: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Es ist eine Woche der Sonderlinge. Nehmen wir zum Beispiel Herrn Harpagon. Er ist nicht mehr der Jüngste und recht vermögend. So umschwirren ihn gierige Youngster, die auf sein Ableben warten, was Harpagons Vertrauen in seine Umwelt deutliche Risse beibringt. Doch sein „Ich gegen den Rest der Welt“-Gefühl macht den Mann nun erst recht zum vitalen Ekelpaket. Die Grundidee stammt von Molière. Im Maxim Gorki Theater hat nun der Musiker und Autor Peter Licht die berühmte Komödie zeitgenössisch umfunktioniert. Jan Bosse inszeniert die Uraufführung dieser Neufassung von „Der Geizige“. Premiere am Samstag. Diverse Figuren, die zur Natur eine krisengeschüttelte Beziehung unterhalten, stehen im Zentrum der neuen Lunatiks-Produktion „Gruene Kriege“, die am Freitag im Theaterdiscounter Premiere hat. Sie beruht auf Gesprächen, die die Lunatiks unter anderem mit Kammerjägern, Virologen oder Imkern geführt und zu einem Rückblick aus der Zukunft auf den ebenso tragikomischen wie vergeblichen Kampf dieser Leute ums Überleben der Gattung Mensch verschnitten haben (Freitag, Samstag, Dienstag, Mittwoch). Höchst krisenhaft ist auch das Verhältnis, das der Programmierer Thomas A. Anderson im Kultfilm der Wachowski-Brüder „Matrix“ zur Welt unterhält. Nun hat sich die Puppenspielertruppe Das Helmi des Stoffs angenommen, die schon den Thriller „Leon, der Profi“ zum Schaumstoffereignis machten (Donnerstag bis Samstag im Ballhaus Ost). Schräglinge aller Art bevölkern auch die Theater Soap „Gutes Wedding Schlechtes Wedding“ des Prime Time Theaters, deren sagenhafte Folge 62 am Freitag an den Start geht. Onkel Achmed, Gatte der Schreckschraube Heidemarie Schinkel, soll abgeschoben werden. Denn seine Ehe wird nicht anerkannt, da die schrille Sächsin immer noch einen DDR-Pass hat. Na, so was kommt aber auch bloß noch im Wedding vor!