: Es geht um viel
betr.: „Schwarzgelb will entfesseln“, taz vom 5. 1.06
Kurzfristige therapeutische Angebote, wie Minister Laumann sie fordert, mögen zwar für einige suizidale Personen wirkungsvoll sein. Bei Menschen, die unter einer chronischen oder akuten Psychose leiden, ist eine langfristige Beziehungspflege wirkungsvoller. In der akuten Krise, gelingt es eher ambulant oder mit freiwilliger Behandlung sie abzuwenden. Die Sozialpsychiatrischen Dienste müssen so ausgestattet werden, dass eine nachgehende und vorbeugende Arbeit möglich ist. BETTINA MESCHENMOSER, Bochum
Wenn man wie ich als Arzt in einem Allgemeinkrankenhaus ohne psychiatrische Abteilung arbeitet, wird man im Notfallambulanzalltag mit Patienten konfrontiert, die einen Suizidversuch begangen haben [...] Die körperlichen Folgen sind in der Regel gering. [...] (Aber) was ist mit der psychischen Situation? Das Risiko, dass jemand es nochmal versucht und „Erfolg“ hat, ist groß. Suizidiert sich jemand noch am Behandlungstag, könnte ich sogar juristisch belangt werden. Was tun? In Bielefeld gibt es einen Krisendienst, der mir dabei hilft, ob eine Zwangseinweisung nach PsychKG sinnvoll ist; die Verantwortung trage ich letztlich allein. Wenn der Patient nicht bleiben will und für mich nicht klar ist, dass keine Suizidalität mehr vorliegt, muss ich abwägen: PsychKG oder Risiko der Suizidversuchswiederholung? [...] Jeder Einzelfall ist schwierig zu beurteilen und es geht jedesmal um viel! REINHARD BORNEMANN, Bielefeld