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■ Heute in Bremen: Malcolm GoldsteinEtwas lauter bitte

Heute in Bremen: Malcolm Goldstein

Etwas lauter bitte

Ein leise kratzender Geigenbogen. „Etwas lauter bitte“, fordert eine Studiostimme. So beginnt der Trailer auf den Kulturwellen von Radio Bremen, der für das Konzert mit Malcolm Goldstein werben soll: Heute abend veranstaltet der Sender einen Soloabend mit dem amerikanischen Komponisten und Violinisten.

Goldstein spielte bei seinen Auftritten in Bremen in den letzten Jahren fast ausschließlich eigene Stücke — heute auch Kompositionen von John Cage und Hans Otte.

Die Momentaufnahmen aus der Eigenwerbung des Senders sind kein Gag, sondern tatsächlich Elemente von Goldsteins Geigenspiel, das eher Violinperformance als traditionelles Virtuosentum ist. Leise, wischende Töne, ohne Bogendruck gespielt, begleitet von gesungenen Worten und Tönen: das sind seine Soundings, heute abend als Improvisationen inmitten der Chorals von John Cage zu hören.

Der vor einem Jahr verstorbene Altmeister der Avantgarde ist so etwas wie ein Leitmotiv dieses Abends: Goldstein spielt ein weiteres Stück, das Cage für seine Solovioline bearbeitet hatte. In „Eight Whiskus“ werden tonale Liedmelodien zu klangfarbenreichen Linien erweitert, wie sie nur eine Geige erzeugen kann.

Bei dieser engen Beziehung zu Cage ist es nur natürlich, daß der Komponist Goldstein auch ein eigenes Werk in memoriam John Cage vorträgt — gentle rain proceeding mushrooms: Es führt die Töne C-A-G-E durch ausgedehnte Verwandlungen.

Ein Cage-Kenner ist auch der ehemalige Musikchef von Radio Bremen, der Komponist Hans Otte. Er schrieb auf Goldsteins Bitte hin seine Alltagsmusik - über den Alltag in einem japanischen Zen-Kloster, von dem er, genauso wie Cage, fasziniert ist: „Es ist ein Stück voller Ruhe zwischen den Klängen“, sagt Otte. Das halbstündige Werk läßt viel Zeit, um in Ottes frei komponierte Klangwelten hineinzuhören, in die er auch ein Zen-Gedicht eingefügt hat. Wilfried Wiemer

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