: Erstmals IRA-Prozeß vor deutschem Gericht
Düsseldorf (dpa) - Zum ersten Mal müssen sich zwei mutmaßliche IRA-Kämpfer vor einem deutschen Gericht verantworten: Gegen den 31jährigen Terence McGeough und den gleichaltrigen Gerard Hanratty beginnt am Donnerstag in Düsseldorf ein Prozeß, in dem sich die beiden in Nordirland geborenen Männer mit britischer Nationalität für zwei blutige Bombenanschläge auf Militäreinrichtungen in Nordrhein-Westfalen verantworten müssen. Die Bundesanwaltschaft wirft ihnen vor dem 6. Strafsenat des Düsseldorfer Oberlandesgerichts (OLG) versuchten Mord, das Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion sowie einen Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz vor. Für den Prozeß sind 146 Zeugen und 15 Sachverständige vorgesehen. Der Senat hat Termine bis in den Januar hinein festgelegt.
Am Abend des 23. März 1987 detonierte auf dem Parkplatz vor der Offiziersmesse des Nato-Hauptquartiers in Mönchengladbach-Rheindahlen ein mit Sprengstoff beladenes Auto, während britische Soldaten dort feierten. 35 Menschen in dem Kasinogebäude erlitten schwere Verletzungen, außerdem entstand erheblicher Sachschaden. Die bei dem Attentat verwendeten Fahrzeuge hat, so die Bundesanwaltschaft, der Angeklagte McGeough beschafft.
Am 13. Juli 1988 explodierte in der Nacht ein Sprengsatz an der Mannschaftsunterkunft einer Kaserne der britischen Rheinarmee in Duisburg-Wanheim und verletzte zehn Soldaten. Die in einem Auto flüchtenden Täter gaben gezielte Feuerstöße aus einem „Kalaschnikow„-Sturmgewehr auf einen sie verfolgenden Polizeiwagen ab. Exakt diese Waffe, so die Anklage, wurde bei McGeough und Hanratty gefunden, als sie sechs Wochen nach dem Duisburger Anschlag mit einem Auto die „grüne Grenze“ in die Niederlande passieren wollten und dabei festgenommen wurden.
Den Ermittlungen zufolge gehören die beiden Angeklagten der „Provisional Irish Republican Army“ (PIRA) an. Sie habe sich Anfang der 70er Jahre von der Stamm-Organisation IRA abgespalten und trete seitdem als deren Nachfolgerin auf.
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