piwik no script img

Erste Hilfe für Flüchtlinge

■ Auf dem Flughafen Schönefeld wurde eine Sozialstation eingerichtet Finanzierung nur bis Jahresende gesichert/ Kein Geld aus West-Berlin

Schönefeld. Auf dem Flughafen Berlin-Schönefeld wurde gestern eine deutsch-deutsche Dienststelle besonderer Art eröffnet: ein »Flughafen- Sozialdienst«. Initiert wurde das Projekt von dem Büro der Ausländerbeauftragten beim Ministerrat der DDR Almuth Berger, getragen wird es von den beiden kirchlichen Hilfswerken Diakonie (West) und Caritas (Ost). Eine ähnliche Einrichtung gibt es bislang nur in Frankfurt am Main. In erster Linie wird diese Sozialstation Flüchtlingen und Asylsuchenden helfen. Wie der Direktor des Caritas- Verbandes vom Bistum Berlin-Brandenburg mitteilte, kamen alleine am Mittwoch 56 Flüchtlinge aus Damaskus an, nicht wissend wohin und ohne jegliche Kenntnisse über das Asylrecht der DDR. Die Sozialstation hat ihnen eine erste Unterkunft im Aufnahmeheim Hessenwinkel verschafft. Diese Art von »menschlicher Hilfe« wird auch in Zukunft Arbeitsschwerpunkt sein, erklärte Almut Berger. Die Betreuung von Flüchtlingen muß aus dem Bereich der polizeilichen Maßnahmen herausgelöst werden, »als erstes muß sichergestellt sein, daß alle Flüchtlinge die Möglichkeit erhalten, zumindestens ihre Rechte zu kennen«. In nächster Zeit wird daher die Sozialstation mehrsprachige Informationsbroschüren über das Ausländerrecht in der DDR und der Bundesrepublik erstellen. Die Einrichtung wird sich ebenfalls darum bemühen, daß die Flüchtlinge notwendige Kleidung und erste medizinische Betreuung erhalten. Staatssekretärin Berger hofft, daß diese Einrichtung »zu einem Symbol für eine humane und demokratische Ausländerarbeit in diesem Land und insbesondere für Berlin werden wird«.

Noch sind die drei Räume im Obergeschoß des Flughafens provisorisch eingerichtet, schon jetzt weiß man, daß bald umgezogen werden muß. Denn die Einrichtung soll nicht nur potentiellen Asylsuchenden helfen, sondern all denen, die aus unterschiedlichen Gründen in Not geraten sind. Ähnlich wie die Bahnhofsmissionen soll der Sozialdienst der erste Ansprechpartner für Behinderte, Kranke, verlorengegangene Kinder bis zu ausgeraubten Passieren sein. Der Flughafen-Dienst wird ab sofort von vier Sozialarbeitern aus Ost und West geleitet. Unterstützt wird ihre Arbeit von zehn Zivildienstleistenden aus der DDR. Bis zum 31.12. ist die Finanzierung gesichert. Die Sach- und Personalkosten werden im Moment von den beiden Wohlfahrtverbänden vorfinanziert, letzten Endes aber vom Büro der Ausländerbeauftragten übernommen. Wie die Arbeit im nächsten Jahr weitergehen soll, weiß man nicht, denn die Westberliner Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales habe es abgelehnt, sich an den Kosten zu beteiligen, berichtete ein Sprecher des Diakonischen Werkes West. Der Flughafen-Sozialdienst wäre eine Angelegenheit des Landes Brandenburg und keine Einrichtung der Stadt Berlin. Eine Information, die auf blankes Unverständnis stieß, denn der Flughafen dient schon seit langem auch West- Berlin. aku

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen