Wochenübersicht: Bühne : Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Karoline ist jung und hat eine Sehnsucht nach dem Leben in sich. Deshalb schleppt sie Kasimir, ihren Verlobten, mit aufs Oktoberfest. Doch dem ist nicht nach Feiern zumute, weil er gerade seinen Job verloren hat. So treibt der Lebenshunger das Paar auseinander und verschlingt am Ende das Glück. Der Regisseur Andreas Dresen ist schon in seinen Filmen dieser tückischen Lebenssehnsucht nachgegangen, zuletzt in seinem Film „Sommer vorm Balkon“. Nun inszeniert er Ödön von Horváths berühmtes Drama, u. a. mit Inka Friedrich und der Band 17 Hippies, die in „Halbe Treppe“ als Running Gag Furore machten.
Platonow, der Dorfschullehrer, hat sich sein Leben wahrscheinlich auch anders vorgestellt. Jetzt lässt er seine Enttäuschung an den anderen aus, die ihn trotzdem anhimmeln, weil er sie mit seinem Zynismus das Fühlen lehrt und sie begreifen: Wenn man leidet, merkt man wenigstens, dass man lebt. Luk Perceval hat sich jetzt in der Schaubühne des Dramas angenommen und bietet als Zugabe kleine Podcasts an, die die Geschichte assoziativ weiterspinnen.
Auch sie fand das Leben unerträglich, und man kann sie sich als alte Frau gar nicht vorstellen. Trotzdem: Am 1. Juni wäre Marilyn Monroe 80 Jahre alt geworden. Stefan Neugebauers Clubtheater Berlin hat sich aus diesem Anlass der Jahrhundertdiva angenommen. Kurz vor ihrem Tod hatte Monroe, wie Becketts Krapp, Tonbänder besprochen, die Bernd Steets zur Grundlage eines Marilyn-Monologs gemacht hat, der morgen Abend im Ballhaus Berlin Premiere hat.
Noch ein Jubiläum: Das Puppentheater Hans Wurst Nachfahren am Schöneberger Winterfeldplatz feiert seinen 25. Geburtstag. Zur Feier gastiert heute Abend das kleine Kobalt-Figuren-Theater mit einer Version von Shakespeares „Othello“ für Puppentheater.