Esther Slevogt betrachtet das Treibenauf Berlins Bühnen:
So ein Happy End kann es natürlich nur im Theater geben: Ein ungerechter König lässt seine schwangere Frau ins Gefängnis werfen und zum Tode verurteilen, weil er sie der Untreue verdächtigt. Dabei ist diese Hermione, so ihr Name, die Treue in Person. Ihre in Gefangenschaft geborene Tochter lässt der König in der Wildnis aussetzen. Hermione stirbt, das Kind wird von Schäfern gefunden und aufgezogen. Am Ende erkennt der König seinen Irrtum und verzweifelt. Aber es ist nicht zu spät. Die tote Königin erwacht, das verloren geglaubte Kind wird gefunden. Alles kann also doch noch gut werden. „Wintermärchen“ heißt dieses späte Stück von William Shakespeare: ein Märchen über die Unglück bringenden Schwächen der Menschen. Und ein Märchen darüber, dass es daraus Errettung gibt, weil die Liebe stärker ist als alle finsteren Kräfte. Gespielt wird die schöne Geschichte in angemessen märchenhafter Freiluft-Umgebung: Im Naturpark Schönberger Südgelände zwischen alten Gleisen und alten Bäumen, und zwar von der Berliner Shakespeare Company. (Shakespeare Company: „Wintermärchen“, 1. 8., 20. Uhr).
Dass es Licht in Babylon gibt, an dieses Märchen würden wir auch gern glauben. Denn der Nahe und Mittlere Osten stehen im Augenblick weltpolitisch eher für das Gegenteil. Dagegen anzusingen und zu spielen hat sich Michal Elia Kamal vorgenommen. Im Iran geboren, von wo sie als Jüdin emigrieren musste, wuchs sie in Israel auf und lebt heute in Istanbul. Dort gründete sie die Gruppe „Light in Babylon“, der neben ihr als Sängerin auch noch Santur-Spieler Metehan Ciftci und Gitarrist Julien Demarque angehören und die immer wieder mit unterschiedlichsten Musikern aus der ganzen Welt zusammenarbeitet. Aktuell ist „Light in Babylon“ unter der Überschrift „Botschafter des Friedens“ mit ihrem zum Wegfliegen schönen wie ungewöhnlichen Mix aus europäischer und nahöstlicher Musik in Berlin zu hören, und zwar im Heimathafen Neukölln. (Heimathafen Neukölln: „Light in Babylon – Botschafter des Friedens“, 27. 7., 20 Uhr).
Im Haus der Kulturen der Welt gibt’s noch mehr Musik, und zwar das Festival „Wassermusik“, das dieses Jahr unter dem Motto „Goodbye UK – and Thank You for the Music“ steht und so interessante Künstler wie der Matthew Herbert’s Brexit Big Band zu bieten hat. (HKW: „Wassermusik“ 27. 7.– 18. 8. Alle Infos: www.hkw.de).
Im Dock 11 beginnt am 26. Juli ein kleines Festival des iberoamerikanischen Tanzes mit dem schönen Titel: „Amazon(a)s & Shaman(e)s“. (Dock 11: „Amazon(a)s & Shaman(e)s“, 26.–29. 7. Alle Infos: www.dock11-berlin.de).
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