: Eskimoindianisch verboten!
■ »Mia und der Krieg der Töne« von den Hans Wurst Nachfahren
Die kleine Mia hat es wirklich nicht leicht. Andauernd schleicht die alte Frau Wächtermann durch das Haus, um den Bösewicht zu finden, der ein Stück Papier auf der Treppe fallen ließ, und andauernd denkt sie sich eine neue Gemeinheit aus, um Mia zu schikanieren. Alles ist verboten: Eskimoindianisch und Singen auf dem Flur. Und überhaupt: wahrscheinlich ist Mia selbst auch verboten. Die anderen beiden Hausbewohner sind Musiker und ununterbrochen im Streit darum, was denn nun schöner klinge — Tuba oder Zurna. Ihr Gezanke wird immer dümmer und sinnloser, wutentbrannt trennen sich die Herren Wummke und Yüllügüllü und lassen sogar ihre Instrumente auf der kalten Treppe liegen.
Die unachtsame und unfreundliche Behandlung kränkt Frau Zurna und Frau Tuba schon seit langem, doch statt einander zu trösten, fangen nun auch sie noch damit an, sich gegenseitig zu beschimpfen. Mia schreitet ein und heckt gemeinsam mit den beiden Instrumenten einen Plan aus, wie sie die Erwachsenen zur Vernunft bringen können...
Mia und der Krieg der Töne ist ein Puppenstück für Menschen ab vier Jahre. Eine Einbeziehung der Kinder in die Handlung gibt es nur anfangs, sie nehmen am Entstehen der Herren Wummke und Yüllügüllü teil, die zuerst zwei kopflose Körper sind und dann auf Zuruf mit dem Fehlenden versehen werden. Die folgende Geschichte ist zwar sehr hübsch, geht aber überhaupt nicht auf das Bedürfnis der Vierjährigen ein, sich am Geschehen zu beteiligen. Die bekunden ziemlich lautstark ihre Sympathien, bleiben jedoch von den Schauspielern unbeachtet.
Dabei wäre es sehr interessant zu erfahren, warum der türkische Herr Yüllügüllü von den Kids lieber gemocht wird als Herr Wummke in seiner bayerischen Blaskapellenuniform. Einzig eine oppositionelle Stimme meldet sich: »Ich find' den Weißen besser!« schreit ein kleiner Junge.
Lustige Liedeinlagen lockern das Stück auf. Es zeigt sich, daß sogar die alte Frau Wächtermann mit ihrem Blitzeblank-Song eine Gesangsdiva ist. Zum Schluß vertragen sich alle und geben gemeinsam ein großes Konzert. Irene Brie
16., 17. und 18.6., jeweils 10 Uhr im Theater der Hans Wurst Nachfahren, Mehringhof
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