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Archiv-Artikel

Es gilt der einzelne Mensch

betr.: „Die Jugend der Welt bleibt lieber daheim“, taz vom 28. 7. 05

Mir scheint, das Motto: „Schneller, höher, weiter …!“ hat auch die Verantwortlichen für den Weltjugendtag in Deutschland beflügelt. Als wären hohe Teilnehmerzahlen auch nur irgendwie ein Zeichen für den Mehr-Wert einer solchen Veranstaltung! Keine Frage, ich hätte auch lieber „das Haus voll“ gehabt, aber es scheint eben halt doch nicht so einfach zu sein, Menschen aus aller Welt quer über alle Kontinente nach Deutschland zu holen.

Zudem: Was als Welt-Jugend-Tag deklariert ist, stimmt doch auch nur zum Teil. Viele TeilnehmerInnen sind viel älter, als dass sie noch in die Gruppe der „Jugendlichen“ einsortiert werden könnten. Bei allem Jugendkult: Aber 30-jährige fallen nach meinem Empfinden nicht mehr unter die Gruppe der Jugendlichen, allenfalls gehören sie zu der Gruppe der „Junggebliebenen“ oder der „Berufsjugendlichen“. Da wäre mir auch mehr „Ehrlichkeit“ lieber gewesen. Vielleicht kann dies auch ein Anlass sein, diesem Massen-Event in Zukunft ein neues Angesicht zu geben.

Wenn es jetzt nun weniger sind, als bisher gewünscht, so ist das bedauerlich, aber für mich nicht weiter schlimm. Denn es gilt nach christlichem Verständnis noch immer der einzelne Mensch! Und auf die Begegnung mit dem einzelnen Menschen freue ich mich. Er wird nicht erst durch die Masse bedeutsam.

GERD WITTKA, Pastor, Gelsenkirchen