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Es lebe der Schaltkasten!

■ Schulmalwettbewerb: Mehr Zitronen als Preise / Ärger über Plazierungen

Sven (16) ist sauer. „Sein“ Bild, eine historische Ansicht von Blumenthal aus dem Jahre 1820, hat nur den 5. Preis gemacht, und das ist einfach ungerecht: Astreine Rastertechnik in Öl, zwei Tage Arbeit, zusammen mit fünf Schulfreunden, fast professionell und unbedingt künstlerisch. Der Mond mit der Sonne, die den zweiten gemacht haben, sind bei weitem nicht so gut. Sven muß es wissen, seine Bilder hängen schon in Bayern.

Und jetzt auch in Bremen. Denn der fünfte Preis ist — ebenso wie alle anderen 50 Motive des Malwettbewerbes — auf Bremens Schaltkästen zu bewundern. Stadtwerke, Straßenbahn und Fernmeldeamt haben unter Bremens Schülern die besten Kastenmaler gesucht, gefunden und prämiert: 19 Schulen und der Friedehorst haben sich mit Motiven beteiligt. Gestern war Preisverleihung und Ausstellungseröffnung in der Berliner Freiheit in der Vahr.

Der Streit um die Plazierung hatte Substanz, aber eine andere Ursache, als Sven dachte. „Wenn wir Zitronen zu vergeben gehabt hätten, wäre die Entscheidung nicht schwergefallen. Die Bilder sind deutlich schlechter als im letzten Jahr“, erklärte Jurymitglied und Stadtwerke-Sprecher Heinrich-Peter Berndt.

500 Mark und damit den ersten Preis wert war der Jury ein Froschakt, der mit nichts als einem Schal bekleidet munter über die Tür eines Schaltkastens in der Regensburger Straße radelt. Das Reha-Zentrum Friedhorst konnte gleich zwei Preise einheimsen: Mit der schon erwähnten Sonne/ Mond-Produktion und einem naiven Fußball-Bild. Neben der historischen Blumenthal-Ansicht,

„Die Bilder sind deutlich schlechter als im letzten Jahr“

die der Jury noch 150 Mark wert war, plazierte sich eine naive Leuchtturmszenerie.

Davon gab es gleich mehrere: Leuchtturm auf Insel vor Nordsee. Nordsee mit Leuchtturm auf Insel. Segelboot vor Leuchtturm vor Insel auf Nordsee. Insel vor Segelboot vor Leuchtturm vor Nordsse. Man kennt dergleichen.

Vom nächsten Jahr an sollen neue Bedingungen an die Teilnehmer gestellt werden. Bisher konnten sich interessierte Klassen formlos bei den Stadtwerken bewerben und bekamen 80 Mark für Farben in die Hand gedrückt. Dann hieß es „Pinsel frei“, und die Kästen wurden bemalt.

Jetzt soll „Konkurrenzdruck“ die Teilnehmer beflügeln helfen. Sie werden beim nächsten Mal eine Vorlage einreichen müssen, der Kreis soll auf alle interessierten Gruppen und Einzelkünstler ausgeweitet werden.

Dann werden werden sie hoffentlich verschwinden, die überdimensionalen Zierfische und Europafahnen, die einfarbigen Hintergründe mit den billigen Aufkleber-Philosophien: Wer nicht will... Erst wenn... Wir gehen mit... Es ist... mad

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