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Erste weltweite Konferenz über Uranabbau

Saskatoon (taz) Im Herzen des kanadischen Uranabbaus, in Saskatoon in der Provinz Saskatchewan, ist am letzten Donnerstag die erste weltweite Konferenz über Uranbergbau, seine Auswirkungen auf die Umwelt und die Menschen, die dort leben, eröffet worden. Zum ersten Mal sprechen nicht sogenannte Experten von Bergbaufirmen und staatlichen Behörden über dieses Thema, sondern über 150 Menschen aus 22 Ländern der Welt, die entweder direkt vom Uranbergbau betroffen sind oder die in den Anti-AKW-Bewegungen weltweit mit dem Uran als Brennstoff in den AKWs konfrontiert sind.

Lou Sanderson von der Cree-Nation schilderte die Situation in den Indianerdörfern der Abbaugebiete folgendermaßen: Über 90 Prozent der Menschen sind arbeits- und perspektivlos, der Alkoholismus besonders unter den älteren Menschen ist immens, die Selbstmordrate fünfmal höher als im Süden der Provinz, wo hauptsächlich Weiße leben. Der Lebensstandard ist um ein vielfaches niedriger.

Ähnliche Probleme der Verelendung schilderten auch die Vertreter der Eingeborenenvölker Australiens, der Indianer in den USA und der Inuit aus den Nordwestterritorien Kanadas als Hauptübel in ihren Dörfern. Samuel Gargan, ein Vertreter der Inuit im Parlament der Nordwestterritorien, einem Gebiet von über drei Millionen Quadratkilometern, in dem gerade 55.000 Menschen leben, sagte, daß die Bergbaugesellschaften genau diese elende zerrüttete soziale Situation ausnutzen, um durch Geldversprechen, durch Arbeitsplatzangebote u.a. die Führer der Inuit-Dörfer für ihre Abbaupläne zu gewinnen. In allen Fällen, nicht nur in Kanada, hat das zu großen Auseinandersetzungen innerhalb der Kommunen geführt, hat sie gespalten und angreifbar gemacht. Die Versprechen sind aber meistens nicht eingehalten worden, und es wurde berichtet, daß sich die Lage langsam ändert. Die Menschen sehen, daß ihre Probleme durch die Tätigkeit der großen Bergbaukonzerne nicht gelöst werden, sondern sich, besonders in Hinblick auf die Umweltverschmutzung, noch vergrößern. Deshalb hat das Provinzparlaments der Nordwestterritorien mit Mehrheit für einen atomwaffenfreien Norden und gegen die Lagerung von Atommüll in der Provinz gestimmt. In der Stadt Saskatoon selbst sind bisher über 7.000 Unterschriften für eine atomwaffenfreie Stadt gesammelt worden, genug, um bei den kommenden Kommunalwahlen im Herbst diese Frage abstimmen zu lassen. Eine positive Entscheidung würde bedeuten, daß die Uranfirmen nicht mehr 7.000 Tonnen Uranoxid pro Jahr durch die Stadt transportieren können.

Thomas Siepelmeyer

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