grundschulen vergessen : Es brennt ganz ohne Brief
Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis sich in der brandheißen Bildungsdebatte, die derzeit durch Berlin tobt, auch die Grundschulen zu Wort melden. Und es ist gut, dass sie das tun. Denn hinter der Begeisterung über Millionenspritzen des Bundes für die Schulstrukturreform, hinter hitzigen Debatten über Sozialquote versus Elitegymnasium geraten sie gerade wirklich in Gefahr vergessen zu werden.
KOMMENTAR VON ALKE WIERTH
Dabei sind es die Grundschulen, in denen das Fundament für die Bildungskarrieren unserer Kinder gemauert wird. Sie sind es, die die Basiskenntnisse vermitteln, die über den weiteren Verlauf einer Schülerbiografie entscheiden: etwa, ob Kinder ausreichend Deutsch lernen, um an höheren Schulen zu bestehen; ob sie gern zur Schule gehen, weil sie dort positive Erfahrungen machen. Oder ob sie Schule nur als Ort betrachten, an dem sie nichts verstehen und nicht verstanden werden.
Man kann der Mehrheit der an Grundschulen Tätigen nicht nur bescheinigen, dass sie das wollen: dass Kinder mit Freude und deshalb leicht lernen. Man kann ihnen auch bescheinigen, dass sie das können. Denn gerade an den Grundschulen, die ja Gemeinschaftsschulen sind, hat sich enorme Kompetenz versammelt: für integrativen Unterricht, individuelle Förderung, interkulturelle Ansätze.
Umso schäbiger ist es, dass GrundschullehrerInnen, die gerade an sozialen Brennpunkten oft VorkämpferInnen avantgardistischer Pädagogik sind, seit Jahren durch stetige Sparmaßnahmen zunehmend in die Knie gezwungen werden. Standard-Vergleichstests wie Iglu tragen noch dazu bei, Mut und Energie zur Entwicklung eigener Konzepte zu dämpfen. „Gelder für Bildung sind nicht Ausgaben, sondern Investitionen“, mahnt eine Grundschullehrerin. Bleibt nur zu hoffen, dass sie Gehör findet.
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