■ Erstsemester an der Humboldt-Uni: „Ja klar studiere ich – trotz Massenuni!“
Ulrike Matthis, 23 Jahre, Studienfach: Geschichte
Letzte Woche war ich noch total konfus. Aber nach den drei Tagen Einführung hier weiß ich immerhin, welche Scheine ich machen muß und wie die Bibliothek funktioniert. Zum Glück bin ich aus Berlin. Wenn ich von außerhalb käme, wäre der Anfang wohl etwas abschreckender. Es ist ja alles schon ziemlich unpersönlich. Außer einigen anderen Erstsemestern kenne ich keine Gesichter hier.
Tobias Troll, 21 Jahre, Kommunikationswissenschaft
Ich komme aus Nördlingen und bin seit zehn Tagen in Berlin. Ob ich meine Studienrichtung beibehalte, weiß ich noch gar nicht. Auf jeden Fall möchte ich nach meinem Zivildienst jetzt wieder was geistig Anspruchsvolles machen. Studieren wollte ich auf jeden Fall – trotz der Berichte über die Zustände an den Massenunis. Vielleicht mach' ich auch beim Asta mit, wenn das ein netter Verein ist.
Christa, 52 Jahre, Klassische Archäologie
Ich habe längere Zeit in Südwestfrankreich gelebt, in der Nähe der Höhlenmalereien. Jetzt will ich mich damit mal systematischer beschäftigen. Und an der Uni ist das doch ein ganz anderes Niveau als an der Volkshochschule. In den 60er Jahren hab' ich schon mal Graphik studiert. Die Anonymität an der Uni ist für mich gar nicht abschreckend. Ich will doch eher untergehen in der Masse.
Uwe Lammel, 21 Jahre, Sportwissenschaft
Ich hab schon eine Berufsausbildung als Tennistrainer und werde da auch während des Studiums weiterarbeiten. Insofern hab' ich auch nicht unbedingt den Druck, möglichst schnell einen Abschluß machen zu müssen; aber „Diplom- Tennislehrer“ macht sich schon besser. Die Freie Uni habe ich mir auch angeguckt, aber dort geht's ja zu wie in der Massentierhaltung – das ist nichts für mich.
Alexandra Lotz, 21 Jahre, Judaistik und Archäologie
Ich habe in Kunstgeschichte keinen Platz bekommen. Jetzt studiere ich das Fach trotzdem, obwohl ich woanders eingeschrieben bin. Blöd ist es, wenn man hier als Erstsemestler etwas fragt, was man nicht wissen kann, und dafür doof angeguckt wird. Ich hoffe, an der Uni nette Leute kennenzulernen, nicht nur aus meinem Fach. Studieren werde ich so lange, bis ich einen Platz an der HdK bekomme.
Herbert Schulz, 20 Jahre, Jura
Angst vor dem Studium hab ich keine. Ich sage immer, daß das Glas halb voll ist – und nicht halb leer. Ich wollte nicht an einer Uni studieren, in der man während der Vorlesungen auf den Treppen sitzen muß. Ob ich hier Freunde finde, weiß ich nicht. Wohl eher Studienpartner. Letztlich ist doch jeder ein Konkurrent. Das war schon auf dem Gymnasium so und wird hier auch so werden.
Umfrage: Markus Grill
Fotos: Rolf Schulten
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