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Esther Slevogt betrachtet das Treibenauf Berlins Bühnen

Das Jahr legt sich langsam in die letzte Kurve und die Theater holen noch einmal zu letzten Großtaten aus: Weihnachtszeit ist schließlich immer auch Theaterzeit. Damit es nicht allzu romantisch wird, hat das Berliner Ensemble den Regisseur Michael Thalheimer beauftragt, Shakespeares „Macbeth“ zu inszenieren, und zwar in einer berühmten Bearbeitung von Heiner Müller. Die blutrünstige Lady Macbeth wird die Thalheimer-erprobte Super-Tragödin Constanze Becker spielen, die schon allerlei Bloody Ladies verkörpert hat. Eine Großlieferung Theaterblut wurde unter Garantie auch schon geordert. Und wer weiß, vielleicht hat Michael Thalheimer ja in diesem Jahr sogar Melania Trump inspiriert, die soeben das Weiße Haus in Washington mit riesigen blutroten Tannenbäumen dekorieren ließ (BE: „Macbeth“, Premiere: 29. 11., 19.20 Uhr).

Wenig weihnachtlich ist auch die Geschichte der Salome, in der unter anderem ein abgeschlagenes Prophetenhaupt sowie ein pussy-grabschender Herrscher namens Herodias tragende Rollen spielen, dessen Stieftochter die Titelheldin Salome ist. Am Gorki-Theater stürzt sich der leidenschaftliche Endzeit-Landschaftsausmaler Ersan Mondtag mit einem hochkarätigen Team in die blutige Angelegenheit, die auf einem Stück von Oscar Wilde beruht (Gorki: „Salome“, Premiere 2. 12., 19.30 Uhr).

Am Deutschen Theater stellt sich am 30. 11. Anna Bergmann vor. Das ist die 1978 geborene Regisseurin, die seit dieser Spielzeit die Schauspielsparte des Staatstheaters Karlsruhe leitet, wo sie ausschließlich mit Regisseurinnen arbeiten wird. In Berlin kommt Bergmanns Inszenierung des Ingmar-Bergman-Stoffs „Persona“ heraus, die mit dem Theater Malmö koproduziert wurde. Und zwar u. a. mit Corinna Harfouch und der schwedischen Schauspielerin Karin Lithmann. Es geht um eine fiktive Schauspielerin namens Elisabeth Vogler, die während einer „Elektra“-Aufführung zu sprechen aufgehört hat, auch so ein blutiges Drama. Bald wird ihr zur Pflege die Krankenschwester Alma zugeteilt – in einem Landhaus am Meer, wo sich die Schauspielerin erholen soll. Doch sie schweigt immer weiter. Corinna Harfouch spielte diese Frau in Malmö. In Berlin nun tauscht sie die Rolle mit Karin Lithmann. (Kammerspiele des Deutschen Theaters: „Persona“, Premiere: 30. 11., 20 Uhr).

Wer nach so viel Blut, Mord und Tränen vorweihnachtliche Depressionen abwenden möchte, muss nach Potsdam fahren, wo der rasende Schwank „Pension Schöller“ Premiere hat. Regie führt Jan Jochymski (Hans Otto Theater, Potsdam: „Pension Schöller“, Premiere 30. 11.,19.30 Uhr).

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