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Erste Warnschüsse im Persischen Golf

■ Britisches Kriegsschiff stoppt irakischen Frachter/ Arabische Staaten verlieren Hoffnung auf friedliche Lösung

London/Riad (afp/ap/adn) — Die in der Golfregion eingesetzte britische Fregatte „Battleaxe“ hat gestern Warnschüsse über den Bug des irakischen Frachters „Al Wasitti“ abgefeuert, der der Aufforderung, zwecks Inspektion seiner Ladung anzuhalten, nicht nachgekommen war. Nach Angaben des britischen Verteidigungsministeriums sei daraufhin einer Untersuchungsgruppe das Betreten des Schiffes erlaubt worden. Der Frachter sei jedoch leer gewesen und konnte seine Reise fortsetzen. Es war das erste Mal seit Beginn der Golfkrise, daß ein britisches Kriegsschiff Warnschüsse abgab.

Inzwischen artikulierten mehrere arabische Staaten ihre Enttäuschung darüber, daß weder die seit zwei Monaten geltenden Sanktionen noch diplomatische Schritte die irakische Aggressionspolitik beenden konnten. Sultan Qabus von Oman meinte bei seiner Begegnung mit dem japanischen Ministerpräsidenten Kaifu, viele arabische Staaten hätten die Hoffnung auf einen Rückzug Iraks aus Kuwait verloren. Sie dächten jetzt über eine militärische Lösung nach. Bagdad habe versucht, vollendete Tatsachen zu schaffen und rechne offenbar damit, daß die Bevölkerung der USA ihre Regierung zwingen werde, die Truppen aus dem Nahen Osten abzuziehen.

Vor diesem Hintergrund haben Syrien und Ägypten erneut den bedingungslosen Abzug Iraks aus Kuweit gefordert. Nach einem Treffen der Außenminister beider Länder in Damaskus wurde betont, ihre Regierungen seien sich einig, durch eine arabische Position einen Krieg am Golf zu verhindern. Libyens Staatsoberhaupt Ghaddafi forderte ebenfalls den irakischen Rückzug aus dem Emirat. „Es gibt nur eine Lösung“, meinte Ghaddafi: „Der Irak muß Kuwait verlassen.“

PLO-Chef Arafat, der am Sonntag in Amman mit König Hussein zusammentraf, sagte, derzeit werde eine arabische Friedensinitiative auf Grundlage eines von Saddam Hussein vorgelegten Plans ausgearbeitet. Zuversichtlich im Hinblick auf eine friedliche Lösung der Golfkrise äußerte sich der britische Staatssekretär im Verteidigungsministerium, Hamilton. „Ich glaube nicht,“ so Hamilton, „daß es einen Krieg geben wird, bevor alle Optionen einer friedlichen Regelung erschöpft sind“. Auch die EG-Außenminister haben am Wochenende bei ihrem Treffen in Asolo bei Venedig eine militärische Lösung der Golfkrise nicht befürwortet.

Die in die Golfregion entsandten ägyptischen Truppen werden nicht an Angriffsaktionen gegen den Irak teilnehmen. Das erklärte deren Kommandeur Bilal in einem Interview der in Abu Dhabi erscheinenden Zeitung 'Al Khaleedsch‘. Einen ähnlich Standpunkt hatte in derselben Zeitung bereits am Sonntag der Kommandeur des syrischen Kontingents vertreten.

Unterdessen hat sich die Lage in der deutschen Botschaft von Kuwait weiter zugespitzt. Die Bonner Vertretung, in der noch der Botschafter und ein kleiner Mitarbeiterstab ausharren, sei zwar nach wie vor geöffnet, die Situation müsse aber jeden Tag neu bewertet werden, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes gestern. Die Situation werde „zunehmend schwieriger“. Die Entscheidung über eine mögliche Schließung sei aber noch nicht gefallen. Nach wie vor gebe es Funkkontakt mit der Botschaft. Am Sonntag hatten als viertes EG-Land die Niederlande ihre Kuwaiter Botschaft geschlossen. Auch Großbritannien, Italien und Dänemark haben die Arbeit ihrer Vertretungen in Kuwait eingestellt.

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