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Es geht um die ExzellenzUni gegen Uni

Die durch ein Exzellenz-Cluster vereinigten Unis in Kiel und Lübeck werden zu Gegnern: Lübeck soll geschlossen werden damit Kiel Elite-Uni werden kann. Das Geld reicht nicht für zwei.

Studenten der Uni Lübeck demonstrieren vergangene Woche in Kiel gegen die geplante Schließung der Lübecker Medizin-Fakultät. Bild: dpa

HAMBURG taz | Bei der Bildung wird in Krisenzeiten nicht gespart, lautet das Credo der schwarz-gelben Bundesregierung. Studienplätze sollen ausgebaut und exzellente Forschung gefördert werden. Doch das schwarz-gelb regierte Schleswig-Holstein tut das Gegenteil. Aus Sparzwang sollen landesweit 2.300 Studienplätze abgeschafft und unter anderem die in Rankings bestplatzierte und von der Fachwelt hoch gelobte Medizinausbildung an der Uni Lübeck eingestampft werden – das wäre das Ende der kleinen Uni.

Genervt soll Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) zu Wochenbeginn nach einem Gespräch mit CDU-Ministerpräsident Harry Carstensen den Raum verlassen haben. Es passt schlecht ins Bild, wenn Spitzenuniversitäten geschlossen werden. Unangenehm zudem, wenn dies mit Bundespolitik begründet wird. Denn die Landespolitiker begründen das Aus für die Unimedizin in Lübeck mit dem Exzellenzwettbewerb. Weil die Christian-Albrechts-Universität in Kiel in der nächsten Runde erfolgreich sein soll, will man "Kräfte bündeln". Lübeck soll sparen, Kiel bekommt Geld dazu.

Dabei waren 2007 in der ersten und zweiten Runde Kiel und Lübeck noch gemeinsam erfolgreich mit einen Exzellenzcluster für "Entzündungsforschung" und je einer Graduiertenschule. 2012 geht es in die dritte Runde, bei der sich beide für die 3. Förderlinie "Zukunftskonzepte" bewerben wollten. Es ist der "Jackpot", der bis zu 60 Millionen Euro einbringt.

Er sei ins Ministerium zitiert worden, berichtet Lübecks Unipräsident Peter Dominiak. "Mir wurde gesagt: ,Sich für die dritte Förderlinie bewerben, das dürfen Sie nicht.'" Kein Kommentar dazu aus dem Schavan-Ministerium. Es wurde nach dem Gespräch mit Carstensen Stillschweigen vereinbart, woran man sich hält.

Für Kritiker passt dieser Fall wie die Faust aufs Auge. "Es ist destruktiv, was hier passiert", sagt Torsten Bultmann vom Bund demokratischer Wissenschaftler. "Damit einige Elite werden, wird der Masse die Entwicklungsperspektive entzogen." Ähnliches geschehe gerade in Hessen, wo für die Exzellenz-Unis "in der Fläche gespart" werde.

Die Uni Lübeck selber hat jetzt zwei bis drei Wochen Zeit, um alternative Sparvorschläge zu machen. Auch die Idee einer Stiftungsuniversität ist im Gespräch. "Ich bin optimistisch, dass wir eine Lösung finden", sagt der Lübecker FDP-Abgeordnete Gerrit Koch, der offen sagt, man solle "nicht sicher sein", dass er dem Sparpaket zustimmt. Schwarz-Gelb hat nur einer Stimme Mehrheit im Parlament. Medizinstudienplätze seien nun mal sehr teuer, wirbt der CDU-Abgeordnete Daniel Günther um Verständnis. "Hamburg hat doppelt so viele Studienplätze wie Schleswig-Holstein, aber die gleichen Ausgaben."

Wegen der doppelten Abiturientenjahrgänge sollen bundesweit bis 2015 zusätzliche 275.000 Studienplätze geschaffen werden, für die der Bund Geld beisteuert. Schleswig-Holstein müsste etwa 10.000 Plätze schaffen. Allerdings wurden Medizinstudienplätze ausgenommen, "weil sie sehr teuer sind", wie eine Sprecherin der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) erklärt. Auf einer GWK-Tagung am 21. Juni werde nun über einen Minihochschulpakt für Medizin gesprochen.

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3 Kommentare

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  • S
    Studentin

    Die Landesregierung in Kiel mag versuchen, die Hochschulen, insbesondere CAU Kiel und UzL Lübeck, gegeneinander auszuspielen, aber wie die Demonstration am 16.6. gezeigt hat, gelingt ihr das nicht: Hier demonstrierten auch Kieler (Studenten) für Lübeck/Flensburg!

    Momentan gibt es "nur" Pläne, die Uni in Lübeck auszubluten und die Uni in Flensburg zusammen zu streichen, aber die Kieler Studenten wissen sehr genau, dass sie durch die vielen zusätzlichen Studenten dann an ihrer Uni kurz oder lang die nächsten sind, Exzellenz hin oder her.

    Dass die (durch Rankings und Meinungen der Wissenschaftler bewiesenermaßen) "exzellente" Uni zu Lübeck sich nicht für die Exzellenzinitiative bewerben darf und es seitens der Landesregierung auch keine (offizielle) Begründung dafür gibt, zeigt nur, dass die Pläne der "Landesuniversität Kiel" von vor 5 Jahren noch nicht gestorben sind.

    Die "Metropole" Kiel an die Spitze - um jeden Preis (!?)

  • DB
    Daniel B.

    Ein paar Ergänzungen zu dieser Berichterstattung:

     

    - Die im Foto zu sehende Demonstration am letzten Mittwoch war mit 14.000 Teilnehmern die größte Demonstration die das Land Schleswig-Holstein und die Stadt Kiel seit über 30 Jahren gesehen haben (übrigens offizielle Zahlen der Polizei!). Bei gerade 2500 Studenten an der Uni Lübeck zeigt das, dass dieses Thema der gesamten Bevölkerung wichtig ist.

     

    - Die Uni Lübeck und die Uni Kiel sind keinesfalls Gegner, zumindest nicht was die Studenten betrifft. Gut 6.000 der 14.000 Demonstranten waren aus Kiel und Flensburg zur Demo gekommen. Auch die Kieler Studenten wissen, dass die Schließung der Lübecker medizinischen Fakultät nur der Anfang einer Besorgnis erregenden Entwicklung wäre. Von der Kieler Universitätsleitung kommt (leider nicht sonderlich überraschend) keinerlei Unterstützung für die Lübecker Universität.

     

    - Die Landesregierung und insbesondere der Wissenschafts- und Wirtschaftsminister Jost de Jager haben weder ein hochschulpolitisches Konzept noch irgendwelche anderen Begründungen dafür geliefert, warum ausgerechnet die exzellente Medizinerausbildung in Lübeck geschlossen werden soll. Dies kam auch ganz klar in der parlamentarischen Fragestunde am letzten Donnerstag heraus in welcher de Jager ebenfalls keinerlei Begründungen lieferte. Für die Bevölkerung riecht das nach Willkür - oder danach, dass prinzipiell lieber Kiel bevorzugt wird.

     

    Das und vieles mehr zu diesem Thema findet man auch unter: http://www.luebeck-kaempft.de

  • T
    tsaimath

    Ich weiß nicht, aber mir kommt wenn ich das lese einfach nur die Galle hoch

    Auf der einen Seite sucht der Gesundheitstrottel Rößler von der FDP händeringend (Land)-Ärzte aber Medizinstudienplätze werden gekürzt

    Ist diesen Genies nicht klar das Ärzte nicht auf Bäumen wachsen sondern gerüchterweise aus den anscheinend wenig wüschenswerten Medizinstudenten irgendwann sich irgendwann zu Ärzten entwickeln?

    Und das die sogenannten Exzellenz-Universitäten hauptsächlich in einem exzellent sind: Im aussieben ihrer Studenten

     

    Jaja, arme Bildungs-Bananen-Republik Deutschland