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Esther Slevogt betrachtet das Treibenauf Berlins Bühnen

Am Kurfürstendamm werden dieser Tage die historischen Ku’dammbühnen abgerissen. Die Bauzäune sind schon aufgebaut. Es entsteht hier dann bald eine Shoppingmall. Und das in Zeiten, in denen der Onlinehandel das Modell Mall längst obsolet zu machen droht. Viele dieser Megaeinkaufszentren stehen in den USA bereits als verlassene, verfallende Ruinen herum. Trotzdem ist der Fall am Kurfürstendamm komplizierter, weil um die Theater herum ein ganzer toter Häuserblock mit Hochhaus, eine Riesenbausünde aus den 1970er Jahren, bereits jetzt verfällt. Die Theater also sterben müssen, um einen schon seit Jahrzehnten verödetes Areal im Zentrum West wiederzubeleben: weil angeblich keine Investoren gefunden werden konnten, die dies gigantische Stück Ödnis mitten in der Stadt entwickeln wollten, da auf den ertragreichsten Filetstücken des Areals eben die Theater saßen. Mit Theater ist finanziell offenbar heutzutage finanziell kein Blumentopf mehr zu gewinnen. Aber mit Shoppingmalls? Und müsste es nicht noch etwas anderes geben, was man in der Stadt tun können müsste, als Einkaufen und Essen- bzw. Trinkengehen? Mit Fragen wie dieser beschäftigt sich (hoffentlich!) das großangelegte Gemeinschaftsprojekt von sieben international produzierenden Produktionshäusern im Land: „Claiming Common Spaces“, an dem Häuser wie das HAU, das Zentrum Hellerau, PACT Zollverein oder der Frankfurter Mousonturm beteiligt sind. Zwischen 21. und 23. Juni werden Inputs, Panels und Performances präsentiert, die auf unterschiedliche Weise fragen: Wem gehört die Stadt? (HAU, 21.–23. 6. alle Infos: www.hebbel-am-ufer.de)

Der Open-Air-Raum ist ja schon traditionell ein öffentlicher Raum, an dem Theater gespielt wird. Im Sommer erst recht. Im Monbijou-Park gegenüber der Museumsinsel zum Beispiel, wo in dieser Woche die Spielzeit beginnt: mit bunten, angeschrillten Klassikern von Goethe bis Molière. Es geht los mit Schillers wildem Jugenddrama „Die Räuber“ (Monbijou Theater, immer Di–Sa 21 Uhr).

Auf der Freilichtbühne des Schöneberger Naturparks startet die Berliner Shakespeare Company mit Shakespeares sprachmächtiger wie abgründiger Komödie „Verlorene Liebesmüh“ über die berühmte und weltumstürzende Macht der Liebe – (auf Deutsch klingt der Titel zugegebenermaßen etwas läppisch. Der englische Originaltitel ist viel schöner „Love’s Labour’s Lost“). Die Shakespeare Company liebt man für ihre musikalischen wie spielfreudigen Zugroffe auf die alten Stoffe (Shakespeare Company Berlin: „Verlorene Liebesmüh’“, 15. 6., 20 Uhr, 16.6., 21 Uhr).

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