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Erster Clubmob im SO36Prima Klima auf der Tanzfläche

Das SO36 und der BUND laden zum ersten Berliner Clubmob. Der Gewinn des Abends fließt in die Sanierung des Kreuzberger Clubs.

Gut und nachhaltig abgehen: Der Clubmob macht's möglich. Bild: dpa

"Bass, Bass, wir brauchen Bass." Wie "Das Bo" schon vor Jahren rappte, ohne fetten Bass würde das Tanzen im Club nicht halb so viel Spaß machen. Doch die tiefen Basstöne fressen mindestens so viel Energie wie die grelle Discobeleuchtung und das kalte Bier in der Hand. Das kam bei einem Energiecheck des Landesverbands des Umwelt- und Naturschutzbundes (BUND) im Kreuzberger Club SO36 heraus. Die Beratung ist Teil einer Aktion für energieeffizientere Clubs: Der sogenannte Clubmob findet am Montag zum ersten Mal statt.

Der Clubmob funktioniert nach dem Prinzip eines Carrotmobs: So viele Menschen wie möglich werden dazu aufgerufen, zu einem festgesetzten Termin in einem bestimmten Laden einzukaufen. Der Ladenbesitzer investiert im Gegenzug einen vorher ausgehandelten Teil des Gewinns in eine klimafreundliche Sanierung seines Ladens.

Bei dem Clubmob im SO36 werden 100 Prozent des Gewinns in die geplanten Energiesparmaßnahmen fließen, versichert Nanette, Mitarbeiterin des Clubs. "Keine Energie zu verschwenden ist uns sehr wichtig. Wir sind ein alternativer Laden, außerdem versuchen wir natürlich, Stromkosten einzusparen." Die letzte Stromrechnung habe bei rund 20.000 Euro für ein Jahr gelegen.

Das Ziel des SO36 ist nun allerdings nicht, künftig am Bass zu sparen: "Die Musik soll genau so laut bleiben, das Licht genau so grell und der Nebel genau so dicht", erklärt Matthias Krümmel, Referent für Klimaschutzpolitik des BUND Berlin. "Wir haben die Technik, trotzdem Energie einsparen zu können, dazu ist kein Spaßverlust nötig." Was es aber brauche, sei Geld. Beim SO36 gebe es großes Einsparpozential bei den Kühlanlagen und der Beleuchtung, sagt Krümmel, der den Energiecheck für den Club ausgearbeitet hat. "Durch neue Kühlaggregate und eine komplette Umstellung auf LED-Leuchten könnten jährlich mindestens 6.000 Kilowattstunden eingespart werden." Außerdem sei der Wechsel zu dem Ökostromanbieter Naturstrom im Gespräch.

Das SO36 habe im letzten Jahr einen Stromverbrauch von 86.000 Kilowattstunden gehabt - das sei 20-mal so viel wie der Jahresverbrauch eines Vierpersonenhaushalts. In der Umstellung auf digitale Tontechnik sieht Krümmel ein Einsparpotenzial von mehreren 10.000 Kilowattstunden: "Dafür müsste eine vierstellige Summe in die Hand genommen werden. Da wird ein Clubmob nicht ausreichen."

Das SO36 habe den Zuschlag für den Clubmob erhalten, weil es am schnellsten reagiert habe, berichtet die Projektkoordinatorin Christina Rupprecht. Außerdem sei es eine zentrale Institution in der Clubszene und habe das Potenzial, viele Leute zu mobilisieren. "Die Clubs mit festen Veträgen bei Energiebetreibern fielen raus, es sollten auch keine Zwischennutzer und keine zu großen Betreiber wie das Berghain sein", erläutert Rupprecht. Für nächstes Jahr hätten sich bereits das Kulturzentrum M.I.K.Z. und das Cassiopeia als Kandidaten für einen Clubmob angemeldet.

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3 Kommentare

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  • A
    Anonym

    Wenn eine Zeitung so teuer ist, das sie nur von einem bestimmten, finanziell gut gestellten Klientel bezahlt werden kann, hat sie in der Tat jegliches Recht verloren, sich alternativ zu nennen.

     

    Gleiches gilt für Läden wie SO oder Cassiopeia. Machen diese finanzielle Möglichkeiten zum Auschlusskriterium, haben auch sie jedes Recht verwirkt, sich alternativ zu nennen. Rechne ich Konzertpreise plus Garderobe plus Getränkepreise zusammen, sollte es niemandem schwer fallen, sich vorzustellen, wie viele Menschen sich einen Abend in eben jenen Lokalitäten nicht leisten können.

     

    Aber das spielt ja in Kreuzberg eh keine Rolle mehr. Die sog. Unterschicht ist Gott-sei-dank weg. Die sitzt jetzt, mehr noch als zuvor, in Lichtenberg. Und warum? Weil poldi und seine Freunde, so alternativ sie doch sind, einfach besser nach Kreuzberg passen.

  • P
    poldi

    Super Argumentation. Und die taz ist keine alternative Zeitung, weil sie mehr kostet als Tagesspiegel und Berliner Zeitung, oder was?

     

    Ein "alternativer Laden" definiert sich wohl eher durch sein Programm, seine Organisationsstruktur und sein Geschäftsmodell. Sowie seine Kooperation mit und Unterstützung anderer (alternativer) Gruppen. Ausserdem möglichst durch faire Bezahlung bestmöglicher Arbeitsverhältnisse. Das alles kostet Geld. Es kann sich keiner den kapitalistischen Strukturen völlig entziehen, falls du das noch nicht gemerkt hast...

  • A
    Anonym

    Was soll der Scheiss... das SO36 noch n alternativer Laden?

     

    17,- Euro Abendkasse für Konzerte,

    1,20 Euro Garderobe,

    2,50 Euro für'n kleines Bier plus Pfand, natürlich keine eigenen Getränke...

     

    Diese Rechnung feht für's Cassiopeia ebenso auf (um fünf Uhr morgens noch 6-8 Euro Eintritt für Musik aus der Dose).

     

    Aber bloß kein eigenes Geld anfassen um nen Abend mal Energieeffizienter zu gestalten.