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Erste BundesligaHerr Schaaf und die Liebe zum Fußball

Im Verfolgerduell trennen sich Werder Bremen und Bayer Leverkusen mit einem gerechten 1:1. Für die Bremer ist der erzielte Punkt mehrfach wichtig.

Kein Debütant: Bremens Claudio Pizarro bejubelt sein Tor zum 1:0. Bild: dpa

BREMEN taz | Wer geglaubt hatte, nach zehn Jahren den Wortschatz in- und auswendig zu kennen, zu dem Thomas Schaaf greift, um ein Spiel seiner Mannschaft zu beschreiben, der wurde am Samstag eines Besseren belehrt: "Es war alles dabei, was den Fußball liebenswert macht", sagte Werder Bremens Trainer nach dem Spiel gegen Bayer Leverkusen - und sprach damit den meisten Zuschauern aus dem Herzen.

Es war nicht die spielerische Leichtigkeit der Diego-Zeit, die das Publikum das erste Mal seit langem zu Standing Ovations trieb, auch nicht der Kombinationswirbel der Ära Özil. Es war etwas Zeitloseres, Ursprünglicheres. "Kampf pur", beschrieb Leverkusens Kapitän Simon Rolfes den spannenden, temporeichen Schlagabtausch, den sich beide Mannschaften noch in der 91. Minute lieferten.

Intensiv waren Werders Spiele gegen Bayern Leverkusen in den vergangenen Jahren immer - diese Begegnung aber überraschte selbst Rolfes, der einst mehrere Jahre im Bremer Nachwuchsinternat gelebt hat. "Die jungen Bremer waren am Ende stehend k. o., aber die Zuschauer haben sie unheimlich nach vorn gepusht, das habe ich so hier noch nicht erlebt, da bewirkt das neue Stadion einiges."

Die Begeisterung hatte viel damit zu tun, dass es tatsächlich junge, unerfahrene Bremer waren, die sich auf Augenhöhe präsentierten gegen das Starensemble von Bayer Leverkusen, das es sich leisten kann, einen Michael Ballack auf der Bank sitzen zu lassen. Denn Thomas Schaaf musste mit Marko Arnautovic, Aaron Hunt, Marko Marin, Naldo und Lukas Schmitz auf eine halbe Mannschaft verzichten.

Dafür feierten Linksverteidiger Florian Hartherz und der Schweizer Neuzugang Francois Affolter in der Innenverteidigung ihre Bundesliga-Premiere. Das komplette offensive Mittelfeld mit Tom Trybull, Aleksandar Ignjovski und Mehmet Ekici bestand aus wenig erfahrenen Youngstern. Und als der etwas abfallende Ekici nach einer Stunde den Platz verlassen musste, brachte Schaaf mit dem 18-jährigen Niclas Füllkrug noch einen weiteren Debütanten.

Es passte in die Dramaturgie, dass das Gespann Hartherz und Trybull in der 29. Minute das 1:0 durch Claudio Pizarro mustergültig vorbereitete. Noch beeindruckender war allerdings, wie organisiert und konzentriert die neu formierte Mannschaft in der zuletzt oft schwächelnden Defensive arbeitete. Zusammengehalten von einem überragenden Sokratis, der selbst erst 23 Jahre alt ist und 16 Bundesliga-Spiele auf dem Buckel hat, in dieser Konstellation aber schon wie ein "Alter" wirkt. Ausgerechnet sein einziger Mini-Patzer führte zum Ausgleich in der 57. Minute, als er einen Ball statt zum Einwurf zur Ecke klärte, die Torwart Tim Wiese dann unterlief und Stefan Reinartz mit dem Kopf verwandelte.

Im Spiel nach vorn holperte noch manches, stockte der Kombinationsfluss oft früh. Dennoch war stets eine Ordnung sichtbar, an der sich die jungen Spieler orientieren konnten.

Es kennzeichnet Thomas Schaafs Liebe zum Fußball, dass er eine Mannschaft nie allein lässt, sie nie ohne Konzept auf den Platz schickt. Gegen Leverkusen ist es fast aufgegangen. Der Pfosten stand im Weg, als Markus Rosenberg kurz vor Schluss fast noch den Siegtreffer erzielt hätte. Tabellarisch bedeutet dieser Punkt, dass Werder Bremen vor Leverkusen erster Verfolger des Spitzenquartetts der ersten Liga bleibt. Psychologisch ist er noch wertvoller: Die Mannschaft, deren wahres Leistungsvermögen vor dem Spiel stark in Zweifel gezogen wurde, hat bewiesen, dass sie zu Recht so weit oben steht. Und jeder hat gesehen, wie viel Potenzial noch in ihr steckt.

"Heute ging es für uns als Mannschaft ein richtiges Stück vorwärts", fasste Werder-Sportdirektor Klaus Allofs diese Erkenntnisse zusammen. "Mit diesem Spiel ist unser Konkurrenzkampf wieder entfacht." Damit meinte er zunächst den internen Konkurrenzkampf, zumal heute auch noch die österreichische Neuverpflichtung Zlatko Junuzovic dazukommt. Wer will, kann das aber auch sehen als Kampfansage an das Spitzenquartett in der Liga.

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