: Es bringt ungeheuren Verdruß
■ betr.: „Sie bringen ungeheuren Spaß“ (Interview mit Russ Meyer), taz vom 9.12.93
Da bin ich aber froh, daß Russ, der alte Haudegen, mal wieder richtig knackiges Frischfleisch gefunden hat. Oder, um es mit seinen Worten auszudrücken, die ungleich poetischer sind: daß er mal wieder ein „hervorragendes, aggressives Sexualobjekt“ (für die ganz Dummen: eine willige Frau) gefunden hat. Wahrscheinlich auch noch eine mit „Beiwerk“, was Russ?
Vor allem berste ich geradezu vor Enthusiasmus ob der Tatsache, daß ich nun endlich in der taz das finde, was sonst „nur“ in diveresen Männerblättern zu finden war: derbe Wichsvorlagen, getarnt als Interview. (Herr Hackensberger führt das Interview mit einer derart beängstigenden Einfühlsamkeit, daß frau am Ende fast schon die gemeinsame Ejakulation erwartet.)
Möglicherweise habe ich die Bedeutung von Russ unterschätzt, denn er muß ja ein recht bedeutender Mann und Regisseur sein, wenn Ihr ihm soviel Platz in Eurem Blatt macht, oder? Aber vielleicht ist es ja auch nur ganz irre tabulos und subversiv, was Ihr da macht, und Eure Leserinnen sind zu dumm, um es zu begreifen? Ganz im Vertrauen: ich finde, Russ ist ein Arschloch.
[...] Ach ja, vielleicht könnt Ihr Russ was ausrichten von den Frauen, die nicht im Tal der Supervixen wohnen: Irgendwann schießen sie den Schwanz ab. „Und das ist letztendlich der entscheidende Punkt.“ Anja Meyer, Wuppertal
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