Erste Details der NASA-Mission: Menschen für den Mars
Die NASA will spätestens 2031 bemannt zum roten Planeten reisen. Nun wurden erste Details bekannt. Klar ist: Einfach wird die Mission für die Astronauten nicht.
Das Thema bemannte Raumfahrt reißt schon seit längerem nicht mehr wirklich vom Hocker - Ausflüge in die Erdumlaufbahn zur Reparatur von Satelliten oder zum Abliefern von Versorgungsgütern bei der internationalen Raumstation ISS haben ja auch eher wenig Glamour. Die wirklich spannenden Missionen überlassen NASA und die anderen Raumfahrtagenturen der Welt dagegen lieber unbemannten Roboterfahrzeugen wie "Spirit" oder "Opportunity".
All das soll sich im nächsten Vierteljahrhundert wieder ändern. Es soll eine neue Begeisterung für die Männer und Frauen in Raumanzügen entstehen - so wie es sie zum letzten Mal bei der Mondlandung 1969 gab. Und diesmal soll es viel weiter ins All gehen als bislang - bis zum roten Planeten. Wie die NASA ihre "Mission to Mars" nun tatsächlich umsetzen will, lag jedoch lange Zeit im Dunkeln. Laut einem Bericht der britischen BBC wurden nun erstmals genauere Details bekannt. Demnach ist der Februar 2031 als offizielles Abreisedatum angesetzt - und die teilnehmenden Astronauten werden es bei ihrer "Jahrtausendmission" erwartungsgemäß wesentlich schwerer haben als bei allen anderen vorherigen Weltraumvorhaben. Denn die Crew-Mitglieder werden die meisten Probleme selbst meistern müssen.
30 Monate wird die Reise insgesamt dauern - für den Hinweg alleine müssen es die Missionsteilnehmer bis zu sieben Monate in ihrem Raumfahrzeug aushalten. Die Besatzung soll dabei "minimal" sein, das "Mars-Schiff" mit seinen 400.000 Kilogramm braucht Platz für Nutzlasten. Im Gegensatz zu allen bisherigen Raumfahrzeugen wird es nicht auf der Erde entstehen, sondern in einer niedrigen Erdumlaufbahn. Drei bis vier Ares V-Raketen sollen dazu die Teile ins All bringen. Der Antrieb wird ein fortschrittliches Tieftemperatur-Triebwerk sein. Auf dem Weg zum Mars sollen neuartige Überlebenssysteme eingesetzt werden - vom Wasser- und Sauerstoff-Recycling bis zum Anbau von Früchten und Pflanzen. Spezielle Schilde sollen die Besatzung vor kosmischer Strahlung schützen, erfunden sind die allerdings noch nicht. Krankheiten sollen die Astronauten unterwegs selbst behandeln können - Diagnose- und Operationsgerät werden mitgenommen.
Neben dem Hauptraumschiff sollen noch zwei weitere Module auf die Reise geschickt werden - eines für zusätzliche Nutzlaster und eine Art Biosphäre, in der die Astronauten während ihres Marsaufenthalts leben können. Die Systeme sollen bereits ab Dezember 2028 ihren Weg antreten, um dann bei Ankunft der Astronauten zur Nutzung bereit zu stehen. 16 Monate könnte deren Aufenthalt insgesamt dauern. Dabei müssen sie sich mittels Atomstrom versorgen - ein Thema, das sicherlich noch für eine lange Debatte sorgen dürfte. Problematisch ist auch, dass die NASA kaum Chancen und Möglichkeiten vorsieht, die Mission bei Problemen abzubrechen - auch können kaum Versorgungsschiffe nachgeschickt werden. Auch deshalb müssen die ausgewählten Kandidaten Experten sein - nicht nur im Überleben, sondern auch in technischen Dingen, um Schiff und "Biosphäre" bei Bedarf selbst reparieren zu können.
Doch noch ist die gesamte Mars-Mission ein recht schemenhaftes Vorhaben. Seit dem US-Präsident Bush die bemannten Projekte 2004 angekündigt hatte, hielt sich die NASA mit Details lange zurück. Klar ist nur, dass es zuvor erst einmal zurück zum Mond gehen wird, um viele wichtige Technologien für den Flug zum roten Planeten auszutesten. Für 2020 ist dies geplant. Hier stößt die US-Weltraumbehörde auf allerlei Konkurrenz - inzwischen wollen unter anderem auch die Russen und Chinesen auf den Erdtrabanten.
Noch recht wage ist auch, was die Mars-Mission kosten wird. Die Budgetzahlen, die inzwischen durch Washington geistern, klaffen breit auseinander - von 20 bis 450 Milliarden Dollar ist die Rede. Auch sind alle Präsentationen, die die NASA zum Thema macht, mit einem dicken "Vorläufig"-Stempel versehen. Verzögert sich die bemannte Rückkehr zum Mond, verschieben sich auch die Mars-Pläne. Und viele der Technologien, die den Menschen sicher zum roten Planeten bringen sollen, sind noch im Frühstadium. Eine Begeisterung wie 1969 bei der Mondlandung kann da nur schleppend aufkommen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Pelicot-Prozess und Rape Culture
Der Vergewaltiger sind wir
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Trendvokabel 2024
Gelebte Demutkratie
Bundestagswahlkampf der Berliner Grünen
Vorwürfe gegen Parlamentarier
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt
Berliner Kultur von Kürzungen bedroht
Was wird aus Berlin, wenn der kulturelle Humus vertrocknet?