewonnen hat, zwei Drittel der unter 30-Jährigen haben ihn gewählt. Aber hier ist von Obamanie nichts zu spüren. Ein Twen aus Obamas Heimatstadt Chicago sagt, er habe gegen ihn gestimmt. Wegen dessen liberaler Haltung zur Abtreibung. Dan (28) aus Michigan setzt sich vor die Gruppe, er trägt T-Shirt, Jeans und weiße Nike-Socken. Er liest aus der Bibel, Psalm 23, ein deutscher Student übersetzt.: "Und muss ich auch durchs finstere Tal, ich fürchte kein Unheil." Danach gibt es Popcorn, Tortilla-Chips und Jesus-Lieder: "Denn ich bin sein und er ist mein, mit seinem Blut macht er mich rein."

Wenn man so will, ist Dan ein Missionar im Praktikum, ein evangelikaler Entwicklungshelfer. "Campus Crusade for Christ" heißt die evangelikale Organisation, die ihn und ein Dutzend weitere US-Amerikaner für ein Jahr nach Berlin geschickt hat. Crusade, das heißt übersetzt Kreuzzug.

Mehr als 1.000 Hochschulgruppen zählt "Campus Crusade" in den USA. Das deutsche Pendant "Campus für Christus" ist bisher an rund zwanzig Hochschulen vertreten. Die Bewegung sei zwar auch in Deutschland stark, aber bisher noch "very underground", sagt Dan. Wer seine Gruppe beobachtet, wie sie an der Technischen Universität in Berlin Jesus-DVDs und Broschüren über Gottes Plan für unser Leben anpreist, weiß, was er meint. Fast alle ignorieren den Stand vor der Mensa einfach nur. "Die meisten Studenten können wahrscheinlich ihre ganze Unizeit hinter sich bringen, ohne ein Gespräch mit jemandem zu haben, der wirklich an Jesus glaubt", sagt Dan. Aber genau deshalb ist er ja hier.

Der Rohbau eines Autowasch-Centers in Stuttgart, umgeben von Autohäusern und Tankstellen. Gleich dahinter: das "Gospel Forum". Der knapp zwanzig Meter hohe Flachdachbau ist eine Mischung aus Mehrzweckhalle und SB-Möbelmarkt. Viel Glas. Viel Beton. Helles Holz. Lüftungsrohre an der Hallendecke. Das "Ikea der Evangelikalen" hat man es schon genannt. Neuankömmlinge bekommen Gummibären in Herzform. Und einen Gutschein für ein Erfrischungsgetränk. Man gibt sich offen, nach außen hin modern. Zu Beginn des Gottesdiensts spielt eine Soft-Rock-Band. Nach wenigen Takten recken die ersten Besucher die Arme in die Höhe. Die Halle ist voll, selbst auf der Empore bleibt kaum ein Stuhl leer. Pastor Wenz trägt ein fliederfarbenes Hemd zur dunklen Anzughose, als er an diesem Sonntag im November vor seiner Gemeinde steht. "Gott sprach gerade zu meinem Herzen, jemand wird jetzt geheilt an seiner Bauchspeicheldrüse", ruft Wenz über ein Soundbett aus Orgel und Gitarre. "Die Ärzte werden es bestätigen!"

Göttliche Wunder auf der einen, dämonische Mächte auf der anderen Seite: Hier in Stuttgart-Feuerbach glaubt man fest daran. Am Abend zuvor war ein italienischer Gastprediger da. Am Ende seines Heilungsgottesdiensts kommen die Besucher nach vorne, auf Krücken, in Rollstühlen, gestützt von Angehörigen. Eine Familie bringt ihr schwer krankes Kleinkind. Der Prediger drückt ihm die Hand auf den Kopf: "By the power of god, be healed."

Peter Wenz und seine Biblische Glaubensgemeinde (BGG) gehören zur charismatisch-pfingstlerischen Strömung des Christentums, jenen Evangelikalen, die besonders viel Zuwachs verzeichnen. Ihr Ziel: Eine "persönliche Beziehung" zu Gott aufzubauen - wie auch immer das funktioniert. Wenz selbst habe bis 1978 ohne eine solche Beziehung zu Gott gelebt, erzählt er später in einem Hinterzimmer. Dann erlebte er seine Wiedergeburt. Er war damals zwanzig Jahre alt und angehender Zeitsoldat. Heute ist er ein Soldat des Herrn.

Einer, der die Öffentlichkeit nicht scheut. Im September 2006 durfte Wenz in Sabine Christiansens TV-Talk über ein Thema diskutieren, mit dem er sich auskennt: Wann wird aus Frömmigkeit Fanatismus?

"Sex: Gottes Wahrheit" heißt ein Ratgeber, den Frauen an einem Stand im Foyer verkaufen. Dort werden vorehelicher Sex und Oralverkehr als Werk des Teufels bezeichnet. Onanie? Führt in dämonische Abhängigkeit. Jugendliche stehen im Foyer, albern herum. Sie hatten gerade Teeniebibelschule. "Allah ist mächtig, Allah ist groß", ruft einer. "Ein Meter siebzig und arbeitslos."

Über den "Charisma Shop" ist auch eine Predigtreihe zum Thema "Sexualität im Licht der Bibel" als CD-Set zu beziehen. "In der Bibel steht alles genau drin", ruft Pastor Wenz auf der Aufnahme. "Gott will den Mann männlich und die Frau will er weiblich." Aus der Gemeinde hört man ein lautes "Ameeen". Später doziert Wenz über Homosexualität. Seine Stimme hebt an: "Wenn jemand hier ist heute, der homosexuell gebunden ist: Du sollst frei werden durch den Kraftstrom des Heiligen Geistes."

ie Gemeinde radikalisiere sich in Richtung "eines protestantischen Fundamentalismus US-amerikanischer Prägung", schrieb der Weltanschauungsbeauftragte der evangelischen Landeskirche Württemberg schon vor gut acht Jahren. Wenige Monate später öffnete das "Gospel Forum". Solche Kritik wischt Wenz weg. Es gebe immer Neider, sagt er. Er wähnt sich auf der richtigen Seite. Als Teil einer weltweiten Bewegung, die wächst und wächst und wächst. Unter ihm ist um die Gemeinde eine Art sozial-moralisches Milieu herangewachsen, vergleichbar mit dem sozialdemokratischen Arbeitermilieu im 19. Jahrhundert. Oder dem katholischen Milieu in den 20ern und 30ern. Zur Gemeinde gehört der "Christliche Sportverein Stuttgart 1999 e. V.". Eine eigene Kita. Eine Pfadfindergruppe. Seniorentreffs. Von der Wiege bis zur Bahre: evangelikal.

Rosemarie D. (42) steht im Garten ihres Hauses in Archfeld im Werratal, ein Dorf am äußersten Rand Hessens. Sie trägt einen langen Rock und ein blaues Kopftuch, das mit Spangen an ihren blonden Haaren befestigt ist. Auf dem Arm hält sie die knapp ein Jahr alte Sulamith. Noah (5) und Jeremia (8) werfen sich gegenseitig einen Gummiring zu. "Hochwerfen und dann auffangen", ruft die Mutter. Sportunterricht. Zwischen Gemüsebeet und Gartenteich.

Einige Meter weiter steht eine Wäschespinne. Darauf hängt ein T-Shirt, das einem der sieben Kinder gehört. Der Aufdruck lautet: "Ich bin ein Meisterwerk Gottes." Am Gartentor steht auf einem Holzschild: "Herr, Gott, du bist unsere Zuflucht für und für".

Ende der 90er-Jahre haben sich Rosemarie und Jürgen D. in das 150-Seelen-Dorf zurückgezogen, in ein altes Bauernhaus mit knarzenden Dielen und niedrigen Decken. Hier können sie leben, wie sie wollen. Oder eher: so leben, wie Gott es will. So dachten sie zumindest bis vor kurzem.

Rosemarie und Jürgen D. weigern sich seit Jahren, ihre Kinder in eine Schule zu schicken. Sie wollen nicht, dass jemand anderes die Kinder unterrichtet als sie, die Eltern. Das Landgericht Kassel hat die beiden im Sommer deshalb zu je drei Monaten Gefängnis verurteilt. Die Familie ging in Revision, mit Erfolg, an Heilig Abend kam der Bescheid. Nun muss der Fall neu verhandelt werden. Ausgang: ungewiss.

500 bis 1.000 sogenannter Homeschooling-Familien gibt es in Deutschland. Eine Entwicklung, die der Staat eigentlich unterbinden will. Die Entstehung von "Parallelgesellschaften" müsse verhindert werden, heißt es in den Urteilen hoher Gerichte.

Parallelgesellschaft? Eine hessische Christenfamilie?

Zum Klassenzimmer geht es den Flur entlang links. Dort steht eine kleine Schultafel, an der Wand hängt eine Weltkarte. Daniel (12) und Lukas (14) sitzen an ihren Schreibtischen. Sie haben Unterricht beim Vater. Lukas lernt Geschichte, Daniel Englisch. "She teaches. She ist das Subjekt", erklärt Jürgen D. Jeden Tag von sieben bis dreizehn Uhr ist Unterricht. Am Nachmittag dann verdient der studierte Politologe Geld mit Nachhilfeunterricht. Viel dürfte dabei nicht zusammenkommen. Aber auf irdische Reichtümer gibt die Familie sowieso nicht viel.

Am Ende der Stunde vermerkt der Vater, was die Kinder gelernt haben. Englisch, Relativsätze, schreibt er in Daniels Ordner. In einem anderen Ordner, den er hervorkramt, hat er die Lehrpläne Thüringens abgeheftet, an denen er sich grob orientiere. "Das hat alles Hand und Fuß."

Hat es das wirklich? Auf dem Schreibtisch liegen Stifte der fundamentalistischen "Partei Bibeltreuer Christen", die bei den letzten Bundestagswahlen knapp 110.000 Stimmen bekam. In den Regalen stehen Dutzende von alten Schulbüchern. Gängige Lehrwerke von Klett oder Diesterweg, wenn auch teils aus den Siebzigern. Im Regal mit den Biologiebüchern steht jedoch ein neueres Buch: "Evolution. Ein kritisches Lehrbuch", die bekannteste deutsche Kreationistenfibel. Einen Raum weiter steht "Die Evolutions-Lüge". Ein Buch, in dem es gleich zu Beginn heißt: "Aus einem Affen wurde nie ein Mensch!"

Ist das der Grund, warum Familie D. ihre Kinder nicht in die Schule schicken wollen? Weil sie ihnen Darwin nicht zumuten wollen? Die Erkenntnisse jenes Mannes, dessen 200. Geburtstag die Welt im Februar feiert?

Jürgen D. sitzt nach dem Unterricht in der kühlen Stube, der Holzofen ist an diesem Herbsttag noch nicht in Betrieb. Er trägt einen grauen Pulli, schwarze Jeans und braune Sandalen. "Der Glaube an Gott, an Jesus Christus, was spielt der denn noch für eine Rolle? Man wird als Christ ja heute fast schon belächelt", sagt er. Er kramt eine Schrift hervor, die er zusammen mit seiner Frau verfasst hat: "Jonathans Werdegang als Hausschüler". Er will damit zeigen, wie gut die Kinder lernen. Darin ist nachzulesen, wie der älteste Sohn nach Jahren des Hausunterrichts kurz die Realschule besuchte und mit einem Notenschnitt von 1,1 abschloss. Gerade hat Jonathan (16) eine Schreinerlehre angefangen. Ein Handwerksberuf. Wie Jesu Vater Josef, der Zimmermann.

Es ist still geworden im Haus, trotz der sieben Kinder. Auch von draußen dringt kein Autolärm herein. Man hört keine Handys, keine Gameboys, keinen Fernseher, kein Radio. All das wollen die Eltern von ihren Kindern fernhalten.Was ist mit Sexualkunde? Die Frage lässt Jürgen D. unruhig werden. Dies sei kein Thema, das man im Unterricht explizit behandeln müsse, sagt er. Aber die Kinder bekämen ja alles mit. Wenn der Hahn die Henne auf dem Hof besteigt zum Beispiel.

Rosemarie D. sitzt in der Küche, bereitet das Essen vor, Nudeln mit Tomatensalat. "Lieber drei Monate Gefängnis für uns Eltern als jahrelanges Gefängnis in der Schule für die Kinder", sagt sie. In der Schule seien der Manipulation Tür und Tor geöffnet. "Da kommen irgendwelche Modeströmungen rein und bestimmte Meinungen werden verfestigt." Was genau sie damit meint? "Das, was der Zeitgeist eben gerade diktiert."

Auf dem Weg zum Bahnhof erzählt Jürgen D. von den Christenverfolgungen im Römischen Reich. Und davon, wie heute weltweit Christen unterdrückt würden. In China. Nordkorea. Was er nicht sagt, aber wohl meint: Inzwischen ist es auch hier schon so weit. Verbitterung klingt in seinen Worten mit. Übers Auswandern haben sie nachgedacht, aber das Geld fehlt.

Die Familie als christliche Eiferer zu betrachten, ist die eine Möglichkeit. Man kann es aber auch so sehen: Vor hundert Jahren wären Jürgen und Rosemarie D. in Deutschland kaum aufgefallen. Im 21. Jahrhundert aber wirken sie wie aus der Zeit gefallen.

"Gott hat uns diesen Weg gezeigt", sagt Jürgen D. zum Abschied. Dem Besucher drückt er ein Glas Honig in die Hand, von den eigenen Bienen. Und ein Neues Testament.

Wolfgang Baake (58) bewegt seinen wuchtigen Körper in das Café Einstein in Berlin, Unter den Linden, nur wenige hundert Meter vom Bundestag entfernt. Ein Treffpunkt von Politikern, Journalisten, Lobbyisten. An den Wänden hängen Fotos von Genscher und Clinton. Baake ist so etwas wie der Cheflobbyist der deutschen Evangelikalen. Er nennt sich "Beauftragter am Sitz des Deutschen Bundestages und der Bundesregierung". Seine Organisation, die "Deutsche Evangelische Allianz", findet sich auf der Lobbyliste des Bundestags auf Platz 744 von 2051, kurz nach der Deutschen Dystonie Gesellschaft. Baakes Themen sind der Schutz von Ehe und Familie, Abtreibung, Sterbehilfe. "Wir müssen dahin zurück, wo unsere Gesellschaft herkommt", sagt Baake zum Frühstück.

enn er sich öffentlich zu Wort meldet, verteidigt Baake zum Beispiel Lehrer, die im Biologieunterricht die Schöpfungslehre unterrichten. Oder er kritisiert das ZDF aufgrund der Filmreihe "Sommernachtsfantasien". Für ihn ist diese dem Thema Erotik verpflichtete Reihe nichts anderes als "praktizierte Pornografie". Lange hat das, was er sagt, nur wenige interessiert. Im Dezember aber verlangte Baake den Rücktritt des Chefs der Bundeszentrale für politische Bildung, Thomas Krüger - und hatte damit fast Erfolg. Streitpunkt war ein Text in einer bundesweiten Schülerzeitung, in dem die jugendlichen Autoren die Evangelikalen heftig kritisierten. Die Zeitung wird von der Bundesbehörde mitfinanziert. Auf Druck von bibeltreuen Christen und aus der Politik distanzierte sich Bundeszentralenchef Krüger von dem Schülerheft - und von einem Begleitschreiben, in dem er selbst Islamisten und evangelikale Gruppen verglichen hatte. Es ist zwar nur ein kleiner, aber doch bemerkenswerter Sieg für die Evangelikalen. Und für Baake.

Ein Foto vom März des Jahres 2007 zeigt ihn und andere Vertreter der deutschen Evangelikalen im Berliner Bundeskanzleramt. Neben der Pfarrerstochter Angela Merkel. Es sei ein sehr interessantes Gespräch gewesen, erinnert sich Baake an diesem Freitag im Herbst. Was sie denn Interessantes miteinander besprochen haben? "Vertraulich." Nach dem Frühstück will Baake an diesem Tag noch Abgeordnete von Union und FDP treffen. Wen genau, sagt er wiederum nicht. Einen "Funktionär der Fundamentalisten" hat ihn die konservative Welt einmal genannt.

Aber ist Baake das? Ein Fundamentalist? "Was ist besser, als auf einem Fundament zu stehen?", fragt Baake am Ende des Gesprächs zurück. "Dem Fundament der Bibel?"

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47 Kommentare

 / 
  • G
    Gast

    Nunja, der Artikel ist ja schon etwas älter, trotzdem gebe ich jetzt einfach mal meinen Senf dazu. Eine gute christliche Gemeinde ist eine Gemeinde die nach den Geboten Gottes lebt, nämlich:" Du sollst Deinen Nächsten lieben wie Dich selbst." (steht schon in den 10 Geboten). Am Besten einfach selbst hingehen und testen, aber Vorsicht!: Nicht alle Bäume tragen gute Früchte. Wie sagte Xavier schon:" Wenn ihr Liebe spürt, dann geht in diese Richtung."

  • D
    Dominik

    Ausgezeichnerter und mutiger Artikel. Wenn sich die TAZ so etwas auch gegenüber dem Islam und den anderen Religionen von vorgestern trauen würde, dann wäre ich sofort ein neuer Abonnent. Die Leserkommentare hier zeigen, wie sehr wir Religionskritik brauchen in Zeiten zunehmender Religiotie.

  • L
    Links-Christ

    Stimmt das Feindbild - stimmt das Weltbild!

     

    Bravo Rechercheur sie haben Klarheit geschaffen, für Beruhigung gesorgt, endlich wissen wieder alle auf welche Seite sie gehören.

     

    Ultrakonservative Fundamentalistische Funktionäre vs. Aufklärerische-Humanistische Modernmenschen

     

    0 : 5

     

    Danke für ihre disjunktive Schranke, sie gibt Übersicht den einfachen Gemütern. Bloss was ist nun mit den "linken" Evangelikalen - Jesusfreaks und Co.? - Auch böse? Bestimmt lassen sich bei diesen Grasswurzelevangolen auch solche Terrorabsichten nachweisen, haben sie doch tatkräftig mit "Linksextremisten" in den letzten Jahren angebändelt? Auch sind sie wohl wie keine andere gesellschaftliche Gruppe einem linken Gutmenschentum zugetan (ist doch die Intention auf der richtigen Seite zu stehen bei beiden Gruppen stark ausgeprägt).

     

    -Sie merken hoffentlich wie plem plem ihre Abgrezungbemühungen und Ordnungsversuche sind. Stellen sie sich der prinzipiellen Offenheit der modernen Gesellschaft, dann braucht es keine Beißreflexe nach außen, um ihr monokausales Weltbild instand zu halten.

     

    Vor der Familie habe ich Respekt, die Kinder werden bestimmt bei der Förderung später mal bessere Texte verfassen.

  • S
    stefanie

    ich finde es sehr traurig solche artikel zu lesen, weil man genau merkt, dass der autor keine ahnung hat von dem was er schreibt. weil er als außenstehender über so eine bewegung schreibt. Natürlich klingt es für jemanden der es nie erlebt hat komisch "eine Beziehung zu Gott zu haben" , aber das ist der wichtigste punkt des christentums. Ich habe eas selbst in meinem leben erlebt und weiß dass es das beste und wichtigste meines lebens geworden ist. ich weiß, es läuft vieles falsch auch unter christen und das hält die leute davon ab Gott wirklich kennenzulernen.

  • N
    Nort

    Nietzsche ist tot.

  • R
    Robinho1

    Die Evangelikalen sind furchtbar ich bin froh wenn endlich die friedliebende Scharia in Deutschland eingeführt wird.

    Berichten sie doch mal über die evangelikalen Ehrenmorde, Genitalversümmelungen und die unterdrückten Frauen, oh entschuldigung das ist ja die Relligion des Friedens, die die Burka tragenden Taz Redakteurinnen so lieben.

  • NS
    Noch so einer aus der Zeit gefallener

    "Religion ist Opium fürs Volk" - Karl Marx

     

    Und die Evangelikale Glaubensströmung ist Opium von einer besonders starken Sorte.

  • S
    sbornni

    Nicht die evangelikale Tunichtgutgemeinde selbst bestimmt was andere für Vielfalt, für differenziert, für gut recherchiert, für thematisch gut ausgewählt ....für ihr genehm gehalten werden soll!!! Sie kann es auch garnicht - mensch!

  • C
    Christof

    Entweder findet Deutschland/Europa zu seinen christlichen Wurzeln zurück, oder es wird islamisch. Traurig, aber wahr.

  • G
    Gesù_per_sempre

    Servus,

     

    ich komme aus dem schönen Nürnberg, und stellt euch vor.. ich gehöre auch zu dieser ominösen Bewegung(-; Wäre cool, wenn ihr auch mal über die Gemeinden in unsere Region berichten könntet!? Immerhin tut sich in unserer Region auch einiges und so hätte euer "Informant" nochmal die Möglichkeit, mehr über das Wesen Gottes zu erfahren und würde vllt. auch mal positiv über uns berichten. Kleiner Tipp - ICF-Nürnberg=sehr pragmatische Predikten, Chapel-Fürth=super Gemeinschaft oder Immanuel-Gemeinde-Nürnberg=klasse Lobpreis, wären ganz gute Anlaufstellen. Also sagt bescheid, damit nicht ausgerechnet, wenn ihr kommt, über den Feldzug gg. andere Weltanschauungen gesprochen wird...

  • M
    Mario

    Sehr geehrte Damen & Herren,

     

    meine Hochachtung vor Ihrem mutigen & kritischen Artikel zu den Evangelikalen. Ich habe bereits erlebt, wie evangelikale Kirchen/ Vereinigungen gegen andere CHRISTLICHE Kirchen/ Vereinigungen GEBETET haben, nur weil diese andere Positionen vertreten und die Evolutionstheorie und den Darwinismus für mit der Bibel vereinbar erklären und Leute, die nicht biblisch leben, wie z. B. Homosexuelle, Abtreibungsbefürworter etc. nicht pauschal einfach verdammen, sondern für diese beten. Evangelikale reagieren meiner Erfahrung nach oft ausgesprochen arrogant, hochnäsig & eingebildet auf Menschen wie mich, die trotz dessen, dass sie Christen sind, das wissenschaftliche Menschen- & Weltbild vertreten. Diese zunehmende Nichtdenker- & Hasserbewegung unter den Christen ist für mich als Insider besorgniserregend. Wer als Christ mit Kreationisten, Evangelikalen & Kompanie nichts zu tun haben will, dem bleiben, meiner Erfahrung nach, nur der (klassische) Katholizismus oder die Orthodoxie. Auch wenn man Gemeinden dieser beiden hier in Ostdeutschland mit der Lupe suchen muss.

     

    Mit Hochachtung vor Eurer Freidenkertum & Eure Wahrheitsliebe

     

    Mario

  • D
    Dude

    Getroffene Hunde bellen...

    Meinungsfreiheit nehmen die obskureren Strömungen der Evangelikalen doch auch in Anspruch, doch sobald sie für ihre Intoleranz kritisiert werden, wird gleich wieder die Verfolgungskeule ausgepackt (vgl. Markus). Was für ein kompletter Schwachsinn und ein Affront für alle politisch und religiös Verfolgten dieser Welt!

     

    Offenbar haben hier die meisten auch nicht viel von Journalismus verstanden. Der Artikel stellt differenziert und an Fallbeispielen die EXTREMEN Strömungen der Evangelikalen dar. Einen Anspruch, die gesamte Palette evangelikaler Gemeinden, Bräuche und Meinungen abzudecken, kann ich daraus nicht erkennen.

    Auswahl und Zuspitzung sind gebräuchliche journalistische Stilmittel, die m.E. hier keinesfalls übertrieben eingesetzt werden.

  • M
    Marcus

    Werden die Löwen schon wieder ausgehungert? Jedenfalls scheint es mir so, als ob es einen Teil in der deutschen Öffentlichkeit gibt, der am liebsten wieder die Löwen auf alles los lassen möchten, was sich christlich nennt. Man fängt bei den Evangelikalen an, weil es manche(!) in dieser Bewegung leicht machen, an einen obskuren Haufen fanatisierter Bibelgäubiger zu glauben. Und irgendwann sind dann alle dran, die sich auf Christus berufen, egal welcher Konfession. Interessanterweise geschieht dies im Namen der Meinungsfreiheit und der Demokratie.

    Man denkt dabei weniger an die Entwicklungen im Dritten Reich als vielmehr im Römischen Reich. Was haben denn diese Christen, denen man am liebsten die Löwen auf den Hals hetzen würde, gemacht, möchte man fragen.

    Im Römischen Reich haben sie sich einem allseits gültigen Kaiserkult verweigert und ihre Loyalität einem anderen König geschworen, der im Namen Gottes Frieden, Versöhnung, Gewaltlosigkeit und den Einsatz für die Schwachen brachte. Das passte den Herrschenden nicht.

    Und heute? Da gibt es Christen, die sich dem Tanz um die Götzen Konsum, Geld und Lust verweigern, weil sie einem anderen Herrn folgen. Klar, dass das das den Unwillen derer herausfordert, die mit diesen Götzen Geschäfte machen - gerade auch die Medien. In einer immer mehr gleichförmigen Gesellschaft sind Christen nicht nur Götzendienstverweigerer - sie sind vielfach noch die einzigen, die in der Lage sind, kritisch zu denken und damit ungewollt das Erbe der Aufklärung aufzunehmen und zu verteidigen.

    Müssen wir Christen uns also wieder auf etwas gefasst machen? Werden die Löwenkäfige bald wieder geöffnet?

    Trotz allem gilt, was Jesus gesagt hat: Ihr sollt eure Feinde lieben. Segnet sie und flucht ihnen nicht. Das macht den Unterschied.

  • F
    Frank

    Interessanter Artikel, ich bin auch ein Evangelikaler und gehöre auch der Gruppe der Charismatiker an, also der am schnellsten wachsenden christlichen Erneuerungsbewegung weltweit (vergleibar mit Luthers Reformation damals). Naja, was soll ich von dem geschriebenen halten? Es ist so, als wenn ein Grundschüler von den Vor- und Nachteilen des BWL Studiums erzählt. Ich rate euch jemandem Artikel schreiben zu lassen, die zumindest im Ansatz vom Chistlichen Glauben etwas verstehen. Ansonsten redet man wie hier komplett am Thema vorbei, aber das ist ja offensichtlich die Strategie der Massenmedien. Wahrheitsgehalt möglichst niedrig, und Skandalgelaber möglichst hoch. Naja, die Medien haben nun mal eine Macht die sie gnadenlos ausnutzen. Somit wird auch deutlich, dass die Evangelikalen/Charismatiker nicht nur die am schnellsten wachsende rel. Gruppe sind, sondern auch die, die am stärksten unter religiöser Verfolgung leidet, und auch in Deutschland tut man ja alles um mit dieser weltweiten Verfolgung im Einklang zu sein. Macht ruhig weiter so, ihr könnt schließlich nicht anders, und euch ist auch nicht bewußt von welchen Geistern ihr getrieben seit.

  • N
    Nico

    Unausgewogen und tendenziös.

  • JG
    Jörg Generotzky

    Liebe taz!

     

    Ich freue mich immer wieder das die Evangelikalen eine Thema für Euch sind. Es macht Spaß die Artikel zu lesen, auch wenn sie nicht unbedingt positiv gemeint sind. Schmeckt der Honig von Fam. Jürgen D.? Christen sind im allgemeinen ökologisch gesinnt, das macht deren Erzeugnisse beliebt. Und hat der Redakteur schon mal im

    Neuen Testament gelesen? Demnächst findet ProChrist mit Ulrich Parzany statt. Ihr werdet bestimmt darüber schreiben.

     

    Ich lese die Online-Taz gerne weil sie immmer eine interessante Sicht über politische und gesellschaftliche Ereignisse hat.

    Gruß Jörg

  • DR
    Daniel Renz

    Auf Ideologie (ja, die gibt es in der Tat auf evangelikaler Seite!) mit Gegen-Ideologie reagieren... Schade, Herr Schmidt! Damit haben Sie eine weitere Chance zum konstruktiven Dialog vertan.

  • E
    Eli

    Ich muss wie schon viele Kommentatoren vor mir noch mal die schlechte journalistische Arbeit von Herrn Schmidt ansprechen.Unvoreingenommene Recherche ist etwas anderes.

    Das christliche Werte auch heute noch eine Richtlinie sein sollten, muss eigentlich jeder friedvolle Atheist, der sich mit dem Thema auseinandergesetzt hat, eingestehen.

    Extreme sind nie gut.

  • TK
    T, Krüger

    Die Evangelikalen sind auf dem Vormarsch?! - und das ist gut so!

  • SA
    sapere aude

    @Matthias S.: "Als Evangelikaler kenne ich in der Tat viele der problematischeren Zweige der evangelikalen Bewegung."

    Also hoffentlich auch

    - geistlichen Mißbrauch

    - selbsternannte "Pastoren", "Propheten" und Führergestalten

    - "Campus Crusade (!) for Christ"

    - "Der Heilige Geist hat mir gesagt" und dann folgen wahlweise Spendenaufrufe, Heiratsanträge oder schlimmere Aufrufe ...

    -

    Die NPD soll verboten werden. Kann man drüber nachdenken (wenn sie denn mal wider eine eigenständieg Partei ist und sich staatl. Organe aus ihr zurück gezogen haben). Scientology wird beobachtet und erhält nicht den Rang einer Kirche.

    Aber was sich so im evangelikalen Gewässer tummelt an Gehirnwäsche, psychischen Tricks und religiös/geistlich untermauertem Druck, wird seit Jahrzehnten toleriert!

    In der Rückschau bin ich sehr froh, dem neo-pietistischen, evangelikalen, charismatischen Mischmasch entkommen zu sein. Was dort geschehen ist und inzwischen als Materialsammlung einige Leitz-Ordner und CDs füllt, dürfte dem - freilich sehr harten - Anliegen von "Manga" entsprechen: Was sich unter dem Dach der Glaubensbewegung Deutsche "Evangelische" Allianz verbirgt, gehört beobachtet.

    @Tobias "objektivere Berichterstattung über die christliche Szene wünschenswert."

    Es geht nicht um die "christliche Szene", sondern um den evangelikalen Marsch durch die Institutionen. Die christliche Szene ist - dem gesunden Menschenverstand sei es gedankt - wenn sie bei guter Gesundheit ist ruhig, gelassen, kritikfähig, heiter und fröhlich.

    Was der Auot hier - gewiß zugespitzt - beschreibt, sind alles keine Ausnahmen.

  • T
    Tobias

    Leider funktioniert der Artikel wieder mal nach der schon so oft gelesenen Machart: Einige Extrembeispiele werden zusammengewürfelt und mit journalistisch fragwürdigen Elementen aufgefüllt die nichts mit einer objektiven Berichterstattung zu tun haben. Lang und breit wird beispielsweise über das verfassungsgefährdende Problem der Homeschooling Familien hergezogen, dabei braucht man nur die Grundbegriffe der Prozentrechnung um heraus zu finden, dass 500-1000 Homeschooling Familien bei geschätzten 2.5 Mio. Evangelikalen in Deutschland nun wirklich ein Randphänomen und noch lange kein Grund zur Sorge sind!

    Aber der typische taz Leser liest solche Artikel halt gerne, da er seine vorgefertigte Meinung darin bestätigt findet, und nebenbei noch ein wenig über Amerika herziehen kann.

    Ebenfalls unglaublich wie dieses eine abgesagte Seminar zum Thema Homosexualität in verschiedenen Artikeln immer wieder auftaucht. Ob Spiegel Online oder taz dieses Seminar ist Grund genug die Gesinnung der Evangelikalen Funktionäre als

    verfassungs-, demokratie- und schwulenfeindlich hinzustellen. Aber was ist bitte so schlimm daran ein Seminar mit dem Titel „Wege heraus aus homosexuellen Empfindungen“ anzubieten? Das heißt doch nicht gleich, dass Schwule diskriminiert oder ausgegrenzt werden sollen. Aber könnte es nicht tatsächlich sein, dass es Leute gibt, die vielleicht wirklich Wege aus ihren homosexuellen Empfindungen suchen? Was ist denn mit denen? Muss es eine freiheitliche Demokratie nicht auch aushalten, wenn solche Seminare angeboten werden? Muss bei aller Toleranz und Akzeptanz gegenüber Homosexuellen nicht auch die Möglichkeit einer unglücklichen Homosexualität in Betracht gezogen werden, aus der vielleicht ein Ausweg gesucht wird?

    Kritisiert wird in dem Artikel außerdem, dass Evangelikale nicht mit dem Zeitgeist gehen. Aber sind denn alle Errungenschaften des Zeitgeistes positiv? Pornografie, Gentechnik etc.?

    Mit dem Kern des christlichen Glaubens hat der Artikel leider nichts zu tun. Dieser Glaube wird auch, bzw. gerade in Evangelikalen Gemeinden lebendig gelebt. Christlicher Glaube hat mit der vergebenden Liebe Gottes zu tun, damit dass ich vergeben kann, weil mir vergeben wurde, mit Liebe zum Nächsten.

    Fundamentalismus ist auch beim christlichen Glauben schädlich, in soweit stimme ich mit dem Autor überein, trotzdem wäre eine etwas objektivere Berichterstattung über die christliche Szene wünschenswert. Der Artikel liest sich stellenweise wie der Baader Meinhof Komplex.

  • MS
    Matthias S.

    Autsch!

     

    "Die Evangelikalen" anhand einiger weniger Beispiele zu beschreiben, ist schon an sich ein Fauxpas. Die evangelikale Bewegung ist schon in Deutschland unheimlich weit gefächert - politisch, menschlich und theologisch. Das alles in einen Topf zu werfen und mit suggestiven Formulierungen kräftig umzurühren, disqualifiziert den Autor als Journalisten.

    Als Evangelikaler kenne ich in der Tat viele der problematischeren Zweige der evangelikalen Bewegung. Allerdings ist das alles andere als ihr Mainstream. Es ist unerträglich, dass der Autor offenbar nicht willens oder nicht fähig war, das zu differenzieren.

    Beispiel: Ein großer Teil der Evangelikalen entspricht dem innerkirchlichen Pietismus, der in Deutschland viele der diakonischen Einrichtungen hervorgebracht hat. Es ist eine Beleidigung, diese Menschen mit einigen wenigen Evangelikalen einfach so zu identifizieren, deren theologische Randpositionen sie u.U. gar nicht teilen.

     

    Aber natürlich ist es einfacher, wirre Extrempositionen darzustellen - frei nach dem Motto "bad news are good news" -, wenn sie auch noch so wenig dem entsprechen, was die allermeisten Evangelikalen glauben und leben.

     

    Über die faktische Uninformiertheit des Informierenden kann ich als Insider nur den Kopf schütteln.

  • OK
    Oliver Kröger

    Der Artikel zeichnet wohltuend unspektakulär Tendenzen in verschiedenen christlich-evangelikalen Zusammenhängen nach. Damit ist er deutlich hilfreicher als wesentlich reisserische und ungenau formulierte Artikel von anderer Stelle (z.B. Spiegel Online)

    Es lohnt sich, genau hin zu schauen welche Ausformungen an christlichen Gemeinden und Zusammenschlüssen es in Deutschland gibt. Damit wäre eine gute Basis für eine gesamtgesellschaftliche Diskussion über die Relevanz und die Ausformungen des christlichen Glaubens gelegt. Diese Diskussion würde - auch wenn Sie möglicherweise für einige schmerzhaft wäre, zu einer differenzierten Wahrnehmung in der Öffentlichkeit führen.

     

    Von beiden Seiten.

     

    Die einen igeln sich mit ihrer Angst vor den Herausforderungen der heutigen Welt in rückwärtsgewandten, religiös-motivierten Perspektiven ein. Die anderen verteufeln jegliche christlich motivierte gesellschaftspolitische Stellungsnahme als Untergang des Aufgeklärten und Abkehr von jeglicher Vernunft in Deutschland.

     

    Beide Tendenzen sind auf Ihre Weise fundamentalistisch!

     

    Zeigen wir, das Diskussions- und Streitkultur möglich ist!

     

    Der christliche Glaube ist so vielfältig und sollte dem Diskurs und der Kritik offen sein. Massenweise wurde in der Geschichte auf hohem Niveau um den christlichen Glauben gerungen! Und es hat ihm gut getan!

  • M
    manuel

    Extrem verzerrter und schlecht recherchierter Artikel. Hier wurde alles so hingebogen, dass es in die Theorie des Authors passt.

    Irgendetwas muss im Leben des Autors passiert sein, dass er solche Angst vor Christen hat und diese durch falsche "Tatsachen" verbreiten will.

  • M
    Manga

    Herr Schröter, die "Deutsche" Evangelische Allianz ist der Zusammenschluss "deutscher" Evangelikaler so wie in taz berichtet. Das deren Führungsriege, insbesondere deren Geschäftsführer Steeb, dem ultra-rechten Millieu zuzurechnen ist, ist unbestritten. Er betätigt sich bereits heute als christlicher Propagandaminister für das zukünftige Gottesreich Deutscher Nation. In dem natürlich andersgläubige keinen Platz haben. Man beachte hierzu nur die zahlreichen Medien der EAD.

     

    Das er darüber hinaus entgegen der Bibel eine Familie zerstört und auch noch öffentlich im Rundfunk verkündet, dass er eine Mutter unterstützt die ihren 3 Kindern seit Monaten jeglichen Kontakt zum christlichen und in der Mission tätigen evangelikalen Vater verwehrt, nachdem sie die Kinder bereits vor Monaten ohne Kenntnis des Vaters entführt hat, ist eine Tatsache, doch das verschweigt der Biedermann und zehnfache Vater Steeb!

     

    Ein ganz klares Zeichen der Gefahr geht bereits aus der Zensur hervor, die bei den Idea Kommentaren herscht. So wie in fundamentalistischen islamische, bzw. kommunistischen, totalitären Systemen, wird bereits jetzt auf IDEA.de zensiert. Alles was nicht recht(s) ist wird wegzensiert und erscheint nicht als Kommentar. Es wäre wirklich wünschenswert, wenn noch mehr Christen Farbe gegen die totalitären Tendenzen in der EAD und auf IDEA.de bekennen würden - bekanntlich sind das bereits sehr viele, doch leider werden wohl 95% deren Kommentare wegzensiert. Daher sollte jeder zensierte Kommentar nochmals an anderer Stelle diskutiert werden, wie z.B. hier, bei Spiegel.de oder auch in einer Google Group.

     

    Die EAD ist hoch gefährlich und sollte im Grunde vom Verfassungsschutz ebenso beobachtet werden wie fundamentalistische Bestrebungen im Islam und anderswo.

     

    Bezüglich Homeschooling kann ich jedoch auch nur eine ganz klare Empfehlung aussprechen. Es gibt keine bessere Schulform als die der Zwergschulen oder Homeschooling mit ihrem Unterricht in Familiengruppen. Über die Lehrinhalte lässt sich jedoch streiten, da auch ein Christ sich sein eigenes Bild über andere Religionen und auch über Darwins Lehre machen sollte. Sie hiervon Fernzuhalten wäre der eigenen Meinungsbildung nicht zuträglich und würde zudem ganz klar davon zeugen, dass die Evangelikalen selber zweifel an Ihrer Sicht der Dinge hegen und deshalb Angst haben, deren Anhänger könnten "abgeworben" werden durch andere Lehren!

     

    Die Gedanken sind Frei! Und so sollte es auch die EAD, Idea, ProChrist, IGfM usw. und all deren Anhänger halten.

  • SA
    sapere aude

    @Bernd Schröter

    Ja, die "Evangelische" Allianz schmückt sich gern mit dem Blatt der Vielfalt: weltweit und in Deutschland. Sie wird inzwischen jedoch klar von evangelikal-charismatischen Gruppierungen und deren Vertretern dominiert. Punkt. Bei Fragen, wenden Sie sich an (den bzw.) die angeführte Weltanschauungsbeauftrage(n) oder an ehem. Allianzmitarbeiter.

    De facto fallen deshalb immer mehr Gemeinden, Kirchen und Gemeinschaften raus aus dieser "Glaubensbewegung", die alle(s) "eins" machen will unter Einschluß der unmöglichsten, ja bisweilen die freiheitliche Grundordnung infrage stellende Elemente (wie hat doch die Allianz neulich auf eine Schülerzeitung eingeknüppelt, da dachte ich, ich sitz in einer Zeitmaschine ...)

    Noch ein Wort zur allg. Verwirrung: Inzwischen spricht die Weltweite "Evangelische" Allianz mit Vertretern des Islam über gemeinsame Werte; dieses Gespräche waren zunächst geheim. Ich frage mich: Welche Werte haben Evangelikale und Muslime gemeinsam ...

    Honny soit qui mal y pense

  • SA
    sapere aude

    @W.Schmidt

    Ja, vielen Dank für Ihre Anmerkung und auch die damit verbundene Warnung vor falscher Interpretation. Dennoch: Der "Pastor"-Wenz-Clan kann sich ganz gewiß nicht auf Luther berufen. Deren "Abschottung" dürfte wohl u.a. auf einer Römerbriefstelle beruhen: "Stellt euch nicht der Welt gleich" (was spätestens bei den Finanzen dieser "Megachurch" aufhören dürfte - doch das ist ein anderes Thema: "Die evangelikal-charismatische Bewegung und das liebe Geld").

    Bei dem was mit Luther in Deutschland so getrieben wurde und wird, glaube ich inzwischen an ein lautes stetig schabend klapperndes Geräusch in Wittenberg, verursacht durch die Realrotation der Gebeine Luthers...

    Aber bitte bleiben Sie an solchen Themen dran, das ist zwar ein gefährliches Pflaster: Ich selbst habe bei Recherchen in dem Sektor erlebt, dass solche Gruppierungen bereits über stramme "Ordnungsdienste" oder "Security" verfügen.

  • SH
    Siegmund Hanschke

    Beim Lesen des überaus langen Artikels verfestigte sich bei mir der Eindruck, da hat einer die gefährlichste Terrorgruppe in Deutschland enttarnt und möchte damit (nur leider auf eine sehr unqualifizierte Art und Weise) die staatlichen Schutzorgane schnellstens zum Handeln zu bewegen.

    Eine Reihe von Unrichtigkeiten und Fehlschlüssen haben einige Komentatoren bereits aufgezeigt. Ich könnte einige weitere hinzufügen. Möchte jedoch nur auf einen Satz des Schreibers hinweisen, den er nicht so meint, aber wenigstens richtig wiedergibt. Er lautet: "Denn in ihren (hier muss man alle Christen einbeziehen) Augen wird nur erretet, wer Jesus als den Messias anerkennt."

  • WS
    Wolf Schmidt

    @ sapere aude

     

    Mag schon sein, dass in Luthers Intention die Zwei-Reiche-Lehre eigentlich "ein Engagement der Christen" nahelegen sollte, wie sie schreiben. De facto wurde sie aber oft anders ausgelegt:

     

    "Die Zweireichelehre geht auf M. Luther ... zurück und war von ihm mit der Absicht der Befreiung der Kirche von weltlichen Rücksichtnahmen und des Staates von kirchlichen Vormachtsansprüchen formuliert worden. Sie wurde eine der wesentlichen Säulen lutherischer politischer Ethik, barg allerdings stets die Gefahr unkritischer Obrigkeitshörigkeit in sich und hat zeitweilig in Teilen des Luthertums zu einem apolitischen Verständnis christlicher Existenz geführt."

     

    (Quelle: Meyers Lexikon)

  • C
    Christoph

    Manchmal verwundert es mich wie schlecht informiert gestandene Journalisten über ein Thema schreiben und es zudem nicht bleiben lassen können mit der Angst zu schüren...

    Alles über den berühmten einen Kamm zu scheren hat noch nie gut ausgesehen. Insbesondere dann, wenn die Motivation die eigene Weltanschauung ist. Also, ich kann nur jedem Leser empfehlen sich selber ein Bild zu machen und nicht alles zu glauben, was in den Zeitungen geschrieben wird. Frei nach dem Motto: Wer unterscheidet hat mehr vom Leben!

    Ich hoffe, dass die TAZ journalistisch etwas höhere Qualität zu ihrem Standart macht. Denn sonst tut sie ja nichts anderes, als was den "evangelikalen Christen" vorgeworfen wird: Den Kreuzzug gegen die vermeindlich gefährlichen "evangelikalen Christen" auszurufen!

  • A
    Alicja

    Als hätten die Christen nicht schon genug Mist gebaut in den letzten 2000 Jahren. Und der Kampf geht weiter und weiter, um Macht, immer wieder Macht. Die Bibel wurde anbei so verfälscht, halt geschneidert nach den individuellen Vorlieben der jeweiligen Machthaber damals. Brrrrr ... jedem das seine und bitte keine Bekehrung :)

  • T
    tammy

    Zitat: "Bis zu 4.000 Menschen kommen jedes Wochenende in die Gottesdienste. Im Jahr macht das knapp 200.000 Besucher - und das Gotteshaus zur wohl ersten evangelikalen Megachurch in Deutschland."

     

    Nanu, wie wird das gerechnet? Sind das nicht immer die gleichen 4000 jedes Wochenende! Bei dieser Sorte Religion ist ein Fernbleiben sicher strikt verboten.

    Damit bleibt es bei einer Mini-Church nicht Mega-.

     

    Trotzdem muss man bei solchen Glaubensvereinigungen wachsam sein - wie bei allen, die Toleranz fordern oder die von Toleranz profitieren, die sie selber nicht im Mindesten bereit sind zu gewähren.

  • I
    Irene

    Wenn religiöse (Wahn)vorstellungen Eingang in die Gesellschaft finden, dann entweder alle oder gar keine. Schließlich wird der Gleichheitsgrundsatz oft genug bemüht.

     

    Ich soll es gutheissen oder zumindest tolerieren, dass es Menschen gibt, die glauben, dass ihr Gott Blutopfer wünscht, ob nun durch Schächten von Tieren oder durch die Verweigerung von Bluttransfusionen. Ich soll es gutheissen oder zumindest tolerieren, dass Frauen sich bedecken, weil sie glauben, dass Gott das so möchte - die züchtige Kleidung von Frauen ist Bestandteil jeglichen religösen Fundamentalismus.

    Dann kommt es mir auf die Evangelikalen oder auf einen, der ums Leben gern Operierender Thetan bei Scientology sein möchte, auch nicht mehr an.

  • SA
    sapere aude

    Also: der Artikel ist gut und hilfreich, keine Frage.

    Eine Kleinigkeit: die Evangelikalen, bzw. in diesem Fall die Charismatische Gemeinde in Stuttgart haben so viel mit Martin Luther's Lehre zu tun, wie George Bush mit Gandhi's Ansichten.

    Und die Zwei-Reiche-Lehre Luthers legt ein Engagement der Christen nahe: Sie sollen sich in der Welt sogar "die Hände schmutzig machen", weil sie um die Vergebung wissen: Sie sollen streiten für (echte) Gerechtigkeit und (echten) Frieden und dabei werden sie auch schuldig - also nix mit Abschottung, da hat der Verfasser von Luther keine Ahnung. Vielleicht braucht die taz bzw. ihre Redaktion ein wenig Nachhilfe in evangelisch-lutherischer Christenlehre?

    Aber ansonsten: Gut so! Und tapfer weiter aufklären über die evanglikal-charismatische feindliche Übernahme des Landes der Dichter und Denker.

  • VB
    Victor Becker

    Beängstigend.

    Bitte mich nicht falsch verstehen. Jeder darf glauben was er will. Sei es an Jesus oder das Flying-Spaghetti-Monster. Aber es kann und darf nicht sein, dass einerseits eine religiöse Vereinigung sich in die Politik einmischt und gleichzeitig gegen Homosexualität wettert und das ganze auch noch so behandelt als sei es eine Krankheit!

    Wir haben in diesem Land Freiheiten die lange erstritten wurden. Sei es das Recht für Schuwle sich auf der Straße zu zeigen, für Frauen zu arbeiten oder eben eine Bildung zu erlangen die auf Wissenschaftlichen Grundlagen basiert.

    Wie weit ist es noch bis die fehlgeleiteten oder Ungläubigen mit Druck missioniert werden?

     

    Für mich ist das ganze eine Entwicklung die man genau im Auge behalten sollte!

  • M
    MichaelS.

    Herzlichen Glückwunsch Herr Schmidt. Da mußte wohl jemand das Trauma seiner Tübinger Studienzeit loswerden. Oder wie sonst kann man so unrefklektiert über so ein komplexes Thema reden. Zugegeben, seid "Sakrileg" und Co. lassen wir uns mit den klassischen Verschwörungs-Themen der großen Gottes-Demagogen nur allzu gern den Sonntag versüßen (Herr Baake, der heimlich mit der "Pfarrerstochter" Merkel die Republik untergräbt,ohje). Seid Ned Flanders wissen wir auch, dass jeder Christ mit einem Fisch auf dem Auto und einem viel zu freundlichen Lächeln einer dieser Evangelikalen Selbstmordbomber sein kann. Aber verlässt es nicht einfach die Grenzen des kritisch-distanzierten Journalismus, wenn man mit eindeutig gestalteter Titelseite (Empor erhobenes Kreuz in der Faust zum Titel: "Angriff der Superfrommen" Printausgabe) und reiserischem Vokabular (Sie sprechen von "Funktionären", von "Kreuzzug", "ultrakonservativen", etc.) sowohl einzelne Personen als auch einen Teil der Gesellschaft so unter generellen Terrorverdacht stellt. Nun kann keiner bestreiten, dass sich "die Evangelikalen" in der Tat in wissenschaftlich verantworteter Weise zu Fragen bezüglich ihres Wirklichkeitsverständnisses und ihrer biblischen Hermeneutik (Stichworte: Kreationismus, Homosexualität, Dämonisierung, etc.) stellen müßen, doch kann dies nur geschehen, wenn man sich dieser (nicht geraden neuen) Bewegung im Dialog nährt, und nicht indem man mit einem reiserischen Artiklel in journalistischer Bild-Manier ordentlich draufschlägt, nur um mal wieder Auflage zu machen, oder einfach nur um seine noch allzu frischen Traumen einer "schwäbischen" Erziehung loszuwerden. Bitte bitte, Herr Schmidt, seien sie einfach ein bisschen objektiver, dann ist allen geholfen.

  • K
    karl

    ...es geht doch nichts über ein simples Weltbild.

  • M
    Martin

    Na, die Antwort auf die Frage ist doch nun wirklich einfach... ""Was ist besser, als auf einem Fundament zu stehen? Dem Fundament der Bibel?"

     

    und lautet: Alles. Wirklich absolut alles.

     

    Und welchen Schaden der Einfluß der Evangelikalen anrichten kann und sei's auch einfach nur durch die stete Propagierung gröbsten Unverstands als feste Gewissheiten, der schaue sich mal den Abstieg der USA in den letzten 15 Jahren an.

     

    Mehr abschreckende Beispiele braucht man eigentlich nicht.

  • N
    Nick

    Sehr schöner Artikel, habe selbst viele Verwandte aus so einem Umfeld. Jedes Jahr den Weihnachtsgottesdienst besuchen, jedes Jahr die gleiche Gehirnwäsche, und wenn ich offen bekennender Anhänger des fliegenden Spaghettimonsters werde und gegen das Christentum werbe, gibt es keine Weihnachtsgeschenke.

     

    "In der Schule seien der Manipulation Tür und Tor geöffnet."

    Da dachte ich mir nur: lol, Bild' dir deine Meinung!

  • M
    maren

    Wie gruselig. Solche Eintstellungen machen mir Angst!

  • L
    Lutz

    Ich habe kein Problem mit diesen Menschen und ihrem Glauben, jeder möge nach seiner Fasson selig werden.

     

    Problematisch ist jedoch das Missionierungsverhalten, wie bei vielen Religionen. Dazu gehört auch und vor Allem der Versuch der politischen Einflußname, also der Lobbyismus (den ich auch in anderen Zusammenhängen verurteile). Hier zeigt sich die fatale Vermischung von Religion und Glauben: Glaube sei jedem Menschen vergönnt, aber agressive Religionen gehören auf den Prüfstand gestellt. Hier müssen freiheitliche und rechtsstaatliche Maßstäbe angesetzt werden und ergebnisoffen die jeweilige Zulassung geprüft werden.

  • T
    Thomas

    Gebet eines Agnostikers:

     

    "Lieber Gott, wenn es Dich gibt, bewahre uns vor diesen bibeltreuen Irrlichtern und führe sie zum freien Denken, damit sie wirklich wählen können, was sie denken!"

  • BS
    Bernd Schröter

    Die "Deutsche Evangelische Allianz" ist nicht der Zusammenschluss der Evangelikalen in Deutschland. Die Evangelische Allianz wurde 1846 in London gegründet, in ihr arbeiten heute 122 nationale Verbände miteinander. An den Veranstaltung der Allianz, z. B. der "Allianz-Gebetswoche" nehmen genausogut Gemeinden der Landeskirchen als auch freikirchliche oder freie Gemeinden teil. Im Übrigen zeigt der Gesamttext nur, wie uninformiert und ideologisch geprägt der Verfasser ist.

  • BS
    Berliner Schnauze

    Haben die 68er jetzt auf einmal Angst vor den Christen bekommen, dass hier solche Geschütze aufgefahren werden? Ich für meinen Fall empfinde es als eine Ehre, als "Evangelikaler Fundamentalist" beschimpft zu werden, weil ich weiss, dass ich 1. Gewalt verabscheue (gerade wenn dieser Kampfbegriff im Zusammenhang mit islamistischem Fundamentalismus in einem Atemzug genannt wird), 2. Frauen gerade im Beruf gleichberechtigt sein müssen.

     

    Ich bin gegen Ausgrenzung und Diffamierung Homosexueller was leider täglich in Deutschland geschieht, bin jedoch der Meinung, dass es einen Menschen zerstört, wenn Sexualität gleichgeschlechtlich ausgeführt wird. Da Sexualität eng mit der Persönlichkeit und dem Wesen eines Menschen verbunden ist, muss sie geschützt werden. Tragischerweise sind viele Homosexuelle Opfer von (sexuellem) Missbrauch in der Kindheit geworden, so dass sie aus unverarbeiteten Erlebnissen heraus meinen, sich dem gleichen Geschlecht zuwenden zu müssen. Nachvollziehbar, aber destruktiv. Meine Bewertung dieses Lebensstils zielt auf eine Zielverfehlung hin und ist nicht als Anklage zu werten. Hier übe ich auch Selbstkritik an Evangelikalen, die manchmal nicht besseres zu tun haben, als bestimmte Dinge einseitig zu verteufeln, obwohl sie selber viel Dreck am Stecken haben.

     

    Gegen Pornographie zu sein ist ja wohl angesichts zunehmender Fälle von Kinderpornographie nicht das Allerverkehrteste. Hier weiss ich mich in guter Gesellschaft mit Alice Schwarzer, Ursula von der Leyen und vielen mehr.

     

    Wenn in Saudi-Arabien, Arabien Kirchen gebaut werden dürften, in Pakistan selbige nicht abgebrannt würden, im Iran Pastoren nicht ermordet werden würden, Moslems, die die Religion wechseln wollen, nicht das Leben zur Hölle gemacht würden, hätte ich wahrscheinlich auch ein anderes Bild vom Islam, obgleich ich schon sehr gut differenzieren kann, mit welcher islamischen Strömung ich es gerade zu tun habe.

     

    Dies alles musste mal gesagt werden - wäre ja mal ein Sieg für die Meinungsfreiheit, wenn dieser Artikel veröffentlicht werden wird frei nach dem Zitat: Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden.

  • P
    P.B.

    1. Evangelikale bezeichnen Homosexualität bspw. als Sünde, machen davon ihren Umgang mit einem Menschen abhängig. M.a.W. sie diskriminieren. Darauf angesprochen beschwichtigen sie aber: Niemand sei frei von Sünde, die gesamte Welt sei in keiner Weise perfekt und somit sündhaft.

     

    2. Sie nutzen modernste Technik für die Verbreitung ihrer Botschaften. Doch ihre Botschaft ist seltsam rückwärtsgewandt, ohne Rücksicht auf Vernunft. Hätten die Menschen mit ihrer Einstellung gelebt, wäre die moderne Technik, der Wohlstand unserer Zeit nie entstanden. Wir würden hungern und krepieren!

     

    3. Auf ihren Bekehrungsdrang angesprochen reagieren die meisten Evangelikalen verstimmt. Ähnlich als würde man einen Drücker, der Menschen in der Fußgängerzone Werbeprospekte ausdrängen muss, auf sein Treiben ansprechen. Glauben sie nun an das, was sie verkünden oder merken sie, wie sehr es der für jedermann erfahrbaren Welt widerspricht?

     

    Meiner Ansicht nach haben viele Evangelikale eine seltsame Doppelmoral und sind einer etwas zu platten Ideologie der Bibeltreue aufgesessen. Sie träumen allzu sehr von einer perfekten Welt und vernachlässigen den Blick in die Wirklichkeit. Dies kann im Extremfall auch gefährlich werden, wenn dabei die Wirklichkeit und der darin befindliche Mensch verachtet wird.

  • B
    Bert

    Eine stabile Demokratie wird nichts dagegen haben, dass freie Bürger bisweilen privatermaßen gegen Zahlung von Geld für einen "Club" dort den Sklaven spielen. Ebenso kann eine Demokratie es mit Leuten halten, die privatermaßen das Schaf des Hirten spielen.

     

    Nur politisch werden dürfen Religionen und sonstige monopolistische Ideologien nicht: Sonst droht eine Wiederholung von politischen Verbrechen wie christliche Indianerausrottung, Hexenverbrennung, Ermächtigungsgesetz oder Pinochet-Diktatur.

  • W
    wanja

    Wenn 'Gott' (a) existiert und (b) gut ist und © weiß, was auf unserem Planeten hier in unserem Universum los ist, ist 'ihr/ihm' vielleicht kotzübel, erst recht angesichts vieler Menschen, die sich auf 'ihn' berufen, und der 'Teufel' lacht vielleicht ein unbeschreiblich kalt-sadistisches Gelächter dazu. Naja, vielleicht dreht sich der Spieß in einer anderen Welt dann um - was ja sogar einige von denen irgendwie hoffen, die sich ebenfalls auf 'Gott' berufen und vielleicht haben sie zumindest damit ausnahmsweise(!) ungefähr recht (auch wenn das natürlich letztlich unsere konkreten naiven menschlichen Vorstellungen übersteigt).