Pommes mit : Essen, schweigen
Es war halb drei. Beim Billardspielen hatte ich gedacht, wenn ich mehr essen würde, könnte ich sicher besser spielen. So fuhr ich zum Hühnerhaus-Imbiss am Görlitzer Park. Der Imbiss sah gut aus in dieser Nacht. Das Zelt vor dem Imbiss, die Glühlampen und wie die Leute verstreut an den Tischen so saßen und standen. Der Mann vor mir am Tresen war schon ziemlich drüber. Vielleicht Mitte dreißig, strähnige Haare, sein Gesicht sah erschöpft aus; doch die Augen blitzten. Eben grad noch hatte er gedacht, dass es sicher gut wäre, ein Hähnchen mit Pommes zu essen, nun war er glücklich, dass es ihm gelungen war, die Bestellung zu formulieren, und er bedankte sich überschwänglich, als er das alles auch bekam. Und später, als er schon saß und ihm einer der Imbissleute Gabel, Serviette und ein Erfrischungstuch brachten, bedankte er sich wieder ganz begeistert.
Dann stand ich auf, ging zum Tresen, weil ich vergessen hatte, meine Cola aufzumachen, setzte mich wieder hin und aß. Und merkte erst, als er wiederkam, dass er auch kurz weg gewesen war. Er sprach mich an, das heißt, bedankte sich mehrmals bei mir. „Wofür?“ – „Du hast doch auf mein Essen aufgepasst.“ Als ich ihm erklärte, dass ich gar nicht auf sein Essen aufgepasst hatte, schien er enttäuscht. Ich wollte ihn aber nicht enttäuschen und sagte, ein Auge hätte ich natürlich schon drauf gehabt.
Schweigend aßen wir dann. Pommes mit Ketchup und ohne Hähnchen hätten es auch getan. Als ich fertig war, war die Cola noch halb voll und ich ging zum Tresen, um nach Feuer zu fragen. Der Mann am Tresen wirkte so, als wisse er sehr genau, was in der Gegend so los ist. Er rollte eine Serviette zusammen, zündete sie am Grill an und gab mir damit Feuer. Als ich dann ausgetrunken und fertig geraucht hatte, war der Teller des Dankbaren immer noch halb voll; Hähnchen, Pommes und viel Ketchup.
DETLEF KUHLBRODT