Erwarteter Koch-Nachfolger Bouffier: Der Mann von der Tankstelle
Volker Bouffier, wahrscheinlicher Nachfolger von Roland Koch als Ministerpräsident, hat sich innenpolitisch als Hardliner profiliert. Wie Koch ist er immer wieder in Affären verwickelt.
Schon wieder die Tankstellen-Connection! Auch Hessens Innenminister Volker Bouffier, der wahrscheinliche Nachfolger von Roland Koch auf dem Posten des Ministerpräsidenten, gehörte wie sein Chef zu der Truppe aufstrebender CDU-Jungmänner, die sich seit Anfang der 80er-Jahre regelmäßig in der Raststätte Wetterau an der A5 trafen, um einen Pakt zu schließen. Nämlich den, sich gegenseitig in ihrer politischen Karriere zu befördern. Neben dem späteren hessischen Justizminister Jürgen Banzer gehörte noch der Exverteidigungsminister Franz Josef Jung dazu. Sollte der Wiesbadener Landtag den 58-jährigen Bouffier im August zum Ministerpräsidenten wählen, hätte die Tankstellen-Connection erneut funktioniert. Ein letztes Mal.
Bouffier und Koch kennen sich schon Jahrzehnte, gemeinsam kämpften sie in der Jungen Union. Damals, in den 70er- und 80er-Jahren, war Hessen tiefrot, der Zeitgeist links. Die hessischen CDU-Oberen aber, allen voran der Stahlhelmer Alfred Dregger, förderten die Jungen, die so rechts waren wie sie. Koch, der Jüngere, soll seinen Vater, der seinerzeit Justizminister war, überzeugt haben, den Gießener Bouffier als Staatsekretär zu ernennen, als der es 1987 nicht schaffte, in den Landtag zu rutschen. Dafür trat Bouffier 1999 als möglicher CDU-Kandidat für das Ministerpräsidentenamt zurück. Koch gewann die Wahl.
Seitdem ist Bouffier unter Koch Innenminister und immer wieder als sein Nachfolger im Gespräch. Er hat sich wie Koch in der Innenpolitik als Hardliner profiliert. Zweimal erhielt Bouffier wegen scharfer Gesetzesvorhaben in der Terrorbekämpfung den unrühmlichen "Big Brother Award". Und wie Koch ist Bouffier immer wieder in Affären verwickelt gewesen - derzeit kämpft er mit dem dritten Untersuchungsausschuss. Es scheint ihn kaum zu belasten.
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