Erster Krimiroman von Roger Smith: Leichen pflastern seinen Weg

In "Kap der Finisterin" zieht Drehbuchautor Roger Smith alle Register des Schreckens. Ein Stakkato drastischer Grausamkeiten, die manchmal zuviel des Guten sind.

Der Erstling von Roger Smith überrascht mit einem Happy End. Bild: photocase/WalC1

In der Rangliste der widerwärtigsten Cops der Kriminalliteratur gebührt dem Südafrikaner Rudi Barnard einer der vordersten Plätze. Äußerlich abstoßend und übel riechend, ist Barnard ein weißer Rassist, der auch Jahre nach Abschaffung der Apartheid seine Stellung dazu nutzt, Angst und Schrecken unter den Einwohnern der Townships von Kapstadt zu verbreiten. Viele Leichen pflastern seinen Weg, und es werden im Laufe dieses Romans noch ein paar mehr werden.

Der Drehbuchautor Roger Smith, der mit "Kap der Finsternis" seinen ersten Roman veröffentlicht hat, zieht zu Beginn des Buches alle Register des Schreckens - mitunter ein paar zu viele. Ein Paar hat sich auf der Flucht aus den USA nach Südafrika abgesetzt. Dort wird ihr Sohn Zeuge eines literarisch gnadenlos naturalistisch geschilderten Mordes, als der Vater die Familie schützen wollte.

Auf seinen atemberaubenden Anfang folgt eine temporeich geschriebene Tour de Force durch die finstersten Viertel der Stadt am Kap, begleitet von einem erzählerischen Stakkato drastischer Grausamkeiten, die ernst zu nehmen ab einem gewissen Sättigungsgrad immer schwerer fällt.

Als ob es nicht schockierend genug wäre, wie ein kleines Kind brutal entführt wird, bekommt der Babysitter noch kurzerhand die Kehle durchgeschnitten. Halbwüchsige Jungen legt der korrupte, fette, weiße Bulle Barnard eiskalt um, so sie seine Geschäfte stören könnten. Gräueltaten an Kindern garantieren zuverlässig höchste Aufmerksamkeit beim Publikum.

Und so dreht Roger Smith die Emotional-Effects-Maschine konsequent bis zum äußersten Anschlag hoch. Die Welt, die er damit entwirft, ist so ausschließlich düster, dass darin hoffentlich mitnichten ein "Panorama des heutigen Südafrika" zu erkennen ist, wie der Klappentext des Verlags behauptet.

Am allerkältesten erwischt einen angesichts der Radikalität dieser tiefschwarzen Genrestory aber das Happy End, das der Autor trotz allem noch für zumindest einen Teil seiner Protagonisten einrichtet. Das erscheint aber so unangemessen hollywoodesk, dass es den Roman zum Schluss weit aus der Umlaufbahn seiner eigenen erzählerischen Logik herauskatapultiert.

Roger Smith: "Kap der Finsternis". Roman. Aus dem Englischen von Jürgen Bürger und Peter Torberg (Original: "Mixed Blood"), Tropen im Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2009, gebunden, 359 Seiten, 21,90 €

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