: Es geht um rechtliche Fakten
betr.: „Was macht eigentlich … die Museumsinsel“, taz vom 26. 11. 08
Zum einen „schäumt“ niemand meiner „Ultra-Rekonstruktivisten-Kollegen“ „vor Wut“, wie Sie annehmen; wir sind Ästheten – der Gedanke ist geradezu ekelerregend! Es geht nicht um Geschmacksfragen, sondern um rechtliche Fakten.
Die Bundesrepublik Deutschland hat sich vertraglich gegenüber der Unesco verpflichtet, deren Richtlinien zu Welterbestätten anzuerkennen und ihnen Geltung zu verschaffen. Und diese Richtlinien sind von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in „Zusammenarbeit“ mit der Landesdenkmalbehörde – vermutlich vorsätzlich – missachtet worden. Es wurde nach der Zuerkennung des Welterbestatus für die Museumsinsel geplant und gebaut, ohne der Verpflichtung nachzukommen, Einvernehmen mit der Unesco zu erzielen, die Unesco wurde während der letzten zehn Jahre ignoriert, es bestand keinerlei Kontakt.
Der Öffentlichkeit gegenüber wurde hingegen wiederholt mitgeteilt, dass im Einvernehmen mit der Unesco gebaut werde und in einem Statement erklärt, dass der Bürgerwille weder gefragt sei noch interessiere, und „wenn nachfolgende Generationen es anders haben wollten, könnte sie ja umbauen“. Die „Ultra-Rekonstruktivisten“ sind durchaus demokratiefähig, und sollte die Bevölkerungsmehrheit einen Bau – welcher Art auch immer – wünschen, würde ein solcher Wunsch als selbstverständlich akzeptiert. Doch man sollte die Bürger einer Stadt fragen, wie die Stadt, in der sie leben, aussehen soll – das sollte übrigens für alle die Stadt prägenden Bauten gelten!
SIGRID SCHLAWE, Berlin
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