■ Ethik für MedizinerInnen: Neue Vorschriften aus dem Vatikan
Rom (taz) – Für erhebliche Unruhe sorgt in Italien ein seit Tagen in allen Kliniken ausgegebenes – und manchen ÄrztInnen und PflegerInnen gar aufgedrängtes – Büchlein, das sich „Charta des medizinischen Personals“ nennt und vom Vatikan als eine Art Ethik für das gesamte Gesundheits- und Pflegewesen verstanden wird.
Besondere Kritik hat dabei die „Excomunicatio ex loco“, die automatische Suspendierung von den Sakramenten, ausgelöst, die alle trifft, die an einer Abtreibung teilnehmen: die schwangere Frau, ihren Mann oder Lebensgefährten, sofern dieser sich der „Tat“ nicht mit allen Mitteln widersetzt, die Ärzte, die Krankenschwestern (ihnen befiehlt das Buch Verweigerung der Mithilfe) und selbst Freunde und Beamte, die den Fall gefördert oder genehmigt hatten. Zudem verlangt die katholische Kirche auch noch, daß der abgetriebene Fötus, „sofern er beim Eingriff noch gelebt hat“, nach dem vorgeschriebenen Ritus getauft und anschließend „würdig beerdigt“ wird.
Eine Diagnose des Fötus im Mutterleib ist verboten, wenn es sich „dabei um die Vorbereitung einer möglichen Abtreibung handelt“. Diese Maßregeln gelten, so der Vatikan, auch für den Fall, daß – wie im Falle der Abtreibung – staatliche Gesetze dem entgegenstehen sollten. Werner Raith
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