Wochenübersicht: Bühne : Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Bevor wir uns den Produktionen des neuen Jahres zuwenden, müssen wir erst mal das alte mit Anstand hinter uns bringen. Auch dies ist selbstredend im Theater möglich, einer Institution, die Lebens- und Überlebenshilfe in jeder Diskurslage zu bieten hat: Wer auf lieb gewonnene Gewohnheiten nicht verzichten will, dem sei die Weißenseer Brotfabrik ans Herz gelegt, wo das Theater Puta Madre den Silvester-Klassiker „Dinner For One“ geben wird. Das HAU wirbt ebenfalls mit einer Silvester-Gala um Neukunden: „Reisen und Speisen“ der Gruppe Reprodukts wird den Abend mit einer höchsteigenen Diashow aus deutschen Landen eröffnen. Richtig deutsch wird es aber erst ab Mitternacht, wo freiwillige Teilnehmer am Porno-Karaoke den Grand Prix d’Amour gewinnen können. Für Freunde des Krimis schnürt das Ostendtheater ein Theater-Party-Paket aus Dashiell Hammets „Detektiv Lämmer und das Große Umlegen“ und einer Roaring-Twenties-Party. Natürlich sollten die Zuschauer in passender Kleidung erscheinen. Das Maxim Gorki Theater spielt zu Silvester den berühmtesten aller Schwänke, „Der Raub der Sabinerinnen“ der Brüder von Schönthan, und zwar als Gastspiel vom Volkstheater Rostock. Dort inszenierte ihn Katharina Thalbach, die auch den Theaterdirektor Striese spielt, im vorliegenden Fall zur Theaterdirektorin umfunktioniert. Im neuen Jahr wird es dann wieder etwas ernster, denn am 2. Januar fangen die Berliner Tanztage an. In den Sophiensaelen kann man ab 2. Januar in diesem Zusammenhang den Soloabend des Berliner Tänzers und Choreografen Hans-Werner Klohe sehen, der sich mit dem Mythos des Narziss beschäftigen wird. Vorher aber sollte man auf keinen Fall das Neujahrskonzert in der Volksbühne versäumen: mit Static, Ronald Lippock, Markus Archer und Valerie Trebeljahr.